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2017-05-22T11:57:11+0000
# „Wir gestalten die Zukunft“ Gestaltung neue Verbandsaufgaben, klare Absage an EU-Liberalisierung des Handwerks und voller Einsatz für die Interessen der Fachbetriebe – beim 69. Bundesverbandstag in Regensburg Mitte Mai nannte ZKF-Präsident Peter Börner in seiner Grundsatzrede die Kernaufgaben des Zentralverbandes für Karosserie- und Fahrzeugtechnik (ZKF) und hebt die konkrete Unterstützung für die rund 3.500 Mitgliedsbetriebe hervor. Tiefgreifende Veränderungen kommen auf die Branche zu. Davon zeigte sich ZKF-Präsident Peter Börner in seiner Grundsatzrede beim 69. Bundesverbandstag in Regensburg überzeugt. Der Zentralverband setzt deshalb auf Kontinuität, ein klares Profil und zukunftsweisende Initiativen. Mit einer deutlichen Mehrheit bestätigte die Mitgliederversammlung Peter Börner als ZKF-Präsidenten für eine dritte Amtszeit. Auch die Vizepräsidenten Claus Evels und Ulrich Schäfer wurden von den Mitgliedern erneut in den engeren Vorstand gewählt. Als neuer Vizepräsident kommt Detlev Thedens in das ZKF-Gremium hinzu. Er löst Uwe Heiseler ab, der in den Ruhestand verabschiedet wurde. ## „Die Gene der Karosserie- und Fahrzeugbauer erhalten“ In Regensburg diskutierten rund 400 Teilnehmer aktuelle Herausforderungen in der Unfallinstandsetzung und Lackierung (IFL) sowie im herstellenden Karosserie- und Fahrzeugbau. „Wir sind ein wichtiger Teil der Deutschen Wirtschaft und sehr gut aufgestellt“, erklärte Peter Börner in seiner Grundsatzrede selbstbewusst. Der ZKF-Präsident sieht langfristig dennoch den Berufsstand gefährdet: „Die stagnierenden Lehrlingszahlen weisen einen erschreckenden Weg: heute keine Auszubildenden, morgen keine Gesellen und übermorgen fehlen uns die Meister.“
Zudem sei die EU-Liberalisierung durch die Einführung der Dienstleistungskarte ein erneuter Angriff auf die Handwerksordnung. „Wir müssen die Gene der Karosserie- und Fahrzeugbauer sowie des freien Marktes erhalten“, betonte Peter Börner und fügte hinzu: „Deshalb werden wir die Tradition des Meisters sowie unsere Handwerksordnung verteidigen.“ ## Junge Menschen mehr begeistern! Vor diesem Hintergrund engagiert sich der Zentralverband künftig stärker für die junge Generation. „Wir setzen als Vorstand selbst ein Zeichen, binden junge Menschen in unsere Arbeit ein und werden die Verjüngung unserer Gremien vorantreiben.“ Darüber hinaus forciert der ZKF seine Ausbildungskampagne „WE WANT YOU!“ und beteiligt sich zudem an der Initiative Joblinge, um mehr Jugendliche für das Handwerk zu qualifizieren. „Am Thema Ausbildung müssen wir alle arbeiten, Betriebe, Innungen, Landesverbände und der Zentralverband.“ ## Der Konjunkturmotor brummt, die wirtschaftliche Lage der Betriebe wird schwächer Die konjunkturelle Situation der herstellenden und reparierenden Karosserie- und Fahrzeugbaufachbetriebe bewertete Peter Börner in seiner Grundsatzrede positiv. „Die Auftragslage in unseren beiden Branchen Neubau und Reparatur ist sehr gut. Wirtschaftlich sieht die Lage aber leider völlig anders aus.“ Im Fahrzeugbau sinken die Stundenverrechnungssätze aufgrund wachsender Konkurrenz bei steigenden Löhnen und Fachkräftemangel. „Im Unfallreparaturmarkt ist der Ertrag von 15 Prozent EBITDA auf 4,6 Prozent in den vergangenen 15 Jahren zurückgegangen. Eine erschreckende und langfristige Entwicklung, die die Investitionsfähigkeit der Betriebe immer stärker gefährdet.“
## Negative Trends in der Unfallinstandsetzung Peter Börner kritisierte vor den Teilnehmern des Bundesverbandstages in Regensburg erneut die Rechnungskürzung von Prüfdienstleistern und Versicherern. „Unsere Rechnungen werden so sehr angezweifelt, sodass schon fast unberechtigterweise von Generalverdacht die Rede sein muss.“ Der ZKF-Präsident sieht weitere negative Entwicklungen, die auf die Branche zukommen: pauschale Arbeitswerte für Montagearbeiten, Bestimmung des Reparaturweges sowie Ersatzteilbeschaffung über den Versicherer. „Dies ist nur der Anfang einer weiteren klaren Zielsetzung der Versicherer, Geld zu sparen und zwar das Geld der Werkstatt.“ ## „Wir wehren uns und bieten Lösungen!“ Der ZKF hat im Rahmen der Agenda 2020 konkrete Projekte entwickelt, die die Mitgliedsbetriebe dabei unterstützen, die Herausforderungen zu meistern. „Fehlerhafte Arbeitswerte und Lackierzeiten liegen weit ab der Realität, jährlich gibt es Korrekturen nach unten. Zudem steigen die administrativen Aufgaben in der Unfallreparatur ständig. Auch der Aufwand für die Abwicklung der gesamten Prozesse in der Ersatzteilbeschaffung übersteigt die Erträge“, betonte Peter Börner in seiner Grundsatzrede und stellte die konkreten Lösungen heraus. Gemeinsam mit der EUROGARANT AutoService AG hat der ZKF den Dienstleistungsservice für Betriebe (DfB) entwickelt, der Anfang des Jahres erfolgreich an den Start gegangen ist. „Mit DfB reduzieren wir den Arbeitsaufwand für die Mitgliedsbetriebe bei der Schadenabwicklung und bieten Schutz vor Rechnungskürzungen.“ Zudem arbeite die Interessengemeinschaft für Fahrzeugtechnik und Lackierung seit nunmehr 10 Jahren permanent an der Korrektur von Arbeitszeiten für Karosserie- und Lackierarbeiten. Jährlich werden mittlerweile 300 Arbeitszeiten in den Systemen richtiggestellt.
Mit repair-pedia stehe zudem ein einzigartiges Wissens Portal für die Mitgliedsbetriebe zur Verfügung. ZKF-Präsident Peter Börner forderte die Betriebe auf, diese Angebote aktiv zu nutzen. ## Wenig Tempo beim autonomen Fahren Mittelfristig sieht der ZKF die Entwicklung zum autonomen Fahren gelassen. „Im Jahr 2016 gab es so viele Unfallschäden wie zuletzt vor 25 Jahren. Wir sind noch längst nicht so weit, dass auch nur teilautonomes Fahren in greifbare Nähe rückt.“ Erst wenn Querführung und Überholen automatisch möglich werden und die automatische Gefahrenprognose beim autonomen Fahren eine Übernahme der Steuerung des Fahrzeugs innerhalb von zehn Sekunden gewährleistet sei autonomes Fahren technisch realisierbar. „Es fehlen dann jedoch immer noch die Infrastruktur, flächendeckendes, mobiles 4G Datennetzwerk, zentimetergenaue Kartendaten sowie ein europaweites oder weltweites Haftungsrecht.“ Dennoch ist der ZKF-Präsident davon überzeugt, dass sich die Branche in den nächsten zehn Jahren gänzlich ändern wird. „Nicht nur die Fahrzeuge sondern auch der Handel und die Eigentumsverhältnisse werden sich dramatisch verändern“, beschrieb Peter Börner künftige Entwicklungen. Der Trend gehe weg vom Privathalter hin zu Flotte und Car-Sharing mit völlig neuen Versicherungsprodukten. ## Der Zentralverband vertritt die Interessen des Fahrzeugbaus Auch im Neubau und der Reparatur von Nutzfahrzeugen stehen die Zeichen für Veränderungen, auf die sich der Zentralverband einstellt. „Im Bereich Neubau werden wir den EUROGARANT Nutzfahrzeug Service unter anderen Vorzeichen starten“, erklärte der ZKF-Präsident.
Es soll ein Netzwerk an Betrieben entstehen, von den Kunden, wie Speditionen, die Serviceleistungen beziehen können. „Wie wichtig auch im Nutzfahrzeugbereich die Zusammenarbeit mit den Verbänden ZDK und VDA ist, zeigt die Diskussion um die künftige Behandlung der Abgaswerte im Nutzfahrzeug.“ Hier bestehe die Gefahr, dass Handwerksbetriebe nach einem Aufbau Abgaswerte messen und dokumentieren müssten. Dazu seien diese kaum in der Lage. ## Praxisorientierte Workshops In zahlreichen Workshops informierten sich die Teilnehmer des ZKF-Bundesverbandstages über aktuelle Themen der Betriebsführung und der Fahrzeugtechnik. Großes Interesse zeigten die Besucher am Workshop Unternehmensnachfolge. Weitere Schwerpunkte waren: Rechnungskürzungen bei Haftpflicht- und Kaskoschäden, Ausbildung, Internetauftritt für die Betriebe, aktuelle Entwicklungen bei Fahrer-Assistenzsystemen, der Einsatz von EuroDFT, Oldtimer als Zukunftsmarkt sowie der Lackierfachbetrieb. Im Nutzfahrzeugbereich standen die neuen Abgasvorschriften und der neue MANTGE für Aufbauhersteller auf dem Programm.
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