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2016-06-08T10:31:09+0000
# Nutzen Sie das Potenzial der Klassiker „Oldtimer sind eine sehr gute Möglichkeit, auch neben der täglichen Unfallreparatur ein zweites Standbein mit dauerhafter Auslastung zu haben“, betonte ZKF-Präsident Peter Börner bei der Eröffnung des ersten Oldtimer-Kongresses Recht und Schaden in Friedberg. Dort trafen sich am 3. und 4. Juni Experten aus Werkstatt, Sachverständigenbüros und Anwaltskanzleien. Sie diskutierten zentrale Fragestellungen wie Restaurierungs- und Reparaturmethoden, die Unfallschadenabwicklung oder rechtliche Schwierigkeiten bei Bewertung und Kauf von historischen Fahrzeugen. Positiver Trend: Im Gegensatz zu allgemein sinkenden Schadenraten, wird sich das Geschäft mit Oldtimern weiterhin stabil entwickeln. ## Oldtimer-Fans sind zahlungsbereiter Historische Fahrzeuge wecken Emotionen, was laut VW Classic Parts Geschäftsführer Frank Sonnleithner dazu führt, dass die Freunde des alten Blechs weitaus weniger preissensibel sind. Häufig überschreiten die Investitionen in die Pflege des Schmuckstücks sogar den tatsächlichen Wert des Fahrzeugs. „Wir beobachten, dass Zahlungsbereitschaft bei Fahrzeugen, die älter als 25 Jahre sind, kontinuierlich wieder ansteigt.“ Einer Studie zufolge verfügten immerhin rund drei Viertel aller Oldtimer-Besitzer über ein Netto-Haushaltseinkommen von mehr als 3.000 Euro. Zudem ist die klassische Oldtimer-Klientel zwar anspruchsvoll und erwartet Top-Beratung, jedoch auch nachsichtiger, etwa wenn es um Wartezeiten geht, darin waren sich die Experten des Kongresses einig. Dadurch ist der Oldtimer noch attraktiver für den Betrieb, denn er kann relativ flexibel in die Wochenpläne eingetaktet werden und so die Auslastung auf einem stabilen Niveau halten.
Klar ist auch: Guter Service lohnt sich, immerhin verfügt jeder private Oldtimer-Kunde durchschnittlich über zwei weitere Autos. ## Oldtimer-Markt mit Potenzial für Sachverständige und Betriebe Die Bereitschaft, mehr auszugeben weckt aber selbstverständlich auch Erwartungen: „Gerade für Sachverständige geht der Job damit weit über die reine Fahrzeugbewertung hinaus“, meint Harald Brockmann, Präsident des Bundesverbands der freiberuflichen und unabhängigen Sachverständigen für das Kraftfahrzeugwegen (BVSK). Elmar Fuchs, Rechtsanwalt und Betreiber der Plattform autorechtaktuell.de, zeigte sich davon überzeugt, dass der Oldtimer-Markt noch deutlich besser genutzt werden könnte. Für eine sach- und fachgerechte Beratung forderte er zudem eine noch intensivere Kommunikation zwischen Werkstatt, Sachverständigen und Juristen, um gemeinsam und mit geballtem Sachverstand Standards im Bereich der historischen Fahrzeuge zu setzen. ## VW geht mit Classic Competence Centern in die Offensive Die VW Classic Parts plant, ihr aktuell rund 50 Standorte umfassendes Netzwerk an Classic Competence Centern auszubauen. Frank Sonnleithner erklärte dazu: „Wir können Kundenerwartungen nur gemeinsam erfüllen – Schlüssel ist dabei ein breites Teilesortiment in Kombination mit kompetentem Service vor Ort.“ Dafür sucht die Volkswagen-Tochter deutschlandweit ZDK-zertifizierte Oldtimer-Betriebe. Als VW Classic Competence Center erhalten Werkstätten VW Originalteile sowie Support bei der Teilerecherche, zudem unterstütze der Konzern bei entsprechenden Marketingmaßnahmen.
## Vorsicht vor „Überrestaurierung“ Bei aller Liebe zur Wiederherstellung des Originalzustands warnten die Experten davor, das alte Blech überzurestaurieren. In den 70er und 80er Jahren sei es beispielsweise gängige Praxis gewesen, Versiegelung nach dem Motto „Viel hilft viel“ aufzutragen. Harry Spies, Verantwortlicher für das Thema Korrosionsschutz bei der Carlofon GmbH, empfiehlt deshalb, sich vorab bei Interessengemeinschaften oder in Fachzeitschriften zu informieren – schließlich habe jedes Fahrzeug seine ganz bestimmten, anfälligen Stellen. Auch Restauratorin Gundula Tutt rät dringend davon ab, den Wagen immer unbedingt in den Auslieferungszustand zurück versetzen zu wollen. Schließlich seien es in vielen Fällen kleine Macken, die ein altes Auto in ein Stück fahrende Geschichte verwandeln – sei es das Fluchtfahrzeug von Bonnie und Clyde, ein Sportwagen mit Kratzern von seinem letzten großen Rennen oder die Delle, die der Vater vor 40 Jahren selbst verursacht hat.