2025-10-01T10:11:47+0000

Vertrauen aufbauen, Probleme lösen – Miriam Jung blüht im Außendienst auf

Als Miriam Jung nach der Schule ihren Abschluss in der Tasche hatte, war noch unklar, wohin der Weg sie führen würde. „Ich wusste nicht richtig, was ich machen soll“, erzählt die 27-Jährige rückblickend. Die zündende Idee kam schließlich aus der Familie: Ihr – wie sie selbst sagt – „Bonus-Papa“ schlug vor, ein Praktikum in einer Lackiererei zu absolvieren. Eine gute Entscheidung – denn die Leidenschaft für Farbe und Gestaltung schlummerte längst in ihr. „Ich habe bereits während der Schulzeit an den Wochenenden einen Airbrush-Kurs besucht. Das hat mir unglaublich viel Spaß gemacht.“ Das Praktikum bestätigte ihr Bauchgefühl. Kurz darauf erhielt die damals 19-Jährige im Duisburger Betrieb Rüdiger Holtkamp einen Ausbildungsplatz und begann ihre Laufbahn als Fahrzeuglackiererin. ## Nächstes Etappenziel: Meisterbrief Während ihrer Ausbildung widmete sich Miriam auch an einem ganz persönlichen Projekt: Sie lackierte ihr eigenes Motorrad – eine Erfahrung, die ihr Können unter Beweis stellte und sie gleichzeitig weiter antrieb. Schon während der Lehrzeit hatte sie ein klares Ziel vor Augen: den Meistertitel. „Mir war immer schon klar, dass ich relativ zeitnah meinen Meister machen will.“ Also wagte sie Ende 2022 den nächsten Schritt und abolvierte die Meisterschule in Vollzeit an der Handwerkskammer Düsseldorf – ein intensives Jahr, das sie zu Beginn des Jahres 2024 erfolgreich beendete. ## Ein neuer Weg: Anwendungstechnikerin bei Weeres Schon während ihrer Zeit beim Karosserie- und Lackierzentrum Holtkamp lernte die junge Frau ihren heutigen Kollegen Ralf Müller kennen, der damals als Vertriebler im Betrieb vor Ort war. „Der Job hat mich irgendwie fasziniert, ich kam mit Ralf ins Gespräch und habe ihn auch in ein paar Betriebe begleitet, um einen Einblick in den Beruf bekommen.“ Schnell war für Miriam Jung klar: Diese Tätigkeit verbindet Technik, Beratung und den direkten Draht zu den Menschen – genau das, was sie suchte. Seit Juni 2024 arbeitet sie bei der K. L. Weeres GmbH & Co. KG, einem Vertriebspartner des Lackherstellers PPG | Nexa Autocolor. Als einzige Frau ist die Anwendungstechnikerin zusammen mit sechs weiteren Kollegen im Außendienst tätig und betreut rund 20 K&L-Betriebe im Ruhrgebiet. ## „Mir ist wichtig, dass neue Produkte in die Prozesse passen“ Ihre Aufgaben sind vielseitig: Miriam Jung stellt neue Produkte in Werkstätten vor, schult Mitarbeitende in der Anwendung und unterstützt Betriebe bei technischen Fragen. „Ich stehe beratend zur Seite, wenn es Probleme gibt – zum Beispiel bei neuen Farbtönen oder bei der Umstellung auf neue Produkte.“ Dabei ist jeder Einsatz anders. „Die Betreuung der Betriebe ist sehr individuell, weil in jedem Betrieb die Prozesse etwas anders laufen. Mir ist wichtig, dass neue Produkte
wirklich in die Abläufe passen und diese effizienter machen. Dafür muss ich die Betriebe und die Menschen dort gut kennen.“ Besonders entscheidend sei der Aufbau von Vertrauen. „Ein Vertrauensverhältnis zu den Betrieben ist enorm wichtig, deshalb bin ich oft mehrmals pro Monat vor Ort.“ ## Zwischen Kommunikation und Praxis Was ihr an dabei am meisten Freude bereitet? „Alles“, sagt sie lachend. „Aber am liebsten löse ich Probleme und kommuniziere mit Menschen.“ Einziger Wehrmutstropfen: die praktische Arbeit fehlt der jungen Frau. Aber ganz musste sie die Arbeit Lackierkabine nicht aufgeben. Denn im Rahmen von Vorführungen oder auch bei Weiterbildungen greift sie selbst noch zur Lackierpistole. „Weiterbildungen und Produktschulungen sind ein fester Bestandteil unserer Arbeit. Gerade bei unserem Partner PPG gibt es regelmäßig Schulungen. Dieses Wissen geben wir dann direkt an die Betriebe weiter.“ ## „Ich wünsche mir, dass mehr junge Menschen den Weg ins Handwerk finden“ Als Frau im Handwerk hat Miriam bislang überwiegend positive Erfahrungen gesammelt. „Skepsis, weil ich eine Frau bin, habe ich bisher weniger erlebt. Außendienstmitarbeiter müssen sich generell erst einmal beweisen und Vertrauen aufbauen.“ Dass immer mehr Frauen in den Werkstätten sichtbar werden, begrüßt sie ausdrücklich. „Ich finde es toll, dass sich immer mehr Frauen für diesen Weg entscheiden. Und ich wünsche mir, dass noch viel mehr junge Menschen – Frauen wie Männer – den Weg ins Handwerk finden.“
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