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2025-06-11T09:30:59+0000

Mehr Kontext bitte, lieber GDV!

Stimmen die Prognosen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), müssen die Assekuranzen in diesem Jahr rund 4,5 Prozent mehr Geld für Schäden ausgeben als noch 2024. [Der GDV macht steigende Ersatzteilpreise sowie teure Werkstattarbeiten dafür verantwortlich. ](https://schaden.news/de/article/link/44575/gdv-steigende-reparaturkosten-diskussionen-im-markt) Die Steigerung ist angesichts der Marktentwicklung plausibel. Ersatzteile sind demnach in den letzten zehn Jahren um rund 75 Prozent teurer geworden – weit über der allgemeinen Inflation. Es ist unstrittig, dass auch die Werkstattkosten in der letzten Dekade nach oben geklettert sind. Problematisch ist jedoch die pauschale und undifferenzierte „Schuldzuweisung“ des GDV – die zu berechtigtem Widerspruch im Unfallschadenmarkt führt . Werkstätten sehen sich mit enormen Herausforderungen konfrontiert: Der technologische Fortschritt in Fahrzeugen – etwa durch Fahrerassistenzsysteme, komplexe Lichttechnik und Sensorik – hat die Reparaturprozesse massiv verändert. Was früher ein „einfacher Blechschaden“ war, ist heute ein arbeitsintensiver Eingriff in hochvernetzte Systeme. Der Aufwand, die notwendige Qualifikation des Personals und der Investitionsbedarf in moderne Diagnosetechnik steigen – und damit zwangsläufig auch die Kosten. Hinzu kommt: K&L-Betriebe sind Wirtschaftsunternehmen mit legitimer Gewinnabsicht. Steigende Personal-, Energie-, Miet- und Versicherungskosten können nicht dauerhaft geschluckt werden. Wer erwartet, dass Werkstätten unter Kostendruck dennoch auf hohem technischem Niveau arbeiten, gefährdet langfristig Qualität, Ausbildung und letztlich die Existenz dieser Betriebe. Besonders kritisch ist die Intransparenz in der GDV-Kommunikation. Zum einen wird zwischen freien und markengebundenen Werkstätten differenziert – obwohl gerade Letztere mit deutlich höheren Verrechnungssätzen operieren dürften. Zweitens legt der Verband nicht offen, wie sich die prognostizierten 4,5 Prozent Mehrkosten genau zusammensetzen. Stattdessen entsteht ein Zerrbild, das freien und Partnerwerkstätten unnötig schadet. Fazit: Ja, die Reparaturkosten steigen – aber nicht, weil Werkstätten überzogen abrechnen, sondern weil moderne Mobilität komplexer, regulierter und technisch anspruchsvoller geworden ist. Wer echte Lösungen will, sollte nicht die Werkstätten an den Pranger stellen, sondern faire Partnerschaften fördern, den Ersatzteilmarkt liberalisieren und praxisnahe Rahmenbedingungen schaffen. Nur so lässt sich Qualität sichern – und Kosten langfristig stabilisieren.