2025-03-19T12:19:09+0000

Golf 7 GTI: Vermeintlich leichte Unfallschäden sind oft schwer kalkulierbar

Wie lassen sich vermeintlich leichte Unfallschäden in der Praxis realistisch einschätzen? Dieser Frage widmet sich die Interessengemeinschaft für Fahrzeugtechnik und Lackierung e.V. (IFL) in ihrer aktuellen Technischen Mitteilung (TeMi). Denn insbesondere bei der Begutachtung ohne vorherige Demontage und nur anhand automatisierter Kalkulationen ohne fahrzeugspezifische Informationen können Fehler auftreten, die Reparaturkosten erheblich ansteigen lassen. ## Erste Herausforderung: Schadenfeststellung Laut IFL-TeMi liege die erste große Herausforderung bei der anfänglichen Schadenfeststellung. Am Beispiel einer beschädigten Stoßfängerverkleidung am VW Golf 7 GTI verweist die Interessengemeinschaft auf individuelle Ausstattungsmerkmale sowie zusätzlich verbaute Anbauteile, die von Serienfahrzeugen abweichen können. Zudem sei nicht immer auf Anhieb erkennbar, ob spezielle Anbauteile wie Spoiler und Abdeckungen Teil des Hauptteils sind oder separat betrachtet werden müssen. Außerdem könne die Fachkraft vor der Demontage nicht immer erkennen, ob Anbauteile später wiederverwendbar sind. Und schließlich sei auch der Beschaffungsaufwand sowie der Zustand der gelieferten Ersatzteile oft unklar, was mitunter Zusatzaufwand für die spätere Lackierung bedeuten kann. ## Tagesaktuelle Reparaturinformationen unerlässlich Als weiteren wichtigen Punkt führt die IFL die Notwendigkeit tagesaktueller und fahrzeugspezifischer OE-Reparaturinformationen an. Bei Unklarheiten sollten stets wichtige Herstellerinformationen eingeholt werden, da sie Hinweise zur Wiederverwendbarkeit von Bauteilen enthalten können. Diese Informationen stimmen laut IFL-TeMi jedoch nicht zwangsläufig mit den Grafiken der Kalkulationssysteme überein. Nur im Idealfall seien bei den entsprechenden Bauteilen auch diverse Anmerkungen hinterlegt. ## Vollständige und fachgerechte Kalkulation Eine weitere Herausforderung liege laut IFL bei der Erstellung vollständiger und somit fachgerechter Kalkulationen und Sachverständigengutachten. Denn bei einer Standard-Kalkulation könnten fehlende Informationen zu Ungenauigkeiten führen. Als Beispiele werden dabei Anbauteile genannt, die nicht zerstörungsfrei demontierbar sind und somit erneuert werden müssen. Zudem könnten für die Montage zusätzliche Arbeiten wie Bohren, Schweißen, Verkleben oder Vernieten, sowie notwendiges Hilfs- und Kleinstmaterial erforderlich sein. Und auch anfallende Lackpositionen für bestimmte Teile fehlen teilweise in den Kalkulationssystemen, da sie in der Realität mitunter im
Rohzustand geliefert werden. Die Differenz zwischen der ursprünglichen Kalkulation und der Nachkalkulation könne erheblich sein, was in vielen Fällen auf die nicht wiederverwendbaren Ersatzteile zurückzuführen ist, so die Interessengemeinschaft. ## Lückenlose Dokumentation notwendig Um die unterschiedlichen Kosten gegenüber der Versicherung zu rechtfertigen, sei laut IFL-TeMi eine transparente Dokumentation aller Arbeiten absolut unerlässlich. Der Aufwand für diese, relativ aufwendige Dokumentation könne über die IFL-Position 69 „Grundsätzlicher, einmaliger Zusatzaufwand für fachgerechte Dokumentation“ erfasst werden. Dazu komme die Entsorgung für Kunststoffteile sowie eine Kleinteilpauschale. ## Individuelle Vorgehensweise erforderlich Abschließend fasst die Interessengemeinschaft für Fahrzeugtechnik und Lackierung e.V. nochmal zusammen, dass für die Erstellung vollständiger und fachgerechter Kalkulationen sowie Sachverständigengutachten heute eine individuelle Vorgehensweise erforderlich ist. Dies bedeute zum einen, dass für die Kalkulation nur qualifiziertes und geschultes Personal eingesetzt werden sollte, sowie stets mit einer im Vorfeld durchgeführten VIN-Identifikation gearbeitet werden müsse. Außerdem sei immer eine unmittelbare Inaugenscheinnahme der Fahrzeuge empfehlenswert. Weiter habe die vollständige, fachlich korrekte und nachvollziehbare Dokumentation einen besonderen Stellenwert, so die IFL. Zusätzlich sei die Einbeziehung von Sachverständigen, eine Nutzung aller technischer Möglichkeiten bei der Kalkulation sowie die realistische Erweiterung durch Eigene oder IFL-Positionen, besonders wichtig. Auch die Beschaffung tagesaktueller Reparaturinformationen sowie die konsequente Nachkalkulation des Reparaturauftrags seien unerlässlich, um realistische und vollständige Kalkulationen zu erstellen, betont die IFL in ihrer neuesten Technischen Mitteilung. [Die aktuelle IFL-TeMi steht Ihnen hier zum kostenfreien Download bereit. ](https://schaden.news/download/link/31k2)
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