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2024-09-25T09:02:25+0000

Frauen im Handwerk: Dieser Frau eilt ihr guter Ruf voraus – bis ins EU-Parlament

Knapp fünf Jahre ist es her, dass Daniela Schleich die Auszeichnung „Unternehmerfrau im Handwerk“ erhielt. Doch bereits vorher stand die 50-Jährige aufgrund ihres außergewöhnlichen Werdegangs in der Öffentlichkeit, durfte deshalb beispielsweise schon Königin Silvia von Schweden die Hand schütteln. Denn ursprünglich war Daniela Schleich Steuerfachangestellte. Durch ihren Mann, Olaf Schleich, der im Jahr 2000 eine Autolackiererei gründete, stieg sie 2006 in den Werkstattbetrieb ein und war dort zunächst für die Buchhaltung zuständig. Als 2013 die per Gesetz vorgeschriebene Meisterstelle im Unternehmen nicht besetzt werden konnte, entschloss sie sich, selbst tätig zu werden – und machte ihren Meistertitel im Fahrzeuglackierhandwerk. ## Engagement in Prüfungsausschüssen und als Dozentin Doch auch darüber hinaus engagiert sich die 50-Jährige bereits seit vielen Jahren in verschiedenen Gremien, Prüfungsausschüssen und Handwerkskammern. Sie sitzt im Prüfungsausschuss der Fahrzeuglackierer an der Handwerkskammer Unterfranken, ist dort gleichzeitig Vorsitzende des Prüfungsausschusses der Karosseriebauer und zudem Mitglied des Prüfungsausschusses für die Meisterprüfung der Handwerkskammer Frankfurt. Für diese ist sie auch noch Dozentin im Meisterkurs Fahrzeuglackierer in Weiterstadt. Außerdem ist Daniela Schleich Vollversammlungsmitglied der Handwerkskammer Unterfranken. Und in allem, was sie tut, spürt man die Leidenschaft für ihren Beruf. ## Ihr Ruf eilt ihr bis nach Brüssel voraus Ihre außergewöhnliche Geschichte war kürzlich auch Thema im Europäischen Parlament in Brüssel. Dort fand eine Konferenz zum Thema Ausbildung im Handwerk statt. Daniela Schleich und ihr Werdegang wurden dort als Beispiel betrachtet. Ursprünglich war die Betriebsinhaberin auch selbst zur Veranstaltung eingeladen, konnte jedoch aus beruflichen Gründen nicht nach Brüssel fahren. „Für mich selbst war auch mein eigener Werdegang nie etwas besonderes. Lediglich, wenn ich so eine Anfrage, wie beispielsweise aus Brüssel bekomme, wird mir klar, dass mein Weg kein alltäglicher war“, rekapituliert Daniela Schleich. ## Mit kreativen Ideen zu stärkerer Fachkräftebindung Die Fahrzeuglackierermeisterin steht heut nicht mehr selbst in der Lackierkabine. „Dazu hab ich keine Zeit im Werkstattalltag“, berichtet sie im schaden.news-Gespräch. Zu vielfältig ist ihr Arbeitstag, der vor allem aus der Geschäftsführung des Unternehmens und administrativen Aufgaben besteht. Stillstand jedoch gibt es bei Daniela Schleich nicht. „Es verändert sich immer etwas. Sowohl unser Unternehmen als auch mein Aufgabenbereich entwickeln sich stetig weiter“, erklärt sie. Und dabei kommen ihr manchmal die kreativsten Ideen. So hat die Geschäftsführerin bereits vor einigen Jahren die Aktion „Auto für gute Noten“ eingeführt: Auszubildende, die sich in ihrem Betrieb mit guten Leistungen beweisen, erhalten am Ende ein eigenes Auto zur Verfügung gestellt. ## „Der Frauenanteil steigt“ Dass sich die Rolle der Frauen im Handwerk über die vergangenen Jahre hinweg verändert hat, hat auch Daniela Schleich bemerkt. „Es kommen immer mehr weibliche Fachkräfte in unsere Branche“, freut sie sich. Auch bei den Meisterprüfungen, denen beisitzt, steige der Frauenanteil merklich. Die Unternehmerfrau ermutigt junge Mädchen, sich für die Arbeit in der Werkstatt zu entscheiden: „Egal, ob Fahrzeuglackiererin, Karosseriebauerin oder Mechatronikerin: Das sind alles so wertvolle Berufe mit Abwechslung und Aufstiegschancen. Wer einen Werkstattberuf erlernt, hat im Nachhinein zahlreiche gute Perspektiven. Diesen Gesellinnen und Gesellen steht danach die Welt offen.“
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