2024-07-10T09:24:46+0000

Frauen im Handwerk: Josephine Ellwein macht als Fahrzeuglackiererin Karriere

„Mit 15 Jahren darf man nichts entscheiden, aber ich soll wissen, welchen Beruf ich bis ans Ende meines Lebens ausüben will?“ Josephine Ellwein war sich schon damals über die Tragweite der Berufswahl bewusst, gerade deshalb hat sie diese nicht leichtfertig getroffen, wie sie im Gespräch mit schaden.news für die Porträtserie „Frauen im Handwerk“ erzählt. „Ich habe viele Praktika gemacht – wirklich quer Beet – von Landschaftsgärtnerin über Kindergartenerzieherin bis hin zu Verwaltungsfachangestellte. Die Fahrzeuglackiererei hat mich sofort fasziniert, weil ich dort Kreativität und Handwerk verbinden konnte“, erinnert sie sich. ## „Ich hatte mir wenig Hoffnung auf den Sieg gemacht“ 2017 trat die damals 16-Jährige dann ihre Ausbildung an, die sie nach einem Wechsel des Lehrbetriebes schließlich mit Bestleistung bei der Autolackiererei und Karosserie-Fachbetrieb J.Brinnig GmbH in Vaihingen an der Enz abschloss. Kurz vor dem Ende ihrer Ausbildung 2020 qualifizierte sie sich außerdem für den R-M Best Painter Contest, ein Leistungswettbewerb für Fahrzeuglackierer bis 35 Jahre von der Lackmarke R-M von Lackhersteller BASF. Beim deutschen Vorausscheid in Moers galt es für die damalige Auszubildende, sich gegen die besten Fahrzeuglackierer aus ganz Deutschland durchzusetzen. „Natürlich wollte ich mein Bestes geben, aber ich hatte mir wenig Hoffnungen auf den Sieg gemacht. Die Konkurrenz war stark und einige hatten deutlich mehr Erfahrung als ich, unter anderem war auch ein Fahrzeuglackierermeister dabei.“ ## Weltmeisterschaft in Frankreich Doch Josephine Ellwein setzte sich durch, überzeugte die Jury mit ihren Leistungen und qualifizierte sich als Deutsche Meisterin für das internationale Finale. Dieses wurde pandemiebedingt um zwei Jahre verschoben und fand im Juni 2022 in Clermont-de-l’Oise in Frankreich statt. Und auch dort brillierte sie. Als jüngste Teilnehmerin und noch dazu einzige Frau unter sieben Männern erreichte sie die Silbermedaille und wurde damit Vizeweltmeisterin. „Der Best Painter Contest hat auf jeden Fall mein Selbstbewusstsein gestärkt und mir gezeigt, ich schaffe mehr, als ich mir manchmal selbst zutraue“, resümiert sie die Erfahrung. ## Wertvolle Unterstützung von Betrieb und Meisterschule Dass die junge Frau sowohl national als auch international so gut abgeschnitten hat, verdankt sie aber auch der Unterstützung ihrer Ausbilder, wie sie betont: „Mein Chef hat mich von Beginn an unterstützt, ich durfte auch schon früh in der Ausbildung in die Lackierkabine, wurde für die Wettbewerbstage freigestellt.“ Einige Monate vor dem internationalen Finale trat Josephine Ellwein zudem ihre Meisterschule in Vollzeit an der Schule für Farbe & Gestaltung in Feuerbach bei Stuttgart an, an der sie zuvor auch ihre Ausbildung absolvierte. „Die Berufsschule und die Lehrer standen total hinter mir. Sie haben sogar nach dem Unterricht oder am Wochenende gemeinsam mit mir geübt und
ihre Freizeit dafür geopfert. Dafür bin ich heute noch sehr dankbar und auch deshalb pflege ich immer noch einen sehr engen Kontakt zu meiner Berufsschule.“ ## „Die Vielseitigkeit dieses Berufes hat mich fasziniert“ Nach dem erfolgreichen Abschneiden im Wettbewerb und dem Abschluss der Meisterschule folgte der nächste Karrierestufe im Berufsleben der jungen Frau: „Seit April 2023 bin ich als Anwendungstechnikerin für Glasurit im Raum Stuttgart, Baden-Württemberg tätig.“ Für Josephine Ellwein ein Traumjob. „Durch den R-M Contest habe ich damals viele Anwendungstechniker kennengelernt und die Vielseitigkeit dieses Berufes hat mich einfach fasziniert“, berichtet sie. Die Besuche bei K&L-Betrieben seien lehrreich und immer interessant, zudem begeistert es die 22-Jährige, verschiedene Fehlerbilder in der Lackierung kennenzulernen und dabei zu helfen, diese zu vermeiden. ## „Mädels dazu ermutigen, ins Handwerk zu gehen“ Nicht zuletzt möchte sie mit gutem Beispiel voran gehen und jungen Frauen zeigen, was in dem Beruf alles möglich ist. Deshalb nahm sie beispielsweise auch am Girls Day in der Zukunftswerkstatt 4.0 in Erlangen teil. Als Rednerin gab sie den Schülerinnen vor Ort einen Einblick in das Fahrzeuglackiererhandwerk. „Es ist nach wie vor eine männerdominierte Branche, auch weil viele Mädchen den Beruf gar nicht auf dem Radar haben. Ich glaube, es ist wichtig, diese Erfahrungen von Frau zu Frau näher zu bringen. Und mir hat es großen Spaß gemacht, den Mädels zu zeigen, was in diesem Job alles möglich ist und sie dazu zu ermutigen, ins Handwerk zu gehen.“ Die Entwicklungsmöglichkeiten im Handwerk im Allgemeinen und in der K&L-Branche im Speziellen waren für Josephine Ellwein selbst auch ein wichtiger Faktor für ihre Berufswahl. Und ihr Berufsweg ist das beste Beispiel dafür, dass das Handwerk große Chancen für junge Frauen bereithält.
Lesens Wert

Mehr zum Thema