2024-03-06T11:22:31+0000

Farbzirkel: „Wir Frauen müssen in dieser Branche zusammenhalten“

Noch immer ist die Zahl von Frauen in der Automobilbranche – und speziell im Karosserie- und Lackierbereich – verhältnismäßig gering. Mit dem Farbzirkel hat Glasurit deshalb ein Netzwerk ins Leben gerufen, das Frauen aus der Branche zusammenbringen und vernetzen soll. Rund 60 Teilnehmerinnen nutzten diese Möglichkeit zur Premierenveranstaltung vergangene Woche (29.02.). Mit dabei waren Betriebsinhaberinnen, Managerinnen, Fahrzeuglackiererinnen, Influencerinnen, Anwendungstechnikerinnen sowie zahlreiche Mitarbeiterinnen aus K&L-Betrieben. ## Inspirierende und persönliche Vorträge Schnell zeigte sich, alle hatten oder haben in ihrem Job nach wie vor mit Vorbehalten wegen ihres Geschlechts zu kämpfen. In Münster ging es deswegen auch darum, sich gegenseitig Mut zu zusprechen, um sich in einer nach wie vor männerdominierten Branche zu behaupten. So betonte unter anderem Dr. Uta Holzenkamp, Präsidentin der BASF Coatings weltweit, in einer sehr persönlichen Ansprache: „Immer wieder wurde mir gesagt, dass es mit Kindern nicht möglich sei, beruflich Karriere zu machen. Doch das stimmt nicht!“ Am Beispiel ihres Werdegangs innerhalb der BASF appellierte sie an die Teilnehmerinnen, überholte Denkmuster zu durchbrechen und den Mut zu haben, eigene Ideen, Ideale und Ziele zu verfolgen. ## Der Kampf gegen Vorbehalte Genau das macht auch die Ingenieurin und Mercedes-Doktorantin Stefanie Dechant. Nach ihren Studienabschlüssen in Wirtschaftsingenieurwesen und Maschinenbau hat sich die 26-Jährige dazu entschieden, ihre Begeisterung für Autos sowie Mode und Lifestyle auf Instagram zu verbinden und ging im April 2023 mit ihrem eigenen Instagram-Kanal an den Start. Inzwischen zählt dieser fast 90.000 Follower. Parallel erarbeitet sie in ihrer Doktorarbeit für Mercedes aktuell ein Konzept für eine zukunftsfähige Montage von E-Fahrzeugen. Doch für ihr Engagement erhält die junge Frau nicht nur Zuspruch. In Münster erzählt sie sichtlich bewegt von beleidigenden und geschlechterdiskriminierenden Kommentaren unter ihren Posts. Deshalb betont sie: „Wir Frauen müssen in dieser Branche zusammenhalten. Warum müssen wir uns rechtfertigen oder überhaupt beweisen, dass wir unseren Job beherrschen?“ Letzteres kennt auch die Betriebsinhaberin Christina Stadlbauer. Nach einer privaten sowie beruflichen Trennung führt sie den Familienbetrieb Karosseriebau Stadlbauer GmbH seit gut zwei Jahren allein. Für die Unternehmerin damals ein großer Schritt, denn der Werkstattbereich fiel bis dato nicht in ihren Verantwortungsbereich. Nicht nur männliche Kollegen, sondern auch der Bankberater des Unternehmens äußerten
mehrfach Zweifel, dass sie den Betrieb alleine weiterführen könne. Doch Christina Stadlbauer ließ sich nicht beirren und erzählt beim Farbzirkel: „2023 war für uns das wirtschaftlich erfolgreichste Jahr bisher.“ ## „Märkte und Trends beobachten“ Gemeinsam mit der Geschäftsführerin Jennifer Almarales-Guerra von M-Color in Berlin gab sie Einblicke in ihren Betriebsalltag und die Strategie ihres Unternehmens. Beide Frauen betonten dabei, dass die Beobachtung von Marktentwicklungen und Trends unerlässlich für eine erfolgreiche Betriebsführung sind. Der Berliner Betrieb M-Color ist deshalb mittlerweile nicht nur Tesla Approved Bodyshop, sondern seit Ende Februar auch für den US-Automobilhersteller Rivian zertifiziert. Ein ähnliches Konzept verfolgen die Unternehmerinnen auch beim Thema Fachkräfte. Beide Betriebe bilden seit vielen Jahren in verschiedenen Ausbildungsberufen aus. „Es gibt keine Fachkräfte mehr, die eigene Ausbildung ist also der einzige Weg, um künftig noch Mitarbeiter zu bekommen“, so Christina Stadlbauer. Jennifer Almarales-Guerra beobachte aktuell zudem ein stärkeres Interesse junger Menschen an einer Ausbildung im Handwerk. „Wir verzeichnen momentan eine erhöhte Nachfrage nach Praktika“, berichtet sie. Mit Blick auf die Fachkräftebindung betont sie zudem: „Ich versuche immer, meinem Team zuzuhören. Nur wenn du dicht dran bist, an deinen Mitarbeitern, kannst du auch erfolgreich führen.“ ## „Wiederholung gewünscht“ Zwischen den einzelnen Redebeiträgen bot der Farbzirkel vor allem eines: Viel Raum für persönlichen Austausch. Und genau das wurde von allen Teilnehmerinnen intensiv genutzt – ob auf persönlicher oder fachlicher Ebene. Wie groß der Bedarf der Frauen nach einer exklusiven Plattform für den gemeinsamen Erfahrungsaustausch ist, spiegelt auch die Resonanz wider. „Wir haben durchweg positives Feedback erhalten und eine interaktive und öffentliche Online-Umfrage am Ende hat ergeben, dass alle Teilnehmerinnen sich eine Wiederholung wünschen“, erklärt Marketingchefin Tina Allhoff, die die Veranstaltung gemeinsam mit ihren Kolleginnen Christin Westfechel, Key Account Managerin, und Lisa Uekötter, Event Managerin, initiiert und moderiert hat, zum Abschluss.
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