2024-02-28T09:53:18+0000

Außergewöhnliche Job-Anzeige: „Suche Azubi, biete G-Klasse“

Rund 15 Mercedes G-Klasse, unterschiedlicher Baujahre und teils fast komplett zerlegt, stehen aktuell in der Werkstatt und auf dem Hof vom G-Werk im hessischen Oberzent. Inhaber Patrick Lippick hat sich auf die Restauration des Kult-Geländewagens spezialisiert. Weil Fachkräfte jedoch Mangelware sind und die Auftragsbücher voll, sucht der 50-Jährige nun Azubis. „Die G-Klasse ist ein Kult-Modell und wird nicht aussterben. Aber es fehlt der Nachwuchs, der diese Fahrzeuge zukünftig reparieren kann. Deswegen will ich mir ein junges Team aufbauen, das auf die Reparatur und Restaurierung der G-Klasse spezialisiert ist“, erklärt der Kfz-Mechatronikermeister. ## Ausbildungsgesuch geht viral Und weil Auszubildende inzwischen ebenso schwer zu finden sind, wie gelernte Fachkräfte, hat er sich dafür etwas besonderes einfallen lassen. Am 24. Januar stellt er über Facebook und Instagram ein Ausbildungsgesuch ein. Darin heißt es: „Wir stellen unserem Lehrling eine historische G-Klasse zur Verfügung, die er in seiner Lehrzeit unter Anleitung selbst restauriert. Nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung ist die von dir restaurierte G-Klasse dein Eigentum.“ Der Aufruf geht viral, sogar große Tageszeitungen und Fernsehsender berichten darüber. Und Patrick Lippick kann sich vor Bewerbungen kaum noch retten. „Über 200 Bewerbungen sind seither bei mir eingegangen, teilweise aus anderen Ländern und quer durch alle Altersklassen. Von 16 bis 60 Jahre war alles dabei“, betont er im Gespräch mit schaden.news. ## Ausbildungsplatz für 2024 vergeben, für 2025 noch offen Unter den ersten Bewerbern war auch die 16-jährige Cassia. Sie absolvierte im Februar bereits ein zweiwöchiges Praktikum – Grundvoraussetzung für interessierte Anwärter – und sicherte sich direkt den Ausbildungsplatz für dieses Jahr. „Cassia hat mich sehr beeindruckt. Sie ist sehr motiviert, talentiert und wissbegierig, hat am zweiten Tag bereits Karosseriearbeiten durchgeführt. Da stand die Entscheidung schnell fest“, so der Betriebsinhaber. Doch auch die restlichen Bewerber dürfen noch hoffen, denn es wird ein weiterer Ausbildungsplatz für den Ausbildungsstart 2025 vergeben. ## Motivation ist das A und O Aber was ist, wenn die Auszubildenden nach Erhalt des Gesellenbriefes den Betrieb inklusive G-Klasse verlassen? „That’s the game“, erklärt Patrick Lippick und ergänzt: „Mir ist es wichtig, dass ich motivierte Auszubildende finde, die nicht nach sechs Monaten die Lehre abbrechen. Wenn sie über 3,5 Jahre in ein Projekt eingebunden sind, mit Ausblick auf ein eigenes Fahrzeug, motiviert das viel mehr. Und am Ende kostet es mich vielleicht weniger, als wenn ich alle paar Monate auf die Suche nach einem neuen Azubi gehen muss.“ ## Restaurierung in der Freizeit mit tatkräftiger Unterstützung vom Chef Die Restauration des künftig eigenen Fahrzeugs habe außerdem noch einen praktischen Nebeneffekt: „Die Auszubildenden sollen das Erlernte natürlich auch Schritt für Schritt üben, umsetzen und vertiefen – wo geht das besser als am eigenen Projektfahrzeug.“ Mit insgesamt rund 1.000 Arbeitsstunden rechnet der Mechatroniker-Meister für die Restaurierung, diese müssten jedoch in der Freizeit abgeleistet werden. Werkzeug, Ersatzteile und natürlich die Unterstützung vom Chef gibt’s dafür umsonst dazu. Zusätzlicher Bonus: Im G-Werk werden die Auszubildende in alle Gewerke reinschnuppern – von der Mechatronik, über den Karosseriebau und die Lackiererei bis hin zur Sattlerei. „Nach der Ausbildung sollen meine Nachwuchskräfte echte Allrounder sein. Die braucht es auch in der Restaurierung.“ Ein lukratives Angebot – was sich auch in der Zahl der Bewerbungen widerspiegelt. ## Oldtimer-Betriebe planen Ausbildungsinitiative Und gerade deshalb könnte diese Art der Azubi-Werbung jetzt Schule machen. Denn wie Patrick Lippick verrät, haben bereits mehrere Oldtimer-Betriebe bei ihm angefragt, ob sie die Idee adaptieren könnten. „Ich freue mich darüber, denn Fakt ist, wir müssen die Ausbildung im Handwerk wieder nach vorn bringen.“ Und genau deshalb tüftelt der Betriebsinhaber mit weiteren Kollegen aus der Branche inzwischen an einer größeren Ausbildungsinitiative. Was konkret geplant ist, verrät er aktuell noch nicht. Aber Fakt ist: schaden.news bleibt dran und wird berichten.
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