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2024-09-04T09:41:52+0000

KI-Betriebssystem statt klassischer Administration im Karosseriebetrieb – kann das funktionieren?

Ein Gedankenexperiment: Der Karosseriebauer kommt morgens in die Werkstatt, stempelt sich über ein Tablet ein, bekommt seine aktuellen Aufgaben angezeigt und beginnt sofort mit der produktiven Arbeit. Keine Rückfragen, keine Diskussion mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem Büro – denn das gibt es so gar nicht. Was zählt, sind produktive Stunden. Genauso verhält es sich später in der administrativen Abwicklung des Auftrags: Alles läuft digitalisiert und fehlerfrei ab, Kundinnen und Kunden sind glücklich, der Betrieb zeigt sich modern, attraktiv für Fachleute, bleibt wirtschaftlich beständig und zukunftsfähig. ## „Schlankere Administrationsprozesse, mehr Produktivität“ „So stelle ich mir ein perfektes Szenario vor – auch als Geschäftsführer eines Karosseriebetriebs“, schmunzelt Timo Bayertz. Der PlanSo-Gründer weiß, wovon er spricht: Erst vor kurzem hat er gemeinsam mit seinem Bruder Nicolas Bayertz den Entschluss gefasst, das Familienunternehmen Auto-Bayertz neu zu eröffnen. Der Düsseldorfer Traditionsbetrieb wurde ursprünglich bereits im Jahr 1945 gegründet und ist deutschlandweit bekannt. Dabei soll nun ein neuer Ansatz verfolgt werden: „Schlankere Administrationsprozesse und mehr Produktivität – und das im reinen Kerngeschäft“, erklärt Nicolas Bayertz. Das forderte auch die Änderung der Geschäftsstrategie: Anstatt mit bestehenden regionalen Betrieben in Konkurrenz zu treten, werden nun gezielt strategische Partnerschaften mit ihnen aufgebaut. Dementsprechend verteilt Auto-Bayertz seine Ressourcen vorzugsweise auf umliegende Betriebe und reduziert somit deren Vorlauf- und Wartezeiten: „Anstatt gegenseitig um die Kundschaft zu kämpfen, macht es doch einfach mehr Spaß, gemeinsam Potenziale zu heben, Synergieeffekte zu nutzen und so den Standort Düsseldorf und Umgebung in der Branche noch attraktiver zu machen“, begründet Timo Bayertz: „Inzwischen bestehen Kooperationen zu vielen namhaften regionalen Betrieben und wir hoffen, diese Struktur noch auszuweiten.“ ## Auto-Bayertz: über 80 Prozent rein handwerkliche Arbeit Die Brüder Bayertz und ihr Team wussten, worauf sie bei der Wiedereröffnung und Prozessinnovation von Auto-Bayertz achten mussten. Timo Bayertz erklärt: „Fairerweise muss ich sagen, dass ich – genau wie Nicolas vor mir – damals meine ersten beruflichen Erfahrungen im väterlichen Betrieb sammeln durfte. Wir konnten viel ausprobieren, durften kreative Lösungen ausarbeiten und umsetzen“, erklärt er. „Andere haben diese Möglichkeit im Vorfeld nicht – wir hingegen wussten auf Grund unserer Erfahrungen, worauf es ankommt, welche Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen und welche strategischen Lücken es gibt“. Als Co-Founder von PlanSo verstand es sich dann von selbst, diese Lücken mit dem eigenen Betriebssystem zu schließen und neue Strukturen zu testen. Das Ergebnis: Die rein handwerkliche Arbeit nimmt bei Auto-Bayertz intern mittlerweile einen Anteil von weit über 80 Prozent ein. Sämtliche administrativen Tätigkeiten übernimmt das intelligente Betriebssystem im Rahmen einer erweiterten Technologie-Partnerschaft. Dadurch können mit PlanSo auch externe K&L-Dienstleistungen intern abgebildet werden – angefangen bei der Schadenerfassung durch den Kunden, über KI-gestützte Kalkulationen mit einhergehender Kapazitäten- und Auftragsplanung bis hin zur Fakturierung. Die Portale der Auftraggeber werden durch Schnittstellen bedient. Zudem sind bei der Ersatzteilbestellung die Lieferanten durch ihre digitalen Lösungen viel stärker in die Prozesse des Betriebs involviert. Somit werden sämtliche Lösungen voll ausgeschöpft. Nicolas Bayertz zieht Bilanz: „Die Effizienz des Werkstatt-Teams liegt mittlerweile tatsächlich bei mehr als 100 Prozent. Gerade bei den
aktuell schwierigen Marktbedingungen hat das Konzept einen doppelten Nutzen: Zum einen erhöht es die Zahl der produktiven Stunden, die der Betrieb verkaufen kann. Zum anderen trägt das Modell dazu bei, Kosten langfristig zu senken“. ## Neues Projekt CollisionLab: Wissen teilen, Potenziale ausschöpfen Dass das Auto-Bayertz-Modell allerdings nicht pauschal auf jeden Betrieb zu übertragen ist, sei ebenfalls klar. Auf ein gewisses Maß an Individualität und Umsetzbarkeit komme es an: „Dass wir mit PlanSo als Betriebssystem unendlich viele Use-Cases abbilden können, war von Anfang an mitbedacht. Doch erst die Neueröffnung von Auto-Bayertz und zahlreiche Gespräche mit PlanSo-Neukunden zeigten uns, dass viele Betriebe sich bereits vor der Einführung neuer Prozesse eine vollumfängliche Beratung wünschen – was natürlich nachvollziehbar ist: Das Ganze kostet schließlich Geld und soll individuell funktionieren“, reflektiert Bayertz. „Deshalb haben wir im Wirkungskreis rund um das Branchen- und Expertennetzwerk von PlanSo den Think-Tank CollisionLab gestartet. Dabei beraten auf Grund unserer Erfahrungen und mit Hilfe von entsprechenden Partnern Unternehmen – von inhabergeführten Betrieben über große Autohaus-Gruppen bis hin zu Investoren und Interessengemeinschaften – ganzheitlich. Wir fokussieren uns unter anderem auf rechtliche Belange, Regularien, Nachfolgeregelungen und Unternehmenstransaktionen, Prozessabläufe, betriebswirtschaftliche Zusammenhänge, digitale Transformation, strategische Zielrichtungen, und, und, und.“ Timo und Nicolas Bayertz machen deutlich, dass sie ihren eigenen geschäftlichen Kosmos noch weiter öffnen, Wissen teilen und die Branche stärken möchten: „Bei CollisionLab ist es uns persönlich wichtig, ein besonders breites Spektrum an Dienstleistungen anzubieten und als strategischer Sparrings-Partner auf Augenhöhe sinnhafte Lösungen zu erarbeiten “, erläutern sie. „Es zählen die tatsächlichen Herausforderungen und Bedürfnisse der hervorragenden Betriebe, die es innerhalb unserer Branche gibt. Viele von ihnen könnten mit dem Anziehen weniger Stellschrauben weitaus mehr PS auf die Straße bringen, als sie es gerade tun, davon sind wir überzeugt!“ Das Team zeigt sich im Gespräch mit schaden.news motiviert, weitere Lösungsansätze zu erarbeiten. Den Testbetrieb bei Auto-Bayertz möchten PlanSo und CollisionLab außerdem in den kommenden Monaten weiterentwickeln. Mehr noch: „Wir sind offen für den Austausch mit Betrieben, die sich vorstellen können, das Konzept bei sich auszuprobieren“, erklärt Timo Bayertz abschließend.
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