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2024-03-27T10:00:21+0000

Frauen im Handwerk: „Als Chefin bist Du häufig auch Konfliktlöserin“

Tabea Rasner ist eine resolute Frau, die weiß, was sie will und ihre Ziele in die Tat umsetzt. Einen Kunden, der bei der Schadenaufnahme am Fahrzeug dann doch darauf besteht, dass „da auch nochmal ein richtiger Fachmann“ draufschaut – den hat Tabea Rasner dann auch schonmal freundlich auf ihre beiden Meistertitel im Empfangsbereich der Werkstatt hingewiesen. „Zugegeben, solche Vorfälle waren selten und heute kommen sie auch nicht mehr vor“, berichtet die 46-Jährige im Gespräch mit schaden.news. Vor zehn Jahren hat sie den Betrieb ihres Vaters übernommen, der das Unternehmen 1978 gegründet hat. „Er hat immer gesagt: Mit 65 hört er auf“, erinnert sich Tabea Rasner. ## Meistertitel für Fahrzeuglackierung und Karosseriebau Und so hat sie schon gleich nach dem Abi den Grundstein für die Aufgabe gelegt, die ihr quasi in die Wiege gelegt wurde. „Ich habe eine Ausbildung zur Fahrzeuglackiererin absolviert“, berichtet sie. Dafür ist sie aber zunächst 90 Kilometer weit weggezogen, nach Hannover-Münden. Dafür gab es zwei Gründe: Zum einen wollte sie die Ausbildung nicht im Betrieb ihres Vaters machen. „Da bist Du jahrelang immer nur der Stift“, erklärt sie. „Und andere Betriebe im Umkreis wollten zum einen kein Mädchen ausbilden, und erst recht keins, dass von einem Mitbewerber kommt“, fügt sie hinzu. So lernte sie das Handwerk bei Anhalt Lackierungen und konnte die Ausbildung aufgrund ihrer Leistungen sogar auf zwei Jahre verkürzen. Nach zwei Jahren als Gesellin, die sie im väterlichen Betrieb in Wasenberg arbeitete, meldete sie sich zum Vollzeit-Meisterkurs in Lahr an. „Das war rückblickend eine super Entscheidung, der Kurs hat Spaß gemacht und mir wichtige Grundlagen, auch für die Führung eines Handwerksbetriebs, vermittelt“, berichtet Tabea Rasner. Diese Grundlagen hat sie im Anschluss noch vertieft und den Betriebswirt im Handwerk gemacht. Und stand schon vor dem nächsten Thema: „Wenn Du einen Karosseriefachbetrieb führen willst, brauchst Du einen Karosseriebaumeistertitel – oder eine Sondergenehmigung.“ So verschlug es sie ins sächsische Leisnig, wo sie Teil 1 und Teil 2 der Meisterschule in vier Monaten abschloss. ## Hohe Frauenquote in Lackierabteilung Als Betriebsinhaberin steht Tabea Rasner inzwischen selbst nicht mehr in der Werkstatt. Zu komplex sind die Aufgaben und Herausforderungen, vor denen sie Tag für Tag steht. Das beginne bei der Betriebsführung und reiche bis zur Kommunikation mit den Kunden und Mitarbeitern. Rund 40 Fachkräfte gehören zu ihrem Team. Dabei legt Tabea Rasner Wert darauf, auszubilden und freut sich, dass sie in der Lackierabteilung inzwischen rund 50 Prozent Frauenquote hat. Für die Ausbildung zum Fahrzeuglackierer bewerben sich inzwischen tatsächlich hauptsächlich junge Frauen“, berichtet sie. In der Karosserie sehe das ganz anders aus. Tabea Rasner bestärkt junge Menschen und vor allem junge Frauen, ins Handwerk in die K&L-Betriebe zu gehen und hält dazu auch enge Kontakte zu den Schulen in der Region. „Wir sind auch immer offen für Praktika, denn meiner Meinung nach ist das die beste Möglichkeit, herauszufinden, ob der Job zu einem passt.“ ## Manchmal ist die Chefin auch Konfliktlöserin Tabea Rasner weiß aber auch: „Je mehr Menschen zusammenarbeiten, desto mehr Bedürfnisse bringen sie mit und desto mehr Konflikte ergeben sich daraus. Da bin ich schon froh, wenn die Mitarbeiter aus meinem Team auf mich zukommen und mich um Rat bitten“, erklärt die Betriebsinhaberin. Ein guter Arbeitstag sei, wenn man in Teamarbeit ein Fahrzeug, was vielleicht nicht mehr reparierbar schien, doch noch retten und einen Kunden damit glücklich machen konnte. Glücklich macht sie selbst, dass sie mit ihrer Mannschaft kürzlich in einen Neubau umziehen konnte. „Die Mitarbeiter fühlen sich wohl dort und der neueste Stand der Technik sorgt dafür, dass wir nun gut aufgestellt für die Zukunft sind“, betont Tabea Rasner. Und ihr Vater? „Er hilft mir immer noch mit ihm Betrieb, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Aber mit 75 tritt er nun doch langsam ein wenig kürzer, ist aber immer da, wenn ich ihn brauche“, fügt sie hinzu.
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