2023-12-20T09:05:58+0000

BaFin fordert Kfz-Versicherer zur Premienerhöhung auf

Dass steigende Ersatzteil- und Reparaturkosten sowie höhere Schadenfrequenzen die Kfz-Versicherer zunehmend belasten, ist kein Geheimnis. [Bereits im Sommer prognostizierte der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) einen Milliardenverlust in der Kfz-Versicherungssparte.](https://schaden.news/de/article/link/43560/gdv-prognostiziert-milliardenverluste-2023) Dennoch ergreifen die Kfz-Versicherer aus Sicht der Finanzaufsicht BaFin bisher zu wenig Maßnahmen, um die hohen Kosten und die damit einhergehende hohe Schadeninflation abzusichern. [Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht fordert in einem aktuellen Artikel ihres hauseigenen Journals, nicht nur die Versicherungsprämien zu erhöhen, sondern auch die versicherungstechnischen Rückstellungen.](https://www.bafin.de/SharedDocs/Veroeffentlichungen/DE/Fachartikel/2023/fa_bj_2312_Schaden_Unfall.html?nn=19659844) Seit Erscheinen sind auch überregionale namhafte Medien, wie die Süddeutsche Zeitung oder der Versicherungsbote, auf den Artikel aufmerksam geworden und berichteten darüber. ## „Müssen Prämien dringend erhöhen“ Dass steigende Schadenaufwendungen zu einem Anstieg der Versicherungsprämien und Rücklagen führen müssen, scheint logisch. Jedoch spiegelt sich dies laut BaFin aktuell nicht in den Maßnahmen der Versicherungsunternehmen wider. „Im Jahr 2023 führte die hohe Inflation allerdings nur zu moderaten Prämienanstiegen der Schaden-Unfallversicherer. In einzelnen Sparten wie der Kraftfahrtversicherung sanken die Prämien aufgrund des hohen Wettbewerbsdrucks teilweise sogar“, stellt Verfasser Dr. Filip Uzelac-Schüler im BaFin-Journal fest und fordert: „Da in diesen bedeutenden Sparten für das Geschäftsjahr 2023 Verluste drohen, müssen die Unternehmen die Prämien dringend erhöhen. Die BaFin hatte bereits frühzeitig angemahnt: dauerhaft defizitäre Versicherungszweige sind nicht akzeptabel.“ ## BaFin kritisiert zu optimistische Annahmen Vor allem die sogenannte Schadeninflation – die sich beispielsweise aus den Kosten für Material und Reparaturen oder für die medizinische Versorgung ergibt – sei von den Versicherern zu positiv bewertet worden. „Für das Jahr 2023 lagen die Annahmen über die Schadeninflation teilweise deutlich unter einschlägigen repräsentativen Inflationsindizes.“ Die BaFin sieht dahingehend Nachbesserungsbedarf. „Die Unternehmen sollten beachten, dass die Schadeninflation für verschiedene Sparten weiterhin wesentlich höher ist als die allgemeine Inflation. Außerdem sollten sie die hohe Unsicherheit mit Blick auf künftige Schadenaufwendungen besser berücksichtigen“, Dr. Filip Uzelac-Schüler von der Finanzaufsicht. Mit Blick auf den Jahresabschluss 2023 werde die BaFin „sehr genau analysieren, wie die Unternehmen die Schadeninflation in ihrem Jahresabschluss 2023 berücksichtigen – und bei Bedarf eingreifen“, heißt es weiter. ## Höhere Rückstellungen gefordert Damit einher geht außerdem die Forderung nach höheren versicherungstechnischen Rückstellungen. Denn nur mit einer realistischen Einschätzung der Schadeninflation könnten auch ausreichende Rückstellungen gebildet werden. Bereits 2022 habe die BaFin aufgrund der Inflationserwartungen klar gemacht, dass höhere Rückstellungsbeträge erforderlich sind. Tatsächlich seien die Rückstellungen unter den Eigenkapitalregeln Solvency II zuletzt aber leicht gesunken, was angesichts der hohen Teuerungsraten für die BaFin "überraschend" sei. Angesichts der nicht auskömmlichen Versicherungsprämien müssen die Versicherungsunternehmen für den Jahresabschluss 2023 außerdem prüfen, ob sie eine Rückstellung für drohende Verluste – kurz RdV – aus dem Versicherungsgeschäft bilden müssen.
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