2023-06-28T11:50:00+0000

„Wir müssen Teil der Veränderung sein“

Die Grundsatzrede von ZKF-Präsident Peter Börner beginnt mit einer absolut geschliffenen Beschreibung des Zentralverbandes. Es fallen Begriffe wie „starke Gemeinschaft und Lobby der Karosseriebauer“, die Rede ist vom „Verband als Plattform für seine Mitglieder“. Die Sätze sind wohlklingend, stimmig – und stammen, wie Peter Börner selbst zu Beginn seiner 13. Ansprache zur Lage der Branche sagt, nicht aus seiner, sondern aus der Feder der Künstlichen Intelligenz Chat GPT. Seine Botschaft vor den Zuhörerinnen und Zuhörern im Bremer Kongresszentrum lautet: „Alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert werden.“ Die Unfallschadenreparatur wird aber immer physisch also analog bleiben. Während seiner knapp 60-minütigen Grundsatzrede sprach Peter Börner alle wesentlichen Entwicklungen im Unfallreparaturmarkt an, die er im exklusiven Video-Interview mit schaden.news zusammenfasst. ## Nachhaltigkeit: Kein Green-Washing, sondern einheitliche Standards Der ZKF-Präsident warnte vor der Instrumentalisierung der Digitalisierung und speziell vor dem Einsatz Künstlicher Intelligenz bei der Bewertung von Reparaturkosten, die „nur dem Interesse der Kfz-Versicherer dienen sollen“. Er ging zudem auf die Veränderungen für die Schadenbranche durch neue Halterstrukturen, den rasant wachsenden Anteil an Car Sharing oder künftige Mobilitätskonzepte wie Auto Abo ein und kritisierte das von dem Allianz Zentrum für Technik angekündigte „Bio-Siegel für die Unfallschadenreparatur“. Peter Börner setzte sich in seiner Grundsatzrede für brancheweit einheitliche Standards der Nachhaltigkeit ein. Die Verwendung von Gebrauchtteilen bei der Instandsetzung von Unfallfahrzeuge lehnt er ab, da die Reparaturfachbetriebe ohne hin schon genug Probleme mit der Karosserieaußenhaut-Reparatur von verunfallten Leasingfahrzeugen hätten, wenn die Leasinggesellschaften „I statt E“ als fachgerechte Instandsetzung bei der Fahrzeugrückgabe in Frage stellen würden. „Es geht bei der Nachhaltigkeit um viel mehr als nur um das Thema Instandsetzen vor Erneuern“, betonte Peter Börner. „Wir wollen kein Green-Washing, sondern vielmehr umsetzbare Standards für die Werkstätten“. Dazu führe der Verband derzeit intensive Gespräch. ## „Seid Euch Eurer Marktmacht bewusst“ Selbstbewusst zeigte sich der ZKF-Präsident vor dem Hintergrund der derzeitigen Marktlage. Aufgrund der hohen Auslastung in den Reparaturbetrieben und den geringeren Reparaturkapazitäten in der Branche hätten die Werkstätten im Schadenmarkt derzeit eine starke Position. „Angebot und Nachfrage definieren den Preis“, stellte er fest und forderte die Betriebe auf: „Seid mutig und seid Euch Euer Marktmacht bewusst.“ Damit zielte Peter Börner vor allem auf die Partnerwerkstätten in der Schadensteuerung, die sich sehr wohl überlegen sollten zu welchen Konditionen sie mit wem zusammenarbeiten. ## Fachkräftemangel und Mobilitätswandel sind die größten Herausforderungen Mit der wachsenden fahrzeugtechnischen Komplexität könnten die Betriebe umgehen, zeigte sich der Chef des Zentralverbandes in Bremen überzeugt. Hier habe der ZKF für den freien Zugang von markenunabhängigen Betrieben zu den Fahrzeugdaten gesorgt und mit der Reparaturdatenbank repair-pedia eine umfassende Wissensdatenbank geschaffen. Vor dem Hintergrund des 75-jährigen Bestehends des Zentralverbandes zeigte sich Peter Börner überzeugt: „Ohne die Lobbyarbeit der Verbände würde es die freie Werkstattwelt so nicht mehr geben.“ Allerdings stelle der Fachkräftemangel und der Mobilitätswandel die Fachbetriebe vor große Herausforderungen. Im Video-Interview mit schaden.news räumte Peter Börner ein, dass die Lage auf dem Fachkräftemarkt auf absehbare Zeit nicht besser würde. Deshalb appellierte er an die Betriebe anständige Löhnen für Mitarbeiter und ordentliche Ausbildungstarife zu zahlen. „Die Zeiten der Nullrunden sind lange vorbei.“ Auch sollten die Betriebe, die sich wandelnden Anforderungen der Beschäftigten und gerade der jungen Generation angemessen berücksichtigen. Auch dem Mobilitätswandel müssten sich die Betriebe anpassen. „Nur wenn wir Teil dieser fundamentalen Veränderungen sind, haben wir in der Zukunft eine Chance“, stellte ZKF-Präsident Peter Börner abschließend fest. Am Ende seiner Grundsatzrede ließ der Verbands-Chef durchblicken, dass es für ihn vermutlich keine weitere Amtszeit geben wird.
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