2023-01-11T12:19:15+0000

Kraftfahrzeugtechnisches Institut: „Wir wollen schneller und zielorientierter Lösungen erarbeiten“

_Die Optimierung bestehender Reparaturverfahren und die Entwicklung effizienter Reparaturmethoden sind die Ziele des Kraftfahrzeugtechnischen Instituts in Lohfelden bei Kassel. Die außerordentlich rasante technische Entwicklung und die aktuellen Marktereignisse spielen dabei eine immer größere Rolle, wie Geschäftsführer Helge Kiebach und Prokurist Rainer Kühl betonen. Im exklusiven Interview mit schaden.news sprechen sie über aktuelle Projekte, ihre Pläne in 2023 und erklären, wo aus ihrer Sicht die größten Herausforderungen für Werkstätten liegen._ ___Herr Kiebach, Herr Kühl, vor einem Jahr haben Sie als Geschäftsführer und Prokurist die Leitung des KTI übernommen. Wie lief das Jahr 2022 und inwiefern hatten die aktuellen Marktentwicklungen Einfluss auf Ihre Arbeit?___ __Helge Kiebach:__ Das letzte Jahr war sicherlich für alle Marktteilnehmer ein sehr herausforderndes Jahr und mit deutlichen Veränderungen für die Branche verbunden. Neben einer zunehmend komplexen und dynamischen technischen Entwicklung verändern Einflüsse von außen den Markt stark. Wir im KTI haben uns entsprechend ausgerichtet und arbeiten fokussierter und zielgerichteter an den wichtigsten Themen. Dazu zählen Fahrerassistenzsysteme und automatisierte Fahrfunktionen, Fahrzeugkonnektivität – Online-Dienste, Over the Air-Funktionen und die Fahrzeugdiagnose sowie die Instandsetzung moderner Fahrzeugkarosserien und das gesamte Feld der Elektromobilität. __Rainer Kühl:__ Damit unterstützen wir als unabhängiges Forschungsinstitut in erster Linie die Kerngeschäftsfelder unserer Gesellschafter – bestehend aus der Sachverständigenorganisation DEKRA sowie namhaften Datenanbietern, Verbänden und Versicherungsunternehmen – und ermöglichen diesen damit einen Wissensvorsprung gegenüber anderen Marktteilnehmern. Wichtig ist uns stets ein lösungsorientierter Ansatz und ein nutzenorientierter Mehrwert, der sich auch auf den gesamten Markt auswirkt. ___Durch die Lieferengpässe bei Ersatzteilen rückt die Instandsetzung wieder stärker in den Fokus. Spüren Sie das auch in Form verstärkter Nachfragen auf die Schulungsangebote des KTI?___ __Helge Kiebach:__ Neben den Lieferengpässen sorgen auch die deutlichen Preiserhöhungen der OEMs und das Thema Nachhaltigkeit für ein weiterhin starkes Interesse an dem Schulungsangebot des KTI. Unser langjähriger Schwerpunkt liegt dabei auf der Umsetzung von „Instandsetzen vor Ersetzen“ im Rahmen der Herstellervorgaben. Konkret umfasst das KTI Schulungsangebot in dem Bereich die Außenhaut-Instandsetzung an Aluminiumbauteilen, die effiziente Anwendung von Ausbeulsystemen sowie Richten, Trennen und Fügen an Karosseriestrukturen. [Das Schulungsangebot und die Schulungstermine sind auf der KTI-Webseite zu finden. ](https://www.k-t-i.de/seminare/lehrgangsangebot/) ___Stichwort E-Mobilität: Wo liegen 2023 Ihre Forschungsschwerpunkte in diesem Bereich?___ __Rainer Kühl:__ Das Thema E-Mobilität ist neben anderen Schwerpunktthemen von großer Bedeutung für das KTI. Der Fokus im Thema Elektromobilität liegt auf den Herausforderungen, die im Schadenprozess im Umgang mit beschädigten BEV für
Werkstätten, Sachverständige und Versicherer bestehen. Die Schadendiagnose der kostenintensiven Traktionsbatterie und die daraus resultierende Anleitung und Darstellung der Instandsetzungsmöglichkeiten erzeugen einen Mehrwert für die Gesellschafter des KTI und den Schadenmarkt. ___Neben den bekannten Herstellern bringen nun auch vermehrt asiatische Automobilhersteller ihre E-Autos auf den europäischen Markt. Welche neuen Herausforderungen bringen diese mit sich? ___ __Rainer Kühl:__ Grundsätzlich ist in den Reparaturwerkstätten eine hohe Instandsetzungskompetenz vorhanden. Die neuen Herausforderungen liegen im Bereich der Kommunikation und sind z.B. der Zugriff auf originäre Herstellervorgaben für die Instandsetzung nach Herstellervorgabe, die Schadendiagnose und die Schadenkommunikation mit dem Hersteller. Aber auch die Versorgung mit Ersatzteilen kann herausfordernd sein. Bei der Beurteilung von Batterieschäden ist die Einbeziehung des Herstellers oftmals erforderlich. Das KTI wird sich sehr konkret und praxisorientiert in einem Langzeitprojekt mit den Besonderheiten auseinandersetzen und in den Technischen Informationen des KTI ab dem 3. Quartal 2023 darüber berichten. ___Im Rahmen des Projektes „Fair Repair II“ arbeiten Sie u.a. an der Entwicklung praxistauglicher Methoden zur Lackierung von Stoßfängern mit Radarsensoren. Wie ist hier der aktuelle Stand?___ __Helge Kiebach:__ Die Ergebnisse unserer sehr umfangreichen und tiefgehenden Untersuchungen liegen nun vor und werden zeitnah veröffentlicht. Ziel ist es, den Reparaturmarkt zu sensibilisieren und praxistaugliche Lösungswege aufzuzeigen. Zusammen mit der Industrie wollen wir auch bei radarabdeckenden Bauteilen, z.B. Stoßfängern, den Ansatz „Instandsetzen statt Erneuern“ forcieren. Hierbei sind mehrere Aspekte zu beachten und werden das Thema zukünftig relevanter werden lassen. So werden immer mehr Radarsensoren verdeckt hinter Bauteilen verbaut, wodurch der Markt mit diesem Thema häufiger zu tun haben wird. In Zukunft werden aber auch die Sicherheitsrelevanz und das Level der Automatisierung steigen und damit die Anforderungen an die Reparaturausführung. Übrigens können damit auch neue haftungsrechtliche Fragen verbunden sein. Mit Blick auf Wirtschaftlichkeit sind nicht nur steigende Ersatzteil-, Energie- und Materialpreise relevant, sondern auch die Lieferfähigkeit von Ersatzteilen. Damit gibt es gute Gründe für eine Instandsetzung statt Erneuerung von Bauteilen. Und zu guter Letzt wird die sog. Nachhaltigkeit wichtiger werden, d.h. ein schonender Umgang mit Ressourcen wie Energie und Material. ___Neben den angesprochenen Projekten – wie sind Ihre Pläne für dieses Jahr?___ __Helge Kiebach:__ Wir werden aktuelle und drängende Themen unserer Gesellschafter aufgreifen. Durch die dynamische technische und gesellschaftliche Entwicklung sind die eingangs erwähnten Schwerpunktthemen für dieses Jahr definiert. Wir wollen schneller und zielorientierter für und mit unseren Gesellschaftern Lösungen zu diesen Herausforderungen erarbeiten. ___Vielen Dank für das Gespräch!___
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