2022-11-15T11:09:13+0000

Acoat Selected Management Konferenz: „Wir stehen länderübergreifend vor den gleichen Herausforderungen“

Ziemlich genau zwei Jahre nach der letzten Acoat Selected Management Konferenz kamen vergangenes Wochenende (11.-13.11.) erstmals seit Pandemiebeginn rund 550 Acoat Selected-Partner des Lackherstellers AkzoNobel aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in München zusammen. Unter dem Motto „RETHINK“ standen die aktuelle Marktlage, die Energiepreisexplosion, nachhaltige Unternehmensführung, der Fachkräftemangel und die Prozessoptimierung im Fokus. Aktuell stelle sich den Betrieben vor allem eine Frage, wie Ignacio Román Navarro, seit Januar Business Director EMEA, zu Beginn betonte: „Wie geht es weiter?“ Er ist sich sicher: „Nur wer sich nachhaltig aufstellt, wird sich in der Branche halten und einen Wettbewerbsvorteil sichern“ – und eben dabei wolle das Acoat Selected-Netzwerk seine Partnerbetriebe unterstützen. ## Neues Führungstrio für Deutschland, Österreich und Schweiz Bevor es jedoch fachlich wurde, nutzte der Lackhersteller in München die Gelegenheit, um seinen Partnerbetrieben das neue Führungsteam vorzustellen. Die erfahrene Managerin Jeanette Ast-Leiner, die zuletzt als Global Key Account Managerin tätig war, ist seit dem 1. November als Vertriebsleiterin für den deutschen Reparaturmarkt zuständig und besetzt damit das Amt von Benjamin Burkard, der den Lackhersteller Ende 2020 verlassen hatte. Als Regional Manager DACH+ kümmert sich zudem fortan Jörg Anders um die Belange der K&L-Betriebe in der DACH-Region. Gemeinsam mit Acoat Selected-Manager Kai Gräper bilden sie das Führungstrio für den Reparaturmarkt in Deutschland, Österreich und der Schweiz. ## Wo liegen die Herausforderungen der einzelnen Länder? Mehrfach deutlich wurde während der dreitägigen Veranstaltung, dass die Reparaturfachbetriebe länderübergreifend vor den gleichen Herausforderungen stehen, wie auch die Sales Manager Amedeo Bornova (CH), Daniel Kapeller (A) und Stefan Oesterling (D) betonten. „Die Branche befindet sich im Wandel“, resümierte Stefan Oesterling. Betriebsinhaberinnen und -inhaber seien nun gefordert, sich nachhaltig aufzustellen. Und dazu gehört aus Sicht der drei AkzoNobel-Manager nicht nur eine effiziente, möglichst autarke Energieversorgung, sondern vor allem auch die Investition in Fachpersonal, eine aktive Nachwuchsakquise sowie die Diversifizierung durch eventuelle neue Geschäftsbereiche. ## „Um produktiv und nachhaltig zu arbeiten, braucht es ein gutes Team“ Wie sehr das Thema Nachhaltigkeit mit der sich seit Jahren zuspitzenden Fachkräftesituation verwoben ist, wurde eindrücklich in einer Diskussionsrunde mit fünf
Betriebsinhabern deutlich. Franz Bayer, Inhaber der Autohaus Lehr GmbH in Österreich brachte es auf den Punkt: „Um produktiv und nachhaltig zu arbeiten, muss das Team zusammen funktionieren“. Denn unzureichend qualifizierte und unzufriedene Fachkräfte führen zu Prozessstörungen, so die einstimmige Meinung in der Runde. Ob regelmäßige Teamevents, gemeinsame Mahlzeiten, spezielle Werteprogramme oder Teamprojekte – die Ansätze der Podiumsteilnehmer verfolgen dabei alle dasselbe Ziel: Wertschätzung und Respekt gegenüber ihren Mitarbeitern. „Es wird in Zukunft nicht nur darauf ankommen, mit seinen Mitarbeitern ins Gespräch zu kommen, sondern auch im Gespräch zu bleiben“, so Gerhard Hacker vom gleichnamigen Lackier- und Karosseriebetrieb in Schleswig-Holstein. Einigkeit zeigte sich auch beim Blick in die Zukunft. Trotz der vielen Krisen – von denen es in Zukunft laut Frank Eisemann aus Fellbach bei Stuttgart noch viele mehr geben wird – sind die Inhaber optimistisch. Sven Lehr von der mobilack GmbH betonte sogar: „Ich war noch nie so optimistisch für die Zukunft wie aktuell.“ Sein Schweizer Kollege Patrick Balmer von der Carosserie Spiez AG bedankte sich in diesem Zusammenhang auch bei der Unterstützung durch das Werkstattnetz Acoat Selected, das sowohl ihm als auch allen anderen Partnern nicht nur in den letzten zwei Jahren partnerschaftlich zur Seite stand. ## Energie- und Prozessoptimierung – Unterstützende Tools für Betriebe Wie der Lackhersteller und das Werkstattnetz die Betriebe konkret unterstützt, wurde in verschiedenen Vorträgen und Präsentationen deutlich. Mit dem Energierechner, der Prozessanalyse, dem Prozessoptimierungsprogramm PCE – kurz für Process Centered Environment – und dem Paint PerformAir-Rechner stehen beispielsweise Tools zur Ermittlung der Betriebskennzahlen sowie zur Prozess- und Energieoptimierung zur Verfügung. Welchen Nutzen und welche konkreten Effekte diese im einzelnen in puncto Energieeinsparungen haben, wurde während der Acoat Selected Management Konferenz jeweils kurz aufgezeigt. Um die Betriebe künftig noch effektiver bei der Reduzierung der CO2-Emission zu unterstützen, muss zunächst jedoch erstmal bekannt sein, wie viel CO2 ein Reparaturfachbetrieb im Durchschnitt produziert – und zwar auf den Liter Basislack. Das ermittelt seit Februar ein Team um Umwelt- und Projektberater Torsten Schmiegel in Kooperation mit dem externen Beratungsunternehmen cenvis. Von insgesamt zwölf Werkstätten seien bisher die Daten von acht ausgewertet worden, wie Torsten Schmiegel in München ausführte. Dabei zeigte sich bereits eindrücklich, welche Einspareffekte beispielsweise durch Wärmerückgewinnung und Frequenzumformer erzielt werden können. Nicht zuletzt optimiert der Lackhersteller auch die eigenen Lackprodukte stetig, wie Produktmanagerin VR DACH, Natalija Pekas, betonte. So soll noch in diesem Winter ein
neuer Füller für die Lackmarken Sikkens und Lesonal eingeführt werden, der sich laut der Expertin durch eine hohe Spritzsicherheit, eine kürze Ablüftzeit und einen hervorragenden Korrosionsschutz auszeichnet. ## Allianz setzt Fokus auf „Grüne Reparatur“ Und auch die Kfz-Versicherer rücken den Aspekt der Nachhaltigkeit immer stärker in den Fokus, wie Thomas Behl vom Allianz Zentrum für Technik (AZT) in München verdeutlichte. Mit fünf konkreten Initiativen will die Allianz künftig nachhaltiges Schadenmanagement betreiben: Neben der Steigerung der Videobegutachtungsquote stehen dabei die „Grüne Reparatur“ durch Instandsetzen vor Erneuern sowie Nachhaltigkeitskriterien für Werkstätten im Fokus. Die punktuelle Instandsetzung sorge dabei gegenüber dem Einsatz von Neuteilen für erhebliche Einsparungen bei Reparaturen und CO2-Emissionen, [wie das AZT bereits im Rahmen des 10. Allianz Autotages Ende Oktober aufzeigte. ](https://schaden.news/de/article/link/43146/allianz-autotag-2022-azt-thematisiert-nachhaltige-unfallschadenreparatur) Dabei sprach sich der Experte auch für den künftigen Einsatz gebrauchter Ersatzteile und die Scheinwerferaufbereitung aus, die ebenfalls erhebliche Einsparpotenziale mit sich bringen – beides ist europaweit Standard, in Deutschland jedoch gesetzlich untersagt.
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