2022-08-10T10:36:49+0000

RUF Automobile: „Manche Kunden bringen als Farbtonmuster ein Handtuch oder Nagellack mit“

Der Name RUF ist unter Autoliebhabern auf der ganzen Welt bekannt – er steht für einzigartige Designs, höchste Qualität und leistungsstarke Motoren. Gefertigt werden die Sportwagen im schwäbischen Pfaffenhausen. Dort gründete Alois Ruf Senior 1939 die Kfz-Werkstatt Auto-Ruf, aus der sich binnen vier Jahrzehnten ein weltweit anerkannter Automobilhersteller entwickelte. ## Erfolgsstory: Aus Süddeutschland in die ganze Welt Angefangen mit einem verunfallten Porsche im Jahr 1962 spezialisierte man sich in Pfaffenhausen ab Mitte der 60er-Jahre auf die Instandsetzung und Veredelung von Porsche-Fahrzeugen, begann schließlich diese individuell umzurüsten. So entstand 1975 der Prototyp des ersten RUF Turbo, ein umgerüsteter Porsche 911. Mit der Anerkennung des Kraftfahrt-Bundesamtes wurde 1981 aus der ehemaligen Kfz-Werkstatt schließlich ein Automobilhersteller. Heute zählt das Familienunternehmen, das seit 1974 in zweiter Generation von Alois Ruf Junior geführt wird, 92 Mitarbeiter. Über verschiedene 40 Modelle in jeweils kleinen Stückzahlen wurden bis heute in der Manufaktur gefertigt. ## Seit über 40 Jahren wird in Pfaffenhausen mit Glasurit lackiert Montiert und lackiert werden die RUF-Modelle in Pfaffenhausen von einem 10-köpfigen Team. „Jeweils vier Mitarbeiter und ein Azubi arbeiten in den Abteilungen Karosserie und Lackierung“, erklärt Estonia Ruf im Gespräch mit schaden.news. Neben der Fertigung eigener Modelle kümmert sich das Team zudem um die Unfallschadeninstandsetzung von Porsche- und RUF-Modellen sowie um die Restaurierung und Aufbereitung von Oldtimern der Marken. „Der Lack spielt dabei immer eine wichtige Rolle, es ist das was als erstes ins Auge fällt“, erklärt Lackierermeister Maik Klevesahl, der seit über 20 Jahren für die Familie Ruf tätig ist. Seit Beginn setzt man in Sachen Lack in Pfaffenhausen auf die Marke Glasurit. Eigentümer Alois Ruf hat 1966 den ersten Farbton „irisch grün“ sogar persönlich mit seinem Vater im Glasurit Lager abgeholt. Im Laufe der Jahre intensivierten die Lackmarke und der Automobilhersteller ihre Zusammenarbeit, um die gemeinsamen Farbspektren zu erweitern. ## Individuelle Farbtonwünsche werden in eigenem Archiv dokumentiert Rund 25 verschiedene Farbtöne würden pro Modell verwendet. Viele davon sind individuelle Farbtöne, ausgemischt nach Kundenwunsch. „Einige Farbtonwünsche sind sehr speziell. Wir hatten schon Kunden, die zum Beispiel mit Handtüchern oder Nagellack zu uns kamen und meinten: ‚Diesen Farbton hätte ich gern‘“, erinnert sich Maik
Klevesahl im Gespräch mit schaden.news. Auch Farbtöne mit gewissen Flops liegen aktuell im Trend. Das Team um den Lackierermeister fertigt je nach Kundenwunsch verschiedene Farbtonmuster an, bis der Wunschton gefunden ist. „Wir haben zunächst mit der Glasurit Reihe 54 und Reihe 55 begonnen und sind 2006 auf den Wasserbasislack der Reihe 90 umgestiegen. Für Classic Cars nutzen wir die Reihe 22“, so Maik Klevesahl. Alle Farbtöne werden zudem in einem eigenen Farbtonarchiv dokumentiert, um im Falle von Unfallschäden oder anderen notwendigen Arbeiten die Mischformel parat zu haben. Parallel dazu steht den Fahrzeuglackierern immer auch die Farbtondatenbank von Glasurit zur Verfügung, die laut Maik Klevesahl auch bei historischen Fahrzeugen sehr gut aufgestellt ist. ## Geplanter Umstieg auf Reihe 100 Zudem gibt es in Pfaffenhausen bereits Pläne, demnächst auf den neuen Wasserbasislack Reihe 100 umzusteigen, wie Estonia Ruf gegenüber schaden.news erklärt: „Es gab bereits intensive Gespräche dazu. Wie bei jedem anderen Betrieb, ist die Prozessoptimierung und -effizienz natürlich auch bei uns ein großes Thema.“ Fahrzeuglackierermeister Maik Klevesahl ergänzt: „Gerade Pastelltöne sind aufwendiger in der Applikation, um die perfekte Deckkraft zu erhalten. Mit der Reihe 100 würden wir hier deutlich Zeit einsparen.“ ## Visionär mit Sinn für Nachhaltigkeit Nicht zuletzt würde die Reihe 100 auch zu einem nachhaltigeren Arbeiten beitragen, ist sich Maik Klevesahl sicher. Denn auch in der Sportwagen-Manufaktur spielt das Thema Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle – und das nicht erst seit wenigen Jahren. Schon 2008 hat der Autovisionär Alois Ruf mit dem eRUF Roadster auf Porsche 911-Basis, den ersten elektrisch angetriebenen Sportwagen Deutschlands präsentiert. In Interviews spricht er zudem immer wieder über seine Vision eines wasserenergie-betriebenen RUF-Fahrzeuges. Und auch in puncto Fachkräfte agiert der Familienbetrieb nachhaltig: „Wir haben ein super Team, das es weiterzuentwickeln gilt. Deswegen bilden wir selbst aus, denn auch wir merken den Fachkräftemangel“, betont Estonia Ruf. Fakt ist und das wird im Gespräch mit Estonia Ruf deutlich: Auch für die Fertigung zeitlos schöner Klassiker muss man mit der Zeit gehen – ob beim Lack, der Technik oder den Antriebsarten. Das Unternehmerpaar tut dies mit Leidenschaft und abschließend verrät Estonia Ruf: „Wir haben immer einen Plan und viele neue Ideen. Die Kunden dürfen also gespannt sein.“