2022-07-27T10:59:12+0000

Kim Adler führt mit Leib und Seele die Tradition weiter

Seit fast 90 Jahren repariert die Itting GmbH in Köln-Bickendorf Unfallschäden. 1933 wurde der Traditionsbetrieb gegründet, in dem heute Kim Adler in vierter Generation in der Schadenannahme sitzt. „Wie jedes Kind von selbstständigen Eltern habe auch ich während meiner Kindheit viel Zeit im Betrieb verbracht. Während meiner Jugend habe ich stundenweise im Büro geholfen, um mein Taschengeld aufzubessern“, erzählt sie im Gespräch mit schaden.news. Und auch wenn ihre Eltern sie nie dazu gedrängt haben, war für die heute 32-Jährige schon früh klar, dass sie das Familienunternehmen weiterführen möchte. Nach dem Abitur begann sie deshalb ein duales Studium zur Automobilkauffrau in Verbindung mit einem Automobilwirtschaftsstudium. Nach Beendigung der Ausbildung wechselte sie für das letzte Jahr ihres Studiums in ein anderes Autohaus. „Dort sind mir während meiner Zeit einige Prozesse aufgefallen, die man hätte optimieren können. Aber da ich ‚nur‘ Auszubildende war, wurde ich dort nicht gehört.“ Für die junge Frau war das der entscheidende Grund, nach dem Studienabschluss 2011 in den elterlichen Autolackier + Karosserie-Fachbetrieb einzusteigen. „Ich wusste, dass ich hier die Chance habe, etwas zu bewegen.“ ## „Um zukunftsfähig zu bleiben, muss ich den Betrieb weiterentwickeln“ Und bewegt hat die junge Frau seither einiges. Inzwischen hält sie die Zügel des Familienunternehmens in der Hand, wird dabei natürlich von ihren Eltern Karl und Manuela Adler unterstützt. „Wir sind ein starkes Team, halten uns immer gegenseitig den Rücken frei. Entscheidungen über die zukünftige Ausrichtung des Betriebes treffe inzwischen ich, jedoch immer in Abstimmung mit meinen Eltern. Ihre Meinung und Erfahrung sind nach wie vor wichtig für mich“, erklärt Kim Adler. Und von diesen Entscheidungen gibt es aktuell einige zu fällen. Neben dem Alltagsgeschäft setzt sich Kim Adler also permanent mit aktuellen Trends, neuen Technologien und dem Marktgeschehen auseinander. „Um zukunftsfähig aufgestellt zu sein, muss ich den Markt permanent beobachten und unseren Betrieb weiterentwickeln.“ So stellten die Adlers ihr 40 Mitarbeiter großes Unternehmen dieses Jahr komplett digital um. „Wir arbeiten seither papierlos mit KSR Werkstatt 4.0, das war ein großer Schritt für uns“, fasst Kim Adler zusammen. Bereits seit einigen Jahren repariert die Itting GmbH auch Elektrofahrzeuge, ist inzwischen zertifizierter Fachbetrieb für E-Mobilität. Aktuell steht das Thema Nachhaltigkeit auf ihrer Agenda. Erste Schritte wurden diesbezüglich bereits unternommen, unter anderem investierte die Familie in die automatische Mischbank MoonWalk von PPG, lackiert außerdem in allen vier Spritzkabinen mit der Stickstoff-Technologie von Kamatec. ## „Meine Jungs und ich sind ein tolles Team“ Bei der Weiterentwicklung des Betriebes kann Kim Adler übrigens nicht nur auf ihre
Eltern zählen, sondern auch auf ihre – ausschließlich männlichen – Mitarbeiter. Probleme, sich durchzusetzen, hatte die junge Frau seit ihrem Einstand 2011 nie. „Natürlich geht es in der Werkstatt auch mal grober zu im Umgangston, aber damit kann ich sehr gut umgehen! Anfangs gab es jüngere Kollegen, die zunächst mit meinen Entscheidungen haderten, das hat sich aber schnell gelegt. Heute zweifelt niemand mehr meine Entscheidungen an. Meine Jungs und ich sind ein tolles Team“, erzählt sie gegenüber schaden.news. Jungen Frauen, die beruflich in das Kfz-Gewerbe einsteigen wollen, rät sie: „Als junge Frau muss man sich bewusst sein, dass man in einem männerdominierten Beruf arbeitet, aber davor braucht man keine Angst zu haben. Männer können genauso zickig sein, wie Frauen.“ ## „Selbst auszubilden ist die einzige Option für die Zukunft“ Dass der Teamgeist bei der Itting GmbH stimmt, zeigt sich auch darin, dass ein Großteil der Auszubildenden nach der Gesellenprüfung übernommen wird. Denn Kim Adler weiß, dass qualifizierte Fachkräfte heute das wichtigste Gut für einen Betrieb sind: „Wir bilden seit Jahrzehnten selbst aus und setzen auf unsere Eigengewächse. Das ist aus meiner Sicht die einzige Option für die Zukunft.“ Sechs Azubis vom 1. bis 3. Lehrjahr werden aktuell in den drei Gewerken Karosserie, Lack und Mechanik in der Itting GmbH ausgebildet, zum neuen Ausbildungsjahr kommen drei weitere dazu. Viele werden nach der Gesellenprüfung übernommen. „Um die Mitarbeiter auch langfristig zu halten, lege ich viel Wert darauf, ihnen Weiterbildungen anzubieten und eine Perspektive, sich beruflich zu entwickeln“, erklärt die Prokuristin die Unternehmensphilosphie. ## Voller Herzblut für den Familienbetrieb Die 32-Jährige besitzt zudem selbst einen Ausbildereignungsschein und ist verantwortlich für die Ausbildung im Berufsbild Bürokauffrau/mann und Automobilkauffrau/mann. Außerdem engagiert sie sich in der Karosseriebau-Innung Köln, ist dort Kassenprüferin. Nicht zuletzt sucht sie aktiv den Austausch mit jungen Betriebsinhaberinnen und -inhabern, unter anderem bei den Jungunternehmern des Lackherstellers PPG, beim Best Practice-Zirkel des BVdP sowie bei den Jungunternehmern der Kölner Innung. Im Gespräch mit schaden.news wird eins klar: Die junge Frau lebt mit Leib und Seele für den Familienbetrieb. Angst vor der Zukunft – auch aufgrund der aktuellen Kostensteigerungen und wirtschaftlichen Entwicklungen – hat sie nicht. „Selbst wenn die Autos irgendwann autonom fahren, wird immer etwas kaputt gehen, davon bin ich überzeugt. Wir dürfen nur den Anschluss nicht verlieren.“
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