2022-05-11T11:18:47+0000

ZKF Caravan-Tag: Fachbetriebe und Gutachter diskutieren Reparaturtechnik und -trends

Rund 140 Betriebsinhaber, Gutachter und Brancheninteressierte waren in der ersten Maiwoche der Einladung des Zentralverbands Karosserie und Fahrzeugtechnik e.V. (ZKF) nach Sprendlingen gefolgt. Unter dem Motto „Informieren – Netzwerken – Profitieren“ fand dort im Ausstellungscenter des Wohnmobil-Herstellers Eura Mobil der diesjährige Caravan-Tag statt. ## ZKF zieht positives Fazit „Wir sind mit der Resonanz sehr zufrieden, zumal wir im Vorfeld kaum einschätzen konnten, wie Präsenzveranstaltungen derzeit wahrgenommen werden“, erklärt Dierk Conrad, Verantwortlicher für den Bereich Nutzfahrzeuge und Caravan-Reparatur beim ZKF. Etwaige Sorgen erwiesen sich jedoch als unbegründet. Schon kurz nach Bekanntgabe des pandemiebedingt auf den 5. Mai verschobenen Termins seien zahlreiche Anmeldungen eingegangen und auch die Vorabendveranstaltung sowie die Werksführungen von Eura Mobil seien rasch ausgebucht gewesen. „Das positive Feedback spiegelt das weiterhin große Interesse an der Caravan-Instandsetzung wider und bestätigt unser gegenüber früheren Veranstaltungen erweitertes Veranstaltungskonzept. In der Branche besteht ein großer Bedarf an persönlichem Austausch“, stellt der Experte fest und betont in diesem Zusammenhang die enge Zusammenarbeit des ZKF mit dem Caravaning Industrie Verband e. V. (CIVD) und dem Caravaning Gutachter Fachverband e.V. (CGF), die bei der Veranstaltung erneut deutlich geworden sei. ## Lieferkettenprobleme und Rohstoffknappheit beeinträchtigen Langzeit-Trends kaum Auch an den Caravan-Herstellern ging die Pandemie im letzten Jahr nicht spurlos vorüber, wie Tim Rüttgers, Referent für Technik & Umwelt im Caravaning Industrie Verband e. V. (CIVD) in seinem Marktbericht darlegte. Nach einem starken ersten Halbjahr, in dem gegenüber 2020 ein Plus von über 15 Prozent bei den neu zugelassenen Freizeitfahrzeugen erreicht worden sei, habe sich in der zweiten Jahreshälfte der Branchentrend aufgrund zunehmender Lieferprobleme abgekühlt. Hier wurden am Ende knapp 18 Prozent weniger Fahrzeuge in Deutschland zugelassen. Auch im ersten Quartal 2022 setzte sich dieser rückläufige Bundestrend fort. Europaweit wurde dagegen bei Reisemobilen, Caravans und Freizeitfahrzeugen nach 2020 ein zweiter Zulassungsrekord in Folge erzielt. Am deutlichsten fiel dieser bei den Reisemobilen aus, wo im vergangenen Jahr europaweit 181.304 solcher Fahrzeuge zugelassen wurden. Für die Zukunft rechnet der Experte auch hierzulande mit weiter steigenden Zahlen. Laut einer gemeinsam von CIVD und dem Umfrageinstitut Allensbach durchgeführten Studie konnte die Urlaubsform Caravaning während der Coronazeit 25 Prozent Neueinsteiger für sich gewinnen und insbesondere bei den Reisemobilen bekundeten viele der Befragten Kaufpläne in den kommenden ein bis zwei Jahren. ## Derzeit 45 Partnerbetriebe im Caravan-Reparaturnetzwerk von Eurogarant Guido Kalter, Vorstand der EUROGARANT AutoService AG zeigte in seinem Vortrag den Status Quo der Caravan-Schadenbearbeitung und Ersatzteilversorgung im eigenen
Caravan-Reparaturnetzwerk auf. Dieser umfasse gegenwärtig deutschlandweit 45 hochqualifizierte und handverlesene Betriebe und biete neben einheitlichen Abwicklungsprozessen attraktive und marktgerechte Konditionen für alle Parteien. Grundvoraussetzung für eine Teilnahme als Schadensteuerungsbetrieb der EUROGARAN sei die ZKF-Zertifizierung als Caravan Fachbetrieb, von denen es derzeit 125 gibt. Den wachsenden Druck, den bewährte PKW-Schadenmanagementdienstleister von ihren Auftraggebern beim Aufbau eines Netzwerks für das Trendprodukt Caravan erhielten, sieht Guido Kalter daher kritisch. Oft werde in dem Nischensegment ohne Steuerungserfahrung und ohne Abgleich der Werkstattqualifikationen agiert. Durch Überstülpen eines Pkw-Servicepakets würden Partnerwerkstätten dann dazu genötigt, ihre Leistungen zu Pkw-Konditionen zu liefern. Demgegenüber stünden interessante und mit den Betrieben abgestimmte Kundenservices im Schadensteuerungsbetrieb bei der EUROGARANT. ## Schadenbegutachtung, Kalkulation und Rechtsthemen im Fokus Den größten Themenblock bildete der Bereich Schadenbegutachtung und Kalkulation. Reinhard Audorf, erster Vorsitzender im Caravaning Gutachter Fachverband e.V. (CGF) warb zusammen mit Geschäftsführerin Nicole Meixner für die Vorteile, die Partner-Werkstätten und -Händler des Verbands genießen und zeigte die bundesweiten Aus- und Weiterbildungsangebote des Verbands auf. Im eigenen Vortrag ging Audorf dann auf die konkreten Herausforderungen bei der Schadenbeurteilung und Begutachtung von Freizeitfahrzeugen ein. An ausgesuchten Beispielen demonstrierte der Experte, wie er dabei anhand der Hilfskriterien „Material- „Montage- und Kostenaufwand“ sowie „Kompliziertheit“ und eines Punktesystems vorgeht. Markus König von der Deutschen Automobil Treuhand GmbH (DAT) gab Einblicke in die Online-Version des CIVD-Reparaturhandbuchs, die in Kürze von dem Datendienstleiter ausgerollt werden soll und stellte die Caravan-Kalkulation mit SD3 vor. Für die Zukunft stellte er weitere Funktionen in Aussicht, wie etwa eine VIN-Abfrage für diverse Caravan-Hersteller. Auch die Kalkulation von Grundfahrzeug und Aufbau in nur einem Vorgang befinde sich in Planung. Welche Möglichkeiten zur schnellen Durchsetzung der Ansprüche im Haftpflichtfall bestehen und wie sich Werkstätten hier rechtssicher positionieren, erläuterte der Rechtsanwalt und Fachanwalt für Verkehrsrecht Matthias Nickel. Ebenso wie seine Vorredner vom CGF plädierte er bei Haftpflichtschäden für die Miteinbeziehung eines Sachverständigen und zeigte auf, welche Vorteile das Einschalten eines Anwalts bei der Regulierung von Haftpflichtschäden bringt. ## Lackieren, Nachrüsten, Schützen: Zusatzgeschäft durch Serviceleistungen generieren Ralf Stumpf, Vertriebsleiter Industrie bei Carlofon, ging in seinem Vortrag darauf ein, warum sowohl Erstbesitzer als auch Besitzer von Bestandsfahrzeugen im Reisemobilbereich von Unterbodenschutz und Konservierung profitieren. Nicht immer bieten etwa OEM Hersteller solche Maßnahmen als Sonderausstattung ab Werk an. Daher könne sich der Korrosionsschutz für Werkstätten zu einem lukrativen Zusatzgeschäft entwickeln, zumal eine temporäre oder dauerhafte Versiegelung den Werterhalt von Reisemobilen und Caravans sicherstelle und somit auch die
Kundenbindung und -zufriedenheit stärken könnten. Dass es bei der Farbgestaltung vom Kastenwagen bis zum Luxusmobil inzwischen auch ruhig etwas bunter zugehen darf, demonstrierten die Experten David Kukies und Michael Schäfer von Axalta Coating Systems. Reparaturbetrieben gaben sie die Empfehlung, sich durch Kleinschadenreparaturen, Hagelschutzbeschichtungen oder die Behebung von Strukturschäden an Caravan und Co. sich den Kunden als vertrauensvolle Partner zu empfehlen, um so auch Folgegeschäfte bei deren Hauptfahrzeugen im Pkw-Bereich generieren zu können. Marvin Tholen von der VB-Airsuspension Deutschland GmbH informierte über Nachrüstung von Luftfederungen an Wohnmobilen und zeigte auf, wie solche Systeme zu mehr Komfort, besseres Fahrverhalten und mehr Sicherheit beitragen können. ## Klebetechnik auch bei Freizeitmobilen auf dem Vormarsch Michael Zierau, Referatsleiter Technik beim ZKF, informierte in seinem Vortrag über die neue Qualifikation zum „Klebspezialist für Fahrzeugtechnik“, die der Verband seit diesem Frühjahr für ausführende Mitarbeiter in den Fachwerkstätten anbietet. Da auch bei Caravans und Reisemobilen die Anzahl an Verklebungen von Scheiben, Seitenteilen, Sat-Anlagen etc. seit Jahren steige, komme der Prozesssicherheit in der Herstellung von Klebverbindungen größte Bedeutung zu. Der Experte warb in diesem Zusammenhang für die Orientierung an der Industrienorm DIN 2304-1 und zeigte auf, welche Vorteile eine spezialisierte dreitägige Ausbildung zum „Klebspezialist für Fahrzeugtechnik“ gegenüber der herkömmlichen Ausbildung zum Klebepraktiker bietet.
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