2022-02-23T09:46:37+0000

Mobilitätszahlen: Pkw-Nutzung liegt über Vorkrisenniveau

Während der Corona-Krise hat sich die Mobilität in Deutschland mehrfach verändert und orientiert sich weiterhin klar am Verlauf des Pandemiegeschehens. Nachdem die Werte sich im Juni 2021 wieder normalisiert hatten, sanken sie im Zuge der neuen Infektionswelle im November erneut unter das Vorkrisenniveau. Laut einer Sonderauswertung des Statistischen Bundesamts (Destatis) weist der Jahresverlauf 2021 damit insgesamt ein ähnliches Mobilitätsmuster auf wie 2020, wenngleich auf höherem Niveau. ## Bundesweite Mobilität pegelt sich weiter ein Der durch die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) aufgezeichnete Kurvenverlauf des Straßenverkehrs auf Bundesfernstraßen zeigt diese Entwicklung deutlich auf. Seit März 2021 registrieren die auf Bundesstraßen und Autobahnen installierten Zählstationen ein Verkehrsaufkommen, das sich fast exakt zwischen den Werten aus 2019 und 2020 bewegt. Anhand der deutschlandweiten Destatis-Auswertung von Mobilfunkdaten lässt sich ebenfalls belegen, dass sich der generelle Trend zur Normalisierung des Mobilitätsgeschehens weiter fortsetzt. Zwar gibt es weiterhin über- und unterdurchschnittliche Schwankungen, diese fallen jedoch deutlich weniger stark aus als zuvor. In der Destatis-Momentaufnahme vom 16. Februar, die in die aktuelle schaden.news-Meldung eingeflossen ist, verzeichnete die bundesweite Mobilität einen leichten Rückgang um 2 Prozent. Rheinland-Pfalz ist mit plus 8 Prozent das Bundesland mit der größten Mobilität, gefolgt von Baden-Württemberg (+6%), Schleswig-Holstein (5%) und Berlin Brandenburg (+4%). Thüringen (-10%) sowie Niedersachsen (-9%) wiesen dagegen rückläufige Zahlen auf. Der Rest ordnet sich um den Mittelwert an. Nach wie vor negative Werte gibt es bei den Stadtstaaten, die allerdings aufgrund ihrer besonderen Verkehrs- und Erwerbsstrukturen gesondert betrachtet werden sollten. Hier weist Hamburg mit minus 13 Prozent die geringste Mobilitätsquote in ganz Deutschland auf. Es folgen die Bundeshauptstadt (-8%) und Bremen (-4%). ## Öffentliche Verkehrsmittel sind Verlierer der Pandemie Einen großen Einfluss übt die Gesamtsituation nach wie vor auf kollektiv genutzte Verkehrsmittel wie Busse und Bahnen aus. Diese haben laut einer im November und Dezember 2021 durchgeführten Studie des DLR-Instituts für Verkehrsforschung besonders deutlich an Akzeptanz verloren. Demnach haben 27 Prozent der Studienteilnehmer, die vor Corona im Besitz eines ÖPNV-Abos gewesen waren, dieses inzwischen gekündigt. Weitere Forschungsprojekte bestätigen diese Entwicklung. So erreichte dem Mobilitätsreport des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) zufolge im Mai 2021 der Anteil derjenigen, die den ÖV überhaupt nicht nutzen, einen Höchststand von mehr als 50 Prozent. „Die Angst vor Ansteckung und das Unbehagen in kollektiv genutzten Verkehrsmitteln hat sich tief in den Köpfen der Menschen verankert“, fasst daher Dr. Claudia Nobis vom DLR-Institut für Verkehrsforschung in Berlin, die Entwicklung zusammen. Drastisch wirkte sich dieser Trend auf den Flugverkehr aus. Über 73 Millionen Fluggäste nutzten laut Destatis im Jahr 2021 die deutschen Hauptverkehrsflughäfen – 67,6 % weniger im Vergleich zum Allzeithoch des Jahres 2019. Flughäfen mit einem hohen Frachtanteil konnten den
Verkehrsrückgang aber gut kompensieren. So lag das Verkehrsaufkommen in Köln/Bonn 2021 nur um rund 37 Prozent unter den 2019er Zahlen; am Flughafen Leipzig/Halle wurde mit rund 74.000 Flügen sogar annähernd das Vorkrisenniveau erreicht (-2,2 Prozent). ## Deutlicher Anstieg von Autofahrten und Fußwegen Das Auto konnte dagegen von dieser Entwicklung profitieren, wie die Studie belegt. Die Befragung zeigte, dass die Autonutzung auf einem Niveau ist, das deutlich höher liegt als vor der Pandemie. Hatte vormals etwa die Hälfte der Befragten ausschließlich das Auto genutzt, liegt der Anteil aktuell bei 59 Prozent. Generell abgenommen hat der Anteil der Personen, die im Sinne der Verkehrswende unterschiedliche Verkehrsmittel kombinieren. Vor Corona waren 31 Prozent mit einem Mix aus Auto, Rad und öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs. Mittlerweile hat sich der Wert bei 25 Prozent eingependelt. Dass die mit dem Auto zurückgelegten Strecken und Wege zugenommen haben, während der Anteil der Menschen im Homeoffice immer noch über 40 Prozent beträgt, bildet laut den Machern der DLR-Studie keinen Widerspruch. Menschen, die bereits vor Corona im Homeoffice gearbeitet haben, seien grundsätzlich mobiler und legten weitere Strecken zurück. Dies egalisiere die Verkehrseinsparungen durch das Homeoffice wieder. Während sich der Umstieg aufs Auto weiter verfestigt und der Anteil der Personen, die ihre Alltagswege ausschließlich mit dem Auto zurücklegen, neun Prozent über dem Wert vor Corona liegt, stellten die Macher der DLR-Studie noch einen weiteren interessanten Trend fest. Im Vergleich mit anderen Verkehrsmitteln haben Wege zu Fuß nämlich am stärksten zugenommen. Dies gaben 27 Prozent der Befragten an, immerhin 16 Prozent steigen vermehrt auf das Fahrrad. ## Lkw-Verkehr ging im Januar zurück Im Januar waren laut Destatis 1,4 Prozent weniger mautpflichtige Lastkraftwagen mit mindestens vier Achsen auf Bundesautonbahnen unterwegs. Damit gab der Index zum Jahresauftakt das Plus von 1,4 Prozent vom Dezember 2021 wieder vollständig ab. Der Wert gilt als früher Indikator, der Hinweise auf die weitere Konjunkturentwicklung geben kann. Grund zur Besorgnis besteht aber derzeit noch nicht. Saison- und kalenderbereinigt liegt der Index immer noch 3,2 % über dem Niveau vor der Corona-Krise. Seit letzten Herbst sind nun auch die Lkw-Maut-Fahrleistungsindizes für die Bundesländer verfügbar. Verglichen mit dem Vormonat hatte demnach Berlin den höchsten Zuwachs um kalender- und saisonbereinigt 3,5 %. Demgegenüber verzeichnete das Saarland die größte Abnahme (-5,2%).
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