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2022-02-02T09:05:26+0000

AZT passt Lackindex 100 an

Basis-, Klarlack oder Härter, Verbrauchsmittel oder lösemittelhaltige Reiniger – die Preise für Werkstattmaterialien kennen gerade nur eine Richtung. Die deutlichen Preissteigerungen für Lack und Material innerhalb der vergangenen Monate bestätigt auch Thomas Behl, Referatsleiter Reparaturtechnik beim Allianz Zentrum für Technik (AZT) in Ismaning. Er beschreibt die Höhe der Preisanpassungen in 2021 insgesamt als „deutlich überdurchschnittlich im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren.“ Und führt aus: „Anhand der uns vorliegenden aktuellen Preislisten von Lackherstellern sowie Anbietern von Zubehör- und Verbrauchsmaterialien sehen wir im Vergleich zu den jeweiligen Vorversionen [des AZT-Lackindex 100; Anm. d. Red.] eine Erhöhung der Preise im Bereich von ca. 3 bis 7 Prozent, bei einzelnen Materialien auch deutlich höher“, bestätigte er auf Nachfrage von schaden.news. [Mehrfach berichtete die Redaktion über die explosionsartig gestiegenen Materialkosten, um bis zu 15 Prozent. Über diese Entwicklung diskutierten zuletzt Verbände, Betriebsinhaber und Unternehmensberater beim Schadentalk während der Automechanika.](https://www.schaden.news/de/article/link/42540/uebersicht-kostensteigerungen-fuer-betriebe) Thomas Behl gibt jedoch zu bedenken: „Bei der Preisentwicklung muss berücksichtigt werden, dass bei einem Vollsortiment-Anbieter nicht immer alle Preise gleichmäßig verändert werden, teilweise werden Einzelpreise auch reduziert.“ Mit einer Neuberechnung des AZT Lackindex 100 haben die Ismaniger nun auf die Entwicklung reagiert. ## Zwei Anpassungen pro Jahr des AZT-Lackindex 100 Nach Aussage von Thomas Behl hatte das AZT den Lackindex 100 davor zuletzt im Sommer 2021 angepasst. Dieser berücksichtigte die unterjährige Preiserhöhung der Lackhersteller. Im vergangenen Jahr war es demnach die zweite Erhöhung des Index, die erste fand zu Beginn 2021 statt. Pro Jahr sind mit den Lizenznehmern der AZT Lackkalkulation bis zu zwei Berechnungen vereinbart. Voraussetzung hierfür sei, dass die zur Erstellung des AZT-Lackmaterialindex 100 verwendeten Lackier- und Verbrauchsmaterialhersteller Preisanpassungen vorgenommen haben und überarbeitete Preislisten vorliegen. Das Allianz Zentrum für Technik macht trotz Nachfrage der Redaktion keine Angaben darüber, welche Bruttopreislisten zur Lackpreisermittlung von welchen Lackherstellern genutzt werden. ## Durchschnittlich sechs Prozent Kostenanstieg gegenüber der Vorversion des AZT Lackindex 100 Um wieviel Prozent der Lackindex im Detail bei jeder Aktualisierung steigt, lässt sich auch für das AZT-Team im Vorfeld nicht im Detail beantworten. „Der Index wird mit Listenpreisen von Lack- und Verbrauchsmaterialherstellern berechnet und das daraus resultierende Ergebnis lässt sich mit der Vorversion vergleichen. Gemittelt über alle Aspekte zeigte sich dabei ein Anstieg der Kosten von jeweils etwa 6 Prozent zwischen den Versionen 2021-I und 2021-II bzw. 2021-II und 2022-I. Aussagekräftig ist am Ende aber nur der Vergleich von realen Kalkulationen basierend auf altem und neuem AZT-Lackmaterialindex 100“, führt der Referatsleiter aus. ## Wie setzt sich der AZT Lackmaterialindex genau zusammen? Im Gespräch mit schaden.news verdeutlichte Thomas Behl auch, welche Bestandteile in die Erstellung des AZT Lackmaterialindex einfließen. Demnach basiere die genaue Zusammensetzung und Gewichtung [auf Materialstudien nach REFA-Standards](https://schaden.news/de/article/link/41568/reportage-azt-studie-2020).
Berücksichtigt werde dabei immer die komplette Palette der benötigten Lackier- und Verbrauchsmaterialien, angefangen bei der persönlichen Schutzausrüstung über Grundierung, Füller, Basis- und Klarlacke, benötigte Härter, Steinschlagschutz bis hin zu Reinigungsverdünnung und Silikonentferner sowie Abdeckmaterialien. „Das im AZT-Lackmaterialindex 100 erfasste Material geht somit weit über Basis- und Klarlack hinaus und deckt vielmehr den gesamten auftragsabhängigen Lackier- und Verbrauchsmaterialaufwand ab“, betont Thomas Behl. [Die genaue Zusammensetzung ist in der Systembeschreibung des AZT nachzulesen](https://azt-automotive.com/_Resources/Persistent/f8c9fba1a97c887c6d7a9f7d38fe361f72a379fb/AZT-Lackkalkulation_Systembeschreibung_2020-06-03.pdf). ## „Nicht zu schnell aktualisieren“ Im AZT-Lackmaterialindex 100 werden für jedes Land mindestens vier verschiedene Lackier- und Verbrauchsmaterialhersteller berücksichtigt, in der Regel eher fünf oder sechs. Dabei kommt es dem AZT auf die bestmögliche statt der schnellstmöglichen Aktualisierung an, erklärt Thomas Behl: „Liegt dem AZT eine neue Preisliste eines Herstellers mit einer Erhöhung um durchschnittlich 10 Prozent vor und es wird sofort ein neuer AZT-Index 100 berechnet, ohne etwaige sich zeitnah ändernde Preislisten der weiteren Hersteller zu berücksichtigen, wird die Änderung im Vergleich zur Vorversion, bei beispielsweise insgesamt fünf Lackmarken, nur etwa 2 Prozent betragen.“ Daher versuche das AZT-Lackteam stets von allen Lackherstellern eine Information zu gegebenenfalls anstehenden Preisanpassungen zu erhalten, um dies dann entsprechend berücksichtigen zu können. „Besser sechs Wochen warten, bis alle neuen Preislisten vorliegen, als sechs Monate mit einem unpassenden Startwert in die Kalkulation zu gehen“, unterstreicht der Referatsleiter. ## Wann stehen die neuen Informationen zur Verfügung? Nach Aussagen des AZT sollte der überarbeitete deutsche AZT-Lackmaterialindex 100 in den nächsten Tagen in allen Kalkulationssystemen hinterlegt sein. Für Österreich, die Schweiz und die Niederlande wurde die Version 2022-I jeweils bereits zuvor erstellt, an weiteren Länderversionen arbeite das AZT-Lackteam derzeit intensiv.
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