2021-08-18T10:51:23+0000

Corona und Mobilität: Wie stark sind die Auswirkungen wirklich?

Für viele Deutsche bedeutete die Corona-Pandemie einen harten Einschnitt in ihren von festen Verkehrsmitteln und Routen geprägten Bewegungsmustern. Home-Office ersetzte in vielen Fällen zeitintensives Pendeln, Videokonferenzen so manche Dienstreise und anstelle exotischer Ferienziele trat der Urlaub im eigenen Land. Doch hat sich das Mobilitätsverhalten dadurch tatsächlich dauerhaft geändert oder handelte es sich nur um punktuelle Ausweicherscheinungen? ## Keine Anzeichen für baldige Mobilitätswende [Im August 2020 sowie im März 2021 befragte das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) vorwiegend in Großstädten lebende Deutsche](https://www.isi.fraunhofer.de/de/presse/2021/presseinfo-17-covid-19-mobilitaetsverhalten.html), ob die Corona-Beschränkungen Einfluss auf ihre Reisemotive oder die Wahl der Verkehrsmittel hätten. Der Fokus auf die Citys wurde gewählt, da hier der Umstieg auf klimafreundliche Alternativen zur Fahrt mit dem Pkw besonders einfach sei. Dabei zeigte sich, dass entgegen ersten Prognosen zu Beginn der Pandemie wohl doch nicht mit einer anhaltenden Änderung bei der Wahl der Verkehrsmittel und -wege zu rechnen ist. Bereits in der August-Studie 2020 hatten 70 Prozent der Befragten angegeben, keine Änderung bei ihrer arbeitsbezogenen Mobilität zu erwarten. In der Folge-Umfrage im Frühjahr 2021 blieb dieser Wert konstant, bei der Freizeitmobilität erwartete eine Mehrheit der Teilnehmer sogar einen starken Anstieg – auch bei Flugreisen. ## "Glücksfaktor" Mobilität erschwert Umdenken Die Ergebnisse scheinen kaum verwunderlich, hätten laut Projektleiter Dr. Johannes Schuler die Menschen doch während der Krise Ausflüge und Fernreisen stark vermisst. 38 Prozent der Befragten gaben etwa an, „dass Mobilität sie einfach glücklich macht“. „Die Ergebnisse legen nahe, dass die große Mobilitätsrevolution ausgeblieben ist“, lautet daher das Fazit der Studie. Dass noch während der Pandemie so viele Menschen angegeben hätten, wieder zu alten Mustern zurückkehren zu wollen, sei aus der Sicht des Experten „kein gutes Zeichen für die Mobilitätswende“. Um die Mobilität in Großstädten zu verändern, werde es Schuler zufolge daher weiter „strenge Push-out-Maßnahmen brauchen“. ## Mobilität in vielen deutschen Großstädten weiterhin unter Vorkrisenniveau Aktuell klaffen die in den Umfragen gemachten Angaben und die tatsächliche Mobilitätslage in den deutschen Großstädten allerdings noch deutlich auseinander. Die durch das [Covid-19 Mobility Project](https://www.covid-19-mobility.org/de/mobility-monitor/) des Robert Koch-Institus erhobenen Daten zeigen, dass die Werte gerade hier meist noch im zweistelligen Bereich unter dem Vorkrisenniveau liegen. Anders sieht es in den Stadtstaaten aus, wo sich die Mobilität bereits wieder normalisiert hat. Deutschlandweit wurde der Referenzwert von 2019 bereits leicht übertroffen und lag zum 12. August bei Plus 2,6 Prozent.