2021-06-23T16:22:44+0000

Verbände kritisieren Streichung der Corona-Pauschale

Die Entscheidung diverser Versicherungsunternehmen, die sogenannte Corona-Pauschale für die Fahrzeugdesinfektion nicht mehr zu zahlen, sorgt weiterhin für Kritik in der Branche und weitet sich aus. Die Bundesfachgruppe Fahrzeuglackierer reagiert nun mit einer Stellungnahme. ## BFL nimmt Stellung Bereits vergangene Woche hat Kay Dähn, Betriebsinhaber aus Hamburg, [gegenüber der schaden.news-Redaktion seinen Unmut kundgetan](https://schaden.news/de/article/link/42343/corona-pauschale-innovation-group). In einer aktuellen Stellungnahme der Bundesfachgruppe Fahrzeuglackierer, die der Redaktion vorliegt, bekräftigte der Unternehmer noch einmal seine Kritik: „Es ist für uns nicht nachvollziehbar, wie Assekuranzen in Zeiten einer Pandemie jetzt mit Streichungen der Zusatzleistungen reagieren können, da diese nach wie vor durch die Fachbetriebe erbracht werden müssen“, wird der Betriebsinhaber zitiert. ## Betriebe stehen unter massiven Kostendruck Der Bundesverband der Partnerwerkstätten (BVdP) warnt davor, die K&L-Betriebe mit weiteren Kosten noch stärker zu belasten. [In einer Pressemitteilung](https://schaden.news/download/link/jbad) die der Redaktion vorliegt heißt es dazu: „den freien Karosserie‐ und Lackierwerkstätten stehen zum Teil massive Preisanpassungen ins Haus.“ Besonders betroffen seien Lackmaterial sowie Reinigungs‐ und Verbrauchsmittel mit Erhöhungen um bis zu 40 Prozent. [Darüber hatte bereits im Mai die Talkrunde mit führenden Werkstattausrüstern diskutiert.](https://www.youtube.com/watch?v=8Y2KkY_p_-k&t=1382s) „Wir werden“, so BVdP‐Geschäftsführer Michael Pinto, „dieses Thema bei unseren Gesprächspartnern im Schadenmanagement platzieren und falls nötig weiterführende Gespräche dazu aufnehmen, um die Schadensteuerer, aber auch die Datendienstleister für die Gemengelage zu sensibilisieren.“ ## „Ohne Wenn und Aber“ Auch die Bundesfachgruppe Fahrzeuglackierer im Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz findet klare Worte in ihrer Stellungnahme: „Die Lackier- und Karosseriefachbetriebe sind die Partner der Versicherer, der Schadensteuerer und weiterer Kundengruppen, aber vor allem sind sie verantwortlich gegenüber dem einzelnen Fahrzeugnutzer, der ihnen sein Fahrzeug vertrauensvoll überlässt. Die sach- und fachgerechte Reparatur ist das Kerngeschäft dieser Unternehmen im Unfallschadenmanagement. Dazu zählt zurzeit natürlich die zusätzliche Desinfektion vom Fahrzeuginnenraum nicht nur nach, sondern auch vor der Reparatur, um nicht nur den Kunden, sondern auch das eigene Fachpersonal zu schützen. Dafür haben die Betriebe während der Pandemie zusätzliche Investitionen getätigt. Dies sind direkt verrechenbare Kosten, die dem jeweiligen Auftrag – und das besagt per se die Definition ohne Wenn und Aber – direkt zuzuordnen sind.“ ## „Unabweisbarer Zusatzaufwand“ Die BFL kritisiere die Auffassung der Versicherer scharf, heißt es weiter. „Die zusätzliche Reinigung und Desinfektion von kontaminierten Flächen an Fahrzeugen ist ein unabweisbarer Zusatzaufwand seitens der Betriebe“, erklärt Torsten Schmidt, Leiter des
Instituts für Fahrzeuglackierung. Der Anspruch auf Schutz gelte nicht nur für die Kunden, sondern gleichermaßen für das Werkstattpersonal der Fachbetriebe, ergänzt Paul Kehle, Präsident der BFL. Zudem weist der BFL noch einmal darauf hin, dass auch das Allianz Zentrum für Technik (AZT) mit der TeMi Nr.14/2020 „Fahrzeugdesinfektion zum Schutz vor einer möglichen Corona-Infektion“ die erforderliche Maßnahme in Zeit- und Materialwerten beziffert und diverse Gerichtsurteile den Aufwand zu Gunsten der Werkstatt mehrfach bestätigt haben. ## HUK-Coburg denkt über Streichung nach Auch während der Live-Übertragung des Schadentalk im Web-TV vergangenen Donnerstag diskutierten die Talkgäste über die Streichungen durch Kfz-Versicherer bei der Innovation Group, über die schaden.news berichtete. Während der Live-Sendung sprach schaden.news-Chefredakteur Christian Simmert auch Thomas Geck auf die Situation an. Dieser antwortete: „Die Meldung hat uns zunächst überrascht, aber wir haben vor dem Hintergrund jetzt auch einen Denkprozess angestoßen und wir müssen nun auf dieser Basis beraten, wie wir mit dem Thema weiter umgehen.“ Eine Entscheidung sei jedoch noch nicht gefallen.
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