2020-05-13T12:50:58+0000

Frech und peinlich

Wir haben in der Redaktion vor einigen Tagen unseren Augen nicht getraut. Per Mail wurden uns mehrere Rechnungskürzungen von Control Expert und der Allianz Versicherung zugespielt, in denen Kosten für Corona-Schutzmaßnahmen gestrichen wurden. [Wir berichten heute exklusiv über die Rechnungskürzungen und die Reaktion aus dem Schadenmarkt.](https://schaden.news/de/article/link/41680/rechnungskuerzung-allianz-corona-schutzma-nahmen) Wer sich die Begründung mitten in der Corona-Krise durchliest, kann nicht fassen, was dort steht. Da spricht Control Expert von „übervorsichtigem Händewaschen“ und meint „Ansteckung über Oberflächenkontakt wäre extrem unwahrscheinlich“. Was wissen die Langenfelder, was das Robert-Koch-Institut in Berlin nicht weiß? Aus der Sachschaden Abteilung der Allianz heißt es zur Begründung der Kürzungen zynisch: „Eine Desinfektion verhindert keinen Unfall und ein Unfall kann auch nicht die Ursache für Corona sein.“ Zudem ist man dort der Meinung, dass der Aufwand für die Durchführung von Reinigung und Desinfektion bereits in den Gemeinkosten enthalten sei, wie „zum Beispiel das vergleichbare Tragen von Sicherheitsschuhen.“ Wie bitte? Man fasst sich an den Kopf und zweifelt am gesunden Menschenverstand. Während es in der Republik kein anderes Thema als Mindestabstand und Hygieneregeln wegen der Pandemie zu geben scheint, lesen sich die Begründungen wie schlechte Scherze. Zumal, wenn man weiß, dass die Allianz Versicherung den SPN-Partnerwerkstätten die gleichen Corona-Schutzmaßnahmen im gesteuerten Schadenfall sehr wohl bezahlt. Wenn auch nur mit einer geringen Pauschale. Hier hält man die Reinigung und Desinfektion dann doch für sinnvoll und hat plötzlich eine andere Risikoeinschätzung. Es wird also mit zweierlei Maß gemessen. In der Krise zeigt sich der wahre Charakter. Es ist frech und peinlich, dass der Münchener Versicherungsriese über seinen Prüfdienstleister Control Expert Rechnungsbeträge um die 50 Euro kürzen lassen muss und dabei riskiert, dass sich die Versicherten fragen, wie es mit der Bereitschaft und dem Beitrag zum Corona-Schutz der Allianz tatsächlich aussieht.