2019-11-13T13:51:17+0000

Landesverbandstag Bayern: „Dranbleiben – und die Zeichen der Zeit sehen!“

Eine gute Entwicklung bescheinigte Landesinnungsmeister Thomas Schneider den bayerischen Karosserie- und Fahrzeugbauern für das zurückliegende Jahr. Bei den Auszubildenden konnten [die auf der letzten Jahrestagung des Verbandes bekanntgegebenen positiven Zahlen](https://schaden.news/de/article/link/40831/landesverbandstag-bayern-innungen-sind-unverzichtbare-marktplayer) erneut bestätigt werden. Lediglich die Gastgeberregion Franken verzeichnete hier einen Rückgang um acht Prozent, der aber von den anderen Regierungsbezirken abgefedert wurde. Beim Thema Verrechnungssätze scheint sich nun ebenfalls eine Trendwende anzudeuten. Viele Betriebe hätten berichtet, dass diesmal eine Erhöhung möglich war. „Hier hat unsere ständige Intervention endlich Wirkung gezeigt“ erklärte Schneider und betonte, wie
wichtig es sei, „diese Themen immer wieder vorzutragen“. Nachdenklich stimme jedoch [die Anfang Oktober bekanntgegebene Kooperation der HUK-Coburg mit der Werkstattkette Pitstop](https://schaden.news/de/article/link/41305/huk-coburg-reorganisiert-werkstattnetz). „Es könnte sein, dass die Pitstop-Betriebe nun versuchen, zusätzliche Schadensvermittlung zu betreiben. Bleibt also vorsichtig bei diesem Thema, euch hier weiterhin zu binden“, gab Schneider den Mitgliedern auf den Weg. ## Fachkräftemangel und Betriebsnachfolge als Problemfelder Sorge bereitet dem Verband auch die unverändert angespannte Fachkräftesituation. Mit Blick auf die Baubranche verwies Schneider auf die dort mittlerweile gängige Praxis der Einstellung von Arbeitskräften mit Migrationshintergrund. Hier gebe es betriebsbezogene Arbeitsvisa, die eine Beschäftigung nur in dem jeweils dort vermerkten Betrieb zuließen. Aus der Sicht des Landesinnungsmeisters sei dies eine Möglichkeit zur Bindung von Arbeitskräften, die die Kfz-Betriebe bei ihrer Mitarbeitersuche prüfen und
untereinander diskutieren sollten. Die Frage der betrieblichen Nachfolge werde indessen immer dringlicher. Nur 188 bestandene Meisterprüfungen habe es 2018 bei den Karosserie- und Fahrzeugbauern gegeben: „Das sind 53 Prozent weniger als vor zwanzig Jahren. Da frage ich mich schon, wer einmal die Betriebe weiterführen soll“, gab der Landesinnungsmeister zu bedenken. ## Informationsbeschaffung und professionelles Schadenmanagement immer wichtiger Nachholbedarf sieht man zudem beim prozessorientierten Management von Schäden und der Implementierung entsprechender Abläufe in den Betrieben. Hier plädierte Schneider für eine noch stärkere Professionalisierung, die etwa von eigenen Unfallschadenmanagern vorangetrieben werden sollte. Auch in Sachen Nutzung der bereitgestellten Informationsmöglichkeiten forderte er mehr Engagement. Von der verbandseigenen Wissensbox über technische Mitteilungen der IFL und des KTI bis hin
zur ZKF-Initiative Repair-Pedia oder der durch die EUROGARANT AutoService AG angebotenen Dienstleistung für Betriebe (DFB) habe man hier in den letzten Jahren eine Vielzahl an Services installiert. Diese würden jedoch noch immer nicht genügend in Anspruch genommen. Angesichts sicherheitsrelevanter Technologien wie Radar- und weiterer Assistenzsysteme sei eine sorgfältige Informationsbeschaffung jedoch unumgänglich: „Wir wollen euch mit diesen Daten und Fakten auf Top Niveau halten. Auch die Besten müssen trainieren, denn ohne Training geht gar nichts“, stellte Schneider klar. ## Fachvorträge und Podiumsdiskussion zum Thema E-Mobilität Kaum ein Thema bewegt die Branche derzeit so sehr wie die Elektromobilität. Drei Fachvorträge und eine anschließende Diskussionsrunde beschäftigten sich daher mit zentralen Fragen dieser Technologie und möglichen Auswirkungen auf die Autobetriebe.
Dipl.-Ing. Hermann Spanner, Brandamtmann der Berufsfeuerwehr München, erörterte aus seiner beruflichen Erfahrung heraus den Umgang mit Faserverbundstoffen wie Carbon und E-Fahrzeugen und möglichen Risiken für Rettungskräfte und Reparaturbetriebe, warnte jedoch vor einer durch mangelndes Fachwissen beförderten Dramatisierung. Dr. Patrick Fleischer, Geschäftsführer des fränkischen Versorgers N-ENERGIE mit 120 Elektrofahrzeugen im Fuhrpark, zeigte eine Bestandsaufnahme der derzeit in Deutschland verfügbaren Stromressourcen und -infrastrukturen. Entgegen den verbreiteten Befürchtungen sei in den nächsten Jahren kein Mangel an Strom für Elektromobilität zu befürchten. Ein zusätzlicher Bedarf durch eine Million E-Fahrzeuge erhöhe den bundesweiten Strombedarf um gerade einmal 0,3 Prozent der Erzeugung. Dass Werkstätten hingegen oftmals einen langen Atem bei der Umstellung auf das Elektrozeitalter brauchen, zeigte der Fachvortrag der Kitzinger Betriebsinhaber Mathias und Benjamin Höhn, die auf ihrem Weg zur autorisierten Tesla-Karosseriewerkstatt
diverse Anforderungen und Eigenheiten des amerikanischen Herstellers zu meistern hatten. Die von Obermeister Markus Zollner in Vertretung des erkrankten Verbandsgeschäftsführers Robert Paintinger moderierte und kontrovers geführte „Elektrodiskussion“ spiegelte die Umbruchsstimmung unter den Betrieben angesichts der sich vollziehenden Technologiewende wider. Klar scheint immerhin zu sein, dass die Zahl der konventionell angetriebenen Fahrzeuge im Laufe der nächsten 20 Jahre kontinuierlich abnehmen wird. Kunden, die einmal den Schritt zur reinen E-Mobilität vollzogen hätten, würden nur selten wieder auf einen Verbrenner umsatteln – auch wenn hier angesichts unterschiedlicher Ladetechnologien und Abrechnungsmodelle, ungeklärter Verwertungsstrategien bei Akkus und weiterer Unwägbarkeiten den Kunden und Betrieben noch einiger Pioniergeist abverlangt werden dürfte.
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