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2019-10-01T12:38:31+0000

Lackieren und Ausbeulen als Entwicklungshilfe für Namibia

Bereits in den vergangenen zwei Jahren war Mariusz Dechnig mehrfach als Ausbilder in Namibia unterwegs. Vier volle Wochen lang dauerte sein Auslandseinsatz in diesem September, von dem er erst am vergangenen Wochenende zurückkehrte. Auf dem Plan des Fachzentrumsleiters vom BTZ Weiterstadt stand in diesem Jahr die praktische Ausbildung von Betriebsinhabern sowie betrieblichen Ausbildern zu sogenannten Panel Beatern. "Dieses Berufsbild beinhaltet Tätigkeiten von Karosseriebauern sowie Fahrzeuglackierern", erklärt Mariusz Dechnig. Die Kurse – unter anderem Module zum Karosseriebau, zum Lackieren sowie zum Schweißen – fanden in einer angemieteten Werkstatt in Ondangwa sowie in der zukünftigen Berufsschule in Eenhana, im Norden des Landes, nahe der Grenze zu Angola, statt. ## Partnerschaft seit 2016 Der Namibia-Einsatz von Mariusz Dechnig und seinen Kollegen ist Teil einer Berufsbildungspartnerschaft zwischen Namibia und der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main. Die Partnerschaft existiert bereits seit 2016. Initiator ist das
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Denn in dem 2,3 Millionen Einwohner starken Land an der südwestafrikanischen Atlantikküste fehlen in vielen Regionen die Fachkräfte. Gleichzeitig sind vor allem viele junge Menschen arbeitslos, weil die Strukturen eine effiziente, praxisnahe Ausbildung nicht zulassen. Oberstes Ziel der Berufsbildungspartnerschaft ist es daher, „die Beschäftigungschancen für Arbeitssuchende in Namibia zu verbessern, sodass namibischen Unternehmen mehr Fachkräfte zur Verfügung stehen“, heißt es in der Beschreibung des Programms. Dabei setzt die Partnerschaft auf die stärkere Ausrichtung der Ausbildung an die Bedürfnisse der ansässigen Unternehmen. ## "Meine Arbeit vor Ort trägt bereits Früchte" So haben Mariusz Dechnig und sein Team in den vergangenen Jahren nicht nur geschult, sondern auch viele unterschiedliche K&L-Werkstätten im ganzen Land kennengelernt: "Vom Kleinstbetrieb bis zum Unternehmen mit über 100 Mitarbeitern war alles dabei", berichtet der Fachzentrumsleiter vom BTZ Weiterstadt. Einige dieser Betriebe hat er auch während des diesjährigen Aufenthalts besucht und war begeistert: "Im vergangenen Jahr hatte ich Seminare zur Unternehmensführung durchgeführt. Viele der Werkstätten, die
damals teilnahmen, haben im Vergleich zu den Vorjahren riesige Sprünge gemacht: Ich fand Unternehmen mit effizient organisierten Abläufen und modernster Technik vor. Es ist ein sehr gutes Gefühl, zu sehen, wie meine Arbeit dort Früchte getragen hat. Für mich und meinen Beruf ist das ein riesiger Motivationsschub", betont Mariusz Dechnig. ## Unterschiedliche Voraussetzungen in den Betrieben Bei seinem diesjährigen Einsatz hatte Mariusz Dechnig für zwei Wochen Unterstützung von Denis Feduschkin. Der 31-Jährige absolviert zurzeit an der Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main seinen Internationalen Meister und nutzte die Chance, sich in dem afrikanischen Staat fortzubilden. Dabei war der Aufenthalt in Namibia für ihn der erste Auslandseinsatz im Rahmen seiner Ausbildung. Der gelernte Fahrzeuglackierer und Meister ist Anwendungstechniker beim Großhändler Alfa Autolack. Für den Einsatz hat er sich zwei Wochen Urlaub genommen. Die Zeit habe sich gelohnt, meint Denis Feduschkin, denn er reiste mit vielen neuen Eindrücken zurück nach Frankfurt: "Die Voraussetzungen, die wir in den besuchten Karosserie- und Lackierbetrieben vorfanden, können unterschiedlicher kaum sein: In einigen Werkstätten waren die Mitarbeiter sehr gut ausgestattet, fast schon auf europäischem Standard. In anderen Betrieben sind viele
Abläufe noch ausbaufähig", berichtet Denis Feduschkin. Doch genau darin sieht er den Sinn seiner Arbeit im Ausland: "Wenn man es schafft, einen Betrieb zu ordnen, dann ist man auf einem guten Weg. Denn dann zeigt dieser Betrieb anderen Werkstätten in der Region, wie es richtig gut laufen kann", betont der 31-Jährige. Die Voraussetzungen dafür seien ideal: "Die Menschen in Namibia sind sehr aufgeschlossen, auch Neuerungen gegenüber. Sie nehmen Vorschläge an und sind dankbar dafür." Mit den im September durchgeführten Schulungsmodulen endet die dreijährige Partnerschaft der Handwerkskammer Frankfurt Rhein-Main mit Namibia. "Im Oktober werden die Ergebnisse ausgewertet. Vielleicht wird das Projekt verlängert", unterstreicht Mariusz Dechnig mit Blick in die Zukunft.
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