2019-04-30T14:30:31+0000
Werfen wir am Tag nach dem 1. Mai einen Blick auf die Gehälter in Deutschland. Durchschnittlich 3.880 Euro im Monat verdiente ein vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer laut Erhebungen des Statistischen Bundesamts im letzten Jahr. Ein Gehalt von dem viele Karosseriebauer und Fahrzeuglackierer nur träumen dürften. Zweifel an diesem statistischen Monatsgehalt dürften ohnehin angebracht sein. Wie repräsentativ ist diese Zahl, wenn etwa ein 25 Jahre alter Kfz-Mechatroniker mit fünf Jahren Berufserfahrung in Berlin einen Bruttolohn von 2.150 Euro pro Monat erhält? Tatsächlich verfehlen sogar knapp zwei Drittel aller Vollzeitarbeitenden diesen Mittelwert. Dieser fällt deswegen so hoch aus, weil die Verdienste des restlichen Drittels so deutlich darüber liegen, dass der Durchschnittswert „nach oben“ gezogen wird. Beim Thema Gehalt kommt es also immer auf den Blickwinkel an. Deutlich wurde das jetzt auch wieder an den vielen Kommentaren auf unserer Facebook-Seite zu unserem Beitrag zum geplanten Azubi-Mindestlohn, den wir in der vorletzten Woche veröffentlicht haben. Hier reichen die Meinungen von Zustimmung bis hin zu völliger Ablehnung, mitunter wird auch der Sinn von Ausbildung an sich in Frage gestellt. Wieder andere geben zu bedenken, dass im Zuge der Maßnahme auch die Löhne der Gesellen steigen müssten. In seiner jüngsten Kosten-Nutzen-Erhebung hat das Bundesinstitut für Berufsbildung gezeigt, dass Azubis kein reiner Kostenfaktor sind. Im Laufe ihrer Ausbildung gleichen sie zwei Drittel der in sie investierten Aufwendungen wieder aus. Vorausgesetzt, die jungen Menschen sind clever genug, sich im Betrieb tatsächlich engagiert einzubringen. Nach wie vor gilt: Betriebe, die ausbilden und ihre Azubis fair bezahlen, werden eher mit dem Fachkräftemangel fertig als andere. Das Risiko, dass die Industrie in K&L-Betrieben ausgebildete junge Menschen abwirbt, bleibt jedoch. Einer unserer Leser schrieb auf Facebook: „Wenn der Beruf geil bezahlt wird, dann wollen die das auch lernen.“ Eine Perspektive, die in der aktuellen Ausbildungsvergütungsdebatte gern übersehen wird. Allerdings ist auch klar: Die Betriebe müssen das Geld erst erwirtschaften, bevor es ausgegeben werden kann. Beste Grüße aus Leipzig