2025-12-10T11:03:40+0000

Verein für Nachhaltigkeit in der Kfz-Reparatur will Branchenstandards vorantreiben

Derzeit befindet sich das Thema Nachhaltigkeit eher unter dem Radar der Branche, könnte man meinen. Doch hinter den Kulissen wird nach wie vor an Standards für die Unfallschadenreparatur gearbeitet. Rückblick: [Im Februar 2024 kamen in Köln mehr als 30 Unternehmen aus dem Unfallreparaturmarkt zusammen, um über einen gemeinsamen Nachhaltigkeitsstandard zu diskutieren.](https://schaden.news/de/article/link/43943/branchentreffen-nachhaltigkeitsstandard) Erstmals saßen Kfz-Versicherer, Schadensteuerer, Lack- und Zuliefererindustrie sowie Prüforganisationen, Dienstleister und Werkstätten an einem Tisch, um über eine branchenweite Lösung zu sprechen. Danach wurde es öffentlich zwar still, doch hinter den Kulissen arbeiteten mehrere Akteure intensiv weiter an der Idee. Nun wird das Ergebnis der Kölner Auftaktrunde sichtbar – in Form des neu gegründeten Vereins „Nachhaltige Kfz-Reparatur e.V.“, der die Initiative strukturell bündelt. ## Von der Auftaktidee zur festen Struktur „Wir wollen das Thema Nachhaltigkeit vorantreiben und die Werkstätten auf ihrem Weg zur nachhaltigen Kfz-Reparatur begleiten“, erklärt der Vorstandsvorsitzende Michael Gesell das Ziel des Vereins im Gespräch mit schaden.news. Die Non-Profit-Organisation wird dabei vollständig über Beiträge und Einlagen ihrer Mitglieder finanziert und ist demnach bewusst so aufgebaut, dass sie die Vielfalt der Branche widerspiegelt. Das zeigt sich sowohl in der Mitglieder- als auch der Vorstandsstruktur: Letzterer besteht aus sechs Mitgliedern und vereint Vertreterinnen und Vertreter aus Werkstattgruppen sowie inhabergeführten Betrieben, Industrie, digitalen Dienstleistern und Prüfwesen. Auch die zwölf Gründungsmitglieder decken das gesamte Spektrum des Aftermarkets ab – von Kfz-Versicherern und Schadensteuerern über Prüforganisationen bis hin zu Betrieben und Werkstattausstattern. Diese breite Beteiligung war erklärtes Ziel – und sie zeigt, dass die Idee, gemeinsam einen Standard zu entwickeln, weit über einzelne Marktsegmente hinaus Unterstützung findet. Gleichzeitig bekunden rund 30 weitere Unternehmen aus der Branche Interesse am Thema Nachhaltigkeit als passive Unterstützer des Vereins. ## Einladung an die gesamte Branche In den nächsten Monaten soll der Verein nun weiter wachsen. Wie Michael Gesell und Dominik Hertel gegenüber schaden.news betonen, sind vor allem Werkstätten jeder Größenordnung ausdrücklich zur Teilnahme eingeladen. „Ob Kleinstbetrieb oder Unternehmen mit mehreren Standorten – Betriebe sind jederzeit herzlich willkommen“, so Dominik Hertel. Gerade jetzt in der Anfangsphase hätten Betriebe zudem die Möglichkeit, den angestrebten Standard noch aktiv mitzugestalten und eigene Ideen einzubringen. Der Mitgliedsbeitrag ist dabei nach Unternehmensgröße gestaffelt und bewegt sich zwischen 250 Euro bis 2.000 Euro pro Jahr. Hinzu kommt nach Aussagen des Vorstandes eine einmalige Mitgliedereinlage, die zur Finanzierung des Vereins beiträgt. ## Ein Standard, der aus der Praxis kommt Im Mittelpunkt der Vereinsarbeit steht die Entwicklung eines branchenweiten Nachhaltigkeitsstandards. Monatliche Mitgliedertreffen und zweiwöchentliche Vorstandssitzungen sorgen dafür, dass dieses Ziel aktiv vorangetrieben wird. Der Ansatz ist dabei bewusst pragmatisch. „Die Standards und Kriterien sollen praxisnah und umsetzbar sein. Wir wollen die Betriebe nicht überrollen“, sagt Michael Gesell. Erste Kriterien werden deshalb aktuell in Pilotbetrieben erprobt. Vier Werkstätten und Betriebsgruppen – darunter das Lackierzentrum Niedernhall, IRS, DRS und Pankel Lackier- und Karosseriefachbetrieb – testen derzeit, wie gut die geplanten Vorgaben in den Alltag integrierbar sind. Am Ende des Prozesses soll ein branchenweit anerkanntes Nachhaltigkeits-Zertifikat ins Leben gerufen werden. Bis es soweit ist, will der Verein aber vor allem eines: Bewusstsein für das Thema Nachhaltigkeit schaffen und die K&L-Betriebe für die Notwendigkeit sensibilisieren. Dominik Hertel betont: „Häufig wird Nachhaltigkeit nur mit Ökologie gleichgesetzt, das ist aber nur ein Teilaspekt. Wir müssen den Werkstätten die Vorteile vor Augen führen, die sich auch auf ökonomischer und sozialer Ebene auftun.“ Michael Gesell ergänzt: „Gerade in Zeiten politischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten rückt das Thema immer weiter in den Hintergrund. Doch gerade dann ist nachhaltiges Wirtschaften wichtiger denn je, denn letztlich hängt alles miteinander zusammen. Es geht nicht nur um Energieeinsparungen, sondern um die nachhaltige Positionierung eine Werkstatt insgesamt und den eigenen Betrieb damit langfristig zukunftssicher aufzustellen.“ ## Schulterschluss erhofft Im nächsten Jahr soll der Kriterienkatalog verabschiedet werden – der Grundstein für ein branchenweit anerkanntes Zertifikat, das nachhaltiges Arbeiten sichtbar macht. Der Verein hofft dabei weiterhin auf eine Kooperation mit den Branchenverbänden ZDK, ZKF, BFL und BVdP. [Diese hatten sich im vergangenen Jahr von der durch BASF initiierten Initiative distanziert und im Herbst 2024 eigene Standards vorgestellt.](https://schaden.news/de/article/link/44175/branchenverbaende-legen-nachhaltigkeitsstandards-fest)