2024-10-23T09:43:51+0000

Frauen im Handwerk: Von der Werkstatt ins Farbtonlabor

Ob Tankdeckel, Spiegelkappen, Kotflügel von Motorrädern oder sogar Toilettendeckel und Schranktüren – wenn Werkstätten Schwierigkeiten beim Anmischen der richtigen Farbtonrezeptur haben, wenden Sie sich an das Farbtonlabor von Lackhersteller PPG | Nexa Autocolor und schicken die zu lackierenden Teile ein. „Und da war eben auch schonmal ein Toilettendeckel dabei“, erinnert sich Sarah Schöpgens. ## Geballte Farbtonkompetenz Sarah Schöpgens ist seit fast genau 17 Jahren in Hilden tätig und unterstützt Betriebe bei schwierigen Farbtönen – immer öfter sogar telefonisch. „Ist der Auftrag eilig, können die Teile häufig nicht erst zu uns geschickt werden, dann lasse ich mir die Farbe beziehungsweise die Problematik vom Lackierer am Telefon erklären und ich gebe dann Tipps, wie er die Rezeptur verändern kann, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen“, erklärt die 40-Jährige im Gespräch mit schaden.news. Möglich ist das nur, weil sie die Mischlacke der Marken Nexa Autocolor und PPG in- und auswendig kennt. Die Coloristin weiß genau, welche Auswirkung die Zugabe oder das Weglassen eines bestimmten Mischlackes in der jeweiligen Formel hat und wie bestimmte Pigmente aus verschiedenen Sichtwinkeln wirken. ## Beruf wird digitaler „Coloristik ist kein Ausbildungsberuf. Ich musste komplett bei null anfangen. Alles, was ich in Hilden gelernt habe, haben mir meine Kollegen über die Jahre beigebracht“, erinnert sie sich. Aber wie kam sie eigentlich zu diesem Beruf? „Das war eher ein Zufall. Ich habe eine Ausbildung zur Fahrzeuglackiererin absolviert und danach in einem Nexa Autocolor-Betrieb gearbeitet. Für Schulungen und Weiterbildungen waren wir öfter in Hilden, da wurde mein Interesse am Farbtonlabor geweckt. Dann habe ich mich einfach initiativ beworben und jetzt sind es schon fast 17 Jahre.“ Und in diesen 17 Jahren hat sich viel getan. Farbtonfindung und -ausmischung sind digitaler geworden. Vor einigen Jahren wechselte Sarah Schöpgens deshalb vom Farbtonlabor in die Color IT, wo sie die Entwicklung digitaler Anwendungen wie die Farbtonfindungssoftware VisualizID mitbegleitet hat. Seit diesem Jahr sind beide Abteilungen im sogenannten LINQ-Lab in Hilden vereint, um die Synergien zwischen digitaler Technik und analogem Farbtonmanagement bestmöglich zu nutzen. Und was hält die Fahrzeuglackierermeisterin von der technischen Entwicklung? „Als Hilfsmittel sind digitale Tools super, auch um Zeit zu sparen. Aber die finale Entscheidung in Labor und Werkstatt treffe ich immer noch mit meinen Augen.“ Und das wird sich wohl auch in Zukunft nicht ändern, denn in diesem Fall schlägt Berufserfahrung die Technik. ## „Mischung aus Kundenkontakt, Teamarbeit und Lackieren“ Die Coloristin unterstützt K&L-Betriebe aber nicht nur von Hilden aus, sondern gelegentlich auch direkt vor Ort. Dann hilft sie bei der Einführung digitaler Tools, schult die Mitarbeitenden und sorgt für eine reibungslose Inbetriebnahme. „Diese Mischung aus Kundenkontakt, Teamarbeit und dem klassischen Lackieren ist es, die mir Spaß macht“, betont sie im schaden.news-Interview. Deshalb rät sie allen jungen Frauen: „Scheut euch nicht davor, handwerkliche Berufe auszuüben. Schnuppert rein und schaut, ob euch die Arbeit gefällt.“ Und dabei spricht sie aus Erfahrung. Denn als sie nach ihrem Schulabschluss Orientierung bei der Berufsberatung suchte, wurden ihr die Berufe Erzieherin oder Malerin ans Herz gelegt. „Ich habe gesagt, ich möchte was Kreatives machen und mit Menschen arbeiten. Das waren die Ergebnisse. Heute weiß ich, es gibt so viel mehr Optionen und Berufe. Deshalb darf man sich nicht einschränken lassen“, appelliert sie zum Abschluss.
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