2024-08-07T09:25:00+0000

„Selbst in der Berufsschule hatte ich Spaß, weil mich alles an diesem Job fasziniert“

Beatrice Fengler ist mit Leib und Seele Fahrzeuglackiererin. Und das merkt man der jungen Frau sofort an. Die Begeisterung, mit der sie über ihren Beruf spricht, ist förmlich ansteckend. Für die 23-Jährige war schon in der 5. Klasse klar: „Ich will ins Handwerk“, wie sie im Gespräch mit schaden.news berichtet. ## „Ich habe mich immer in einer Werkstatt gesehen“ Dabei hatte aber zunächst ein anderes Gewerk ihr Interesse geweckt. „Eigentlich wollte ich Tischlerin werden. Nach einem Praktikum wurde mir allerdings bewusst, dass diese Arbeit häufig auch mit Einsätzen auf Baustellen verbunden ist. Das wollte ich nicht, ich habe mich immer in einer Werkstatt gesehen.“ Der entscheidende „Schubs“ in die richtige Richtung kam schließlich von ihrem Vater, wie sie erzählt: „Unsere Familie ist absolut Motocross-begeistert. Und beim gemeinsamen Schrauben an unseren Quads fragte mein Vati, ob ich meine Fußrasten nicht noch lackieren will. In diesem Zusammenhang meinte er, dass man das auch beruflich machen könnte.“ Der Funke der Begeisterung war sofort entfacht und nach zwei Praktika war für Beatrice klar, dass sie Fahrzeuglackiererin werden will. ## „Mein Ausbilder hat mit mir die Halle ausgefegt“ 2017 begann sie schließlich ihre Ausbildung bei SAS Autoservice in Steigra und aus der Begeisterung wurde Liebe. „Selbst beim Lernen in der Berufsschule hatte ich Spaß, weil mich alles an diesem Job fasziniert. Ich will alles genau wissen und verstehen: Wie funktioniert die Chemie, wie reagieren die einzelnen Komponenten im Lack.“ Dass die damals 16-Jährige mit so viel Eifer bei der Sache war, lag auch am Engagement ihres Ausbildungsbetriebes, wie sie erzählt: „Mein Ausbilder Ronny Schreiber hat sich immer Zeit für mich genommen, auch nach Feierabend. Er hat mir nicht nur vieles beigebracht, sondern auch mal gemeinsam mit mir die Werkstatt ausgefegt – das ist nicht selbstverständlich! Zu Beginn meiner Ausbildung hat mein damaliger Chef Stefan Hodel außerdem vorgeschlagen, dass ich meine Simson während meiner Ausbildung restauriere und aufbereite – das war natürlich großartig. Natürlich ist auch Eigeninitiative gefragt, aber ich bin beiden sehr dankbar für die lehrreichen Jahre und auch heute steht mir Ronny für Fragen noch zur Seite.“ Die Begeisterung von Beatrice Fengler spiegelte sich auch in ihren Leistungen wider. 2020 schloss sie die Ausbildung als 2. Kammersiegerin ab, allerdings verhinderte die Corona-Pandemie den geplanten Bundesausscheid. ## Erstes Oldtimer-Projekt als Junggesellin Für die persönliche Weiterentwicklung entschied sich Beatrice nach Ausbildungsende zu einem Wechsel in das rund 35 Kilometer entfernte und größere Lackiercenter Sangerhausen, wo sie seitdem als eine von fünf Frauen tätig ist. „Auch hier hatte ich sehr viel Glück, denn mein Chef Christian Rothe hat mir von Anfang an viel Vertrauen
entgegengebracht. Am ersten Tag sollte ich eine komplette Reparaturlackierung durchführen, um zu zeigen, was ich kann. Danach war er überzeugt und hat mir kurze Zeit später mein erstes Oldtimer-Projekt anvertraut.“ Für die junge Frau eine große Ehre, denn die Abstimmung mit dem Kunden hat sie komplett eigenverantwortlich durchgeführt. Das Projekt: Die Rohkarosse eines Porsche 911, die zu einem Singer-Modell umgebaut werden sollte. Rund neun Monate haben der Umbau und die Komplettlackierung insgesamt gedauert – für Beatrice ein unvergessliches Projekt. „Das war toll, der Kunde hat sich schließlich für ein Froschgrün entschieden und als er sein Fahrzeug dann gesehen hat, war er absolut begeistert. Das war für mich ein absoluter Glücksmoment“, erinnert sie sich. ## Privates Projekt: Barkas B 1000 Die Faszination für Oldtimer und Classic Cars begrenzt sich aber keinesfalls nur auf den Berufsalltag. Denn wie Beatrice berichtet, haben sie und ihr Partner sich vergangenes Weihnachten einen großen Wunsch erfüllt und einen alten Barkas B 1000 erworben. Diesen will das Paar nun Stück für Stück selbst restaurieren und wieder auf Vordermann bringen. ## Nächstes Ziel: Meistertitel Zudem hat sich die 23-Jährige für die Zukunft ein weiteres Ziel gesetzt: Sie will ihren Meister machen, um später auch junge Menschen ausbilden zu können. „Schon jetzt, wenn ich unseren Auszubildenden Fragen beantworte oder Tipps gebe, gibt mir das ein gutes Gefühl. Ich möchte einfach die Freude an meinem Beruf teilen und junge Menschen so formen, wie es mein Ausbilder früher bei mir getan hat.“ Angesichts der Begeisterung, mit der Beatrice Fengler über ihren Traumjob spricht, lässt sich heute schon sagen: Ihre künftigen Azubis dürfen sich glücklich schätzen – denn genau so fasziniert man junge Menschen für das Handwerk!
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