Massive Kürzungen durch Control Expert bei Werkstätten und Sachverständigen

In K&L-Betrieben und bei Kfz-Sachverständigen zückt der Prüfdienstleister Control Experte zum Ende des Jahres verstärkt den Rotstift, streicht Werkstattrechnungen und Gutachten in vierstelliger Höhe. Der Redaktion liegen Prüfberichte vor, in denen mehr als 1.000 Euro aus Rechnungen von Reparaturfachbetrieben und Kfz-Sachverständigen gekürzt werden. ## Kürzungen bei Tesla-Unfallschäden „absoluter Irrsinn“ Besonders scheinen die Langenfelder derzeit die Instandsetzung von Unfallschäden an E-Autos im Blick zu haben. [Brancheninsider wundern sich nicht, denn im Oktober hatte der GDV in einer Studie die hohen Schadenkosten bei Elektrofahrzeugen scharf kritisiert.](https://www.schaden.news/de/article/link/43707/gdv-studie-reparaturkosten-von-e-autos-teurer) Zum Jahresende stehen viele Kfz-Versicherer vor einer noch nie dagewesenen negativen Schaden-Kosten-Quote. Das führt jetzt offenbar zu Rechnungskürzungen in bisher unbekannten Höhen. Bei einem Prüfbericht, der schaden.news vorliegt, wird deutlich, in welchem Ausmaß Control Expert ganze Rechnungspositionen streicht. Es handelt sich um eine Glasschadenreparatur an einem Tesla Model 3, der im Karosserie- und Lackiercenter Vogel in Brilon instandgesetzt wurde. Hier werden die vom Hersteller vorgeschriebenen Sicherheitsupdates komplett gekürzt, erklärt die Geschäftsführer Peter Vogel im Gespräch mit der Redaktion und zeigt sich entsetzt. „Diese Updates sind vom Hersteller vorgeschrieben und sie sind sicherheitsrelevant. Ein absoluter Irrsinn, diese Arbeitspositionen zu streichen.“ ## Keine Fachkenntnis, „imaginäre Scheibenpreise“ und falscher Stundensatz Wie wenig Fachkenntnis Control Expert bei der Rechnungsprüfung von Tesla Modellen habe, zeige sich vor allem beim Abzug des Ausbaus der Verkleidung des Kofferraums, so der Betriebsinhaber gegenüber schaden.news. Die Fachwerkstatt ist zertifizierter Tesla Approved Body Shop und mit den Herstellervorgaben bestens vertraut. „Das Modell 3 hat nun einmal auch unter der Motorhaube einen Kofferraum. Der Ausbau der Verkleidung ist technisch zwingend notwendig, um die Windschutzscheibe zu wechseln.“ Control Expert ignoriere die Herstellervorgaben komplett und ziehe zudem nach Angaben der Werkstatt noch „imaginäre Scheibenpreise“ heran, die nichts mit Marktrealitäten zu tun habe. In dem Prüfbericht der Langenfelder heißt es dennoch: „Die Rechnung wurde unter Berücksichtigung der Herstellervorgaben geprüft und korrigiert. Die ausgewiesene Arbeitszeit ist nicht nachvollziehbar. Sie wird auf den vom Hersteller vorgeschriebenen Wert angepasst.“ Zudem kürzt Control Expert auch noch den Stundensatz der Werkstatt mit der Begründung, dass „der mit der regulierenden Versicherung vereinbarte Stundenverrechnungssatz“ nicht berücksichtigt wurde. Nach Aussage von Geschäftsführer Peter Vogel besteht mit dem Kfz-Versicherer aber gar keine Partnervereinbarung und die verwendeten Arbeitszeitwerte seien exakt nach Vorgaben von Tesla in Rechnung gestellt worden. Das Karosserie- und Lackiercenter Vogel hatte sich mit seiner Kritik direkt an die Langenfelder gewandt. Allerdings nach eigenen Angaben nur die Antwort erhalten, dass Glas-Reklamationen grundsätzlich „im Auftrag der Versicherung bearbeitet werden. Sollten bezüglich der Kalkulation Fragen bestehen, so wenden Sie sich bitte an die betreffende Versicherung.“ ## Control Expert nutzt hohe Schadenkosten für den Ausbau des eigenen Geschäftes In der Werkstattwelt geht man davon aus, dass die Langenfelder im Auftrag von Kfz-Versicherern aufgrund der davonlaufenden Schadenkosten in Zukunft deutlich mehr Rechnungspositionen in höherem Umfang kürzen werden als bisher. Control Expert selbst nutzt diese Situation und warnte die Assekuranzen Ende November in einer Studie

vor zu hohen Werkstatt- und Ersatzteilpreisen. In einer Kommentierung der Analyse heißt es: „Auch bei den Kfz-Versicherern machen sich die enormen Preissteigerungen bemerkbar – vor allem bei den Schadenaufwänden. Ein signifikanter Anteil der Schadenaufwände entfällt auf die Reparaturkosten.“ Der Prüfdienstleister spricht von einer Kostensteigerung seit dem Jahr 2018 um 31 Prozent und führt weiter aus: „Der Anstieg der Lohnkosten lässt sich durch höhere Stundenverrechnungssätze erklären, kompliziertere oder längere Reparaturen haben keinen signifikanten Einfluss.“ Kostentreiber seien zudem die Ersatzteilpreise. Eine Lösung hat Control Expert für die Kfz-Versicherer gleich parat. In der Kommentierung heißt es: „Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Schadenprozess kann diesen Kostensteigerungen effizient und effektiv entgegenwirken. So kann beispielsweise unser KI-basierter ClaimsAdvisor enorme Schadenaufwände einsparen: Bereits zu einem frühen Zeitpunkt im Prozess kann der jeweilige Schaden in den korrekten Abwicklungskanal gesteuert werden, um dadurch unnötige Folgekosten (z.B. Anwälte, Sachverständige) zu vermeiden." ## Kfz-Sachverständige ebenfalls von Kürzungen betroffen Doch nicht nur die Reparaturfachbetriebe geraten derzeit verstärkt ins Fadenkreuz, auch in Gutachten werden offenbar viel höhere Rechnungssummen gestrichen als in der Vergangenheit. Der Redaktion liegen ebenfalls Prüfberichte verschiedenerer Kfz-Versicherer vor, in denen in Unfallschadengutachten bei Sachverständigenhonoraren, Lackkosten, Ersatzteilen und der Kleinteilepauschale sowie Nebenkosten insgesamt um bis zu 1.600 Euro gekürzt werden. Die Branche wird sich im Jahr 2024 wohl darauf einstellen müssen, dass das Thema Rechnungskürzung Werkstätten und Sachverständige noch stärker unter Druck setzen werden als in den vergangenen Jahren.

Konsolidierung und Kampf um Fachkräfte: Das kommt 2024 auf die Branche zu

Beim letzten Schadentalk im Web-TV 2023 zog die Talkrunde Bilanz und wagte einen Ausblick auf die Entwicklungen im Unfallschadenmarkt 2024. Klar wurde schnell: Der Fachkräftenotstand ist und bleibt die größte Herausforderung. Und dieser wird künftig nicht nur die Konsolidierung befeuern, sondern auch dafür sorgen, dass immer mehr Werkstätten ihre Kundenfelder auf Profitabilität überprüfen.

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