2023-01-26T12:13:31+0000

Kraftfahrtversicherung: Schlechteste Schaden-Kosten-Quote seit zehn Jahren

Mit den immer günstigeren Kfz-Prämien ist wohl endgültig Schluss. Das zumindest wäre die logische Schlussfolgerung nach der [heutigen (26.01.) Geschäftsbilanz des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) für das Jahr 2022](https://www.gdv.de/gdv/events/jahresmedienkonferenz2023). Denn eine wieder gestiegene Unfallhäufigkeit, höhere Werkstattpreise und Ersatzteilkosten sorgen dafür, dass die Schaden-Kosten-Quote in der Kraftfahrtversicherung erstmals seit zehn Jahren wieder auf über 100 Prozent ansteigt – zumindest nach vorläufigen Hochrechnungen auf Basis des dritten Quartals (Stand: Ende November 2022). Dass die durch Corona bedingte, positive Geschäftsentwicklung in der Kraftfahrtversicherung nicht anhalten würde, war zu erwarten. Dass die Schaden-Kosten-Quote 2022 jedoch erstmals seit 2012 wieder auf über 100 Prozent steigt, ist dennoch durchaus überraschend. Insgesamt beträgt die sogenannte Combined Ratio im letzten Jahr 101 Prozent (Vollkasko: 107%). Das heißt: Die Kfz-Versicherungsunternehmen haben weniger eingenommen, als sie ausgegebenen haben und arbeiten somit defizitär. ## Preiserhöhungen sorgen für mehr Ausgaben Das liege vor allem an den höheren Preisen für Ersatzteile und Werkstattleistungen, wie Norbert Rollinger, Präsident des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft, in der heutigen Bilanz-Pressekonferenz (26.01.) erklärte. Diese führten im Umkehrschluss zu deutlich höheren Versicherungsaufwendungen. Insgesamt sind die Einnahmen in der Kraftfahrtversicherung von 29,1 Milliarden auf 29,4 Milliarden gegenüber dem Vorjahr zwar leicht gestiegen, jedoch waren auch die Ausgaben deutlich höher. Mit 26,2 Millarden Euro lagen die Leistungen um 7,6 Prozent höher als 2021. Unter Berücksichtigung der von Verwaltungs- und Abschlusskosten ergibt sich dadurch die höchste Schaden-Kosten-Quote seit zehn Jahren. ## Wird die Kaskoversicherung bald teurer und werden mehr Schäden gesteuert? Betrachtet man die einzelnen Segmente der Kraftfahrtversicherung, wird eins überdeutlich: Vor allem im Vollkaskobereich können die Kfz-Versicherer nicht mehr kostendeckend arbeiten. Die Schaden-Kosten-Quote verschlechtere sich hier erneut von 104,7 Prozent im Vorjahr auf 107 Prozent in 2022. Einen noch höheren Negativ-Anstieg gab es im Bereich der Haftpflichtversicherung: Hier stieg der Wert auf 98 Prozent an. Zwar liegt die Combined-Ratio damit noch unter der 100-Prozent-Marke, jedoch lag der Wert in 2021 noch bei 88 Prozent und damit deutlich niedriger. Einzig bei der Teilkasko-Versicherung gab es eine positive Geschäftsentwicklung, hier hat sich die Schaden-Kosten-Quote im Vergleich zu 2021 um 9 Prozent auf insgesamt 93 Prozent verbessert. Eins scheint also klar – und das hat sich bereits im Wechselgeschäft des letzten Jahres abgezeichnet – mit den immer günstigeren Kfz-Prämien ist wohl endgültig Schluss. Die Frage ist: Werden die Kfz-Versicherer ihre Bemühungen weiter steigern, um gerade Kasko-Schäden in Partnerwerkstätten zu steuern? ## GDV rechnet mit Beitragsplus in 2023 Mit Blick auf das Geschäftsjahr 2023 rechnet der GDV deshalb mit einem deutlichen Beitragsplus in dieser Sparte. [So betonte der GDV-Präsident: „In der Kfz-Versicherung rechnen wir hingegen mit einem spürbaren Beitragsplus. Zum einen sollte es mit Entspannungen in den Lieferketten wieder mehr Neuzulassungen geben. Zum anderen führen steigende Ersatzteilpreise und Werkstattkosten zu einem höheren Schadenaufwand.“](https://www.gdv.de/resource/blob/126330/4b8d48361868b6466549ec5509bb3111/jmk-26-01-2023-statement-rollinger-data.pdf) Heißt konkret: Die Beitragsprämien werden steigen, um die höheren Schadenaufwände abfedern zu können. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob die Preissteigerungen bei den Versicherungsprämien sich auch in höheren Stundenverrechnungssätzen bei den Unfallreparaturbetrieben widerspiegeln.
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