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2017-11-15T12:55:54+0000
# Umdenken für eine erfolgreiche Zukunft Die Ersatzteilpreise steigen, Rechnungen werden gekürzt und Fachkräfte halten und finden wird immer schwerer: Die Herausforderungen für Karosserie- und Lackierbetriebe nehmen weiter zu. Etwa 250 Betriebe und 45 Aussteller waren nach München zum Landesverbandstag der Bayerischen Karosserie- und Fahrzeugbauer Innung gekommen, um Themen der Branche zu diskutieren und sich auszutauschen. Landesinnungsmeister Thomas Schneider hob hervor, dass in diesem Jahr weitere 40 Betriebe dazugekommen seien. Damit sei die Zahl gegenüber dem Vorjahr weiter gestiegen. Der Landesverbandstag startet mit einem Besuch im Allianz Zentrum für Technik AZT. Das Leistungsspektrum stellte Geschäftsführer Dr. Christoph Lauterwasser vor. Vorträge und Fachausstellung fanden im K&L-Betrieb Ostermeier GmbH statt. Bereits am Vorabend dankte Thomas Schneider Uli und Anja Becker, Inhaber der Ostermeier GmbH in München, für die Ausrichtung des Verbandstag in ihrem Betrieb. ## Rechnungskürzungen keinesfalls hinnehmen Wie Karosserie- und Lackierbetriebe richtig kalkulieren und welche wichtige Rolle dabei die Interessengemeinschaft Fahrzeugtechnik und Lackierung IFL spielt, stellte Karosserie- und Fahrzeugbaumeister Stephan Kolodzinski im Workshop, in der Autowelt Thomas Schneider, vor. „Betriebe dürfen Rechnungskürzungen keinesfalls hinnehmen“, betonte der IFL-Experte. Auch wenn es sich um geringere Beträge handelt, sollten Betriebe immer dagegen vorgehen.
„Unterstützung kommt hierbei vom Zentralverband Karosserie- und Fahrzeugtechnik ZKF und der EUROGARANT AutoService AG, die mit dem Serviceangebot Dienstleistung für Betriebe DfB gegen Rechnungskürzungen vorgehen“, hebt der IFL-Experte hervor. Auch BVdP-Geschäftsführer Robert Paintinger warnt davor, Rechnungskürzungen einfach so zu akzeptieren. „Auf diese Weise öffnen sich für Prüfdienstleister Tür und Tor.“ Zudem rief Stephan Kolodzinski Karosserie- und Lackierbetriebe dazu auf, Arbeitszeitvorgaben oder Ersatzteilpreise die im Kalkulationsprogramm fehlen, wie auch unrealistische Werte oder Eigenerhebungen der Datenanbieter, an die IFL zu melden. „Nur so können wir die die 'Liste frei wählbarer Arbeitspositionen' ergänzen und 'IFL-technische Mitteilungen' mit aktuellen Reparaturinformationen zusammenstellen. Beides nützt dem Betrieb und schafft Sicherheit bei der Kalkulation eines Unfallschadens." ## Nur wer Daten auslesen kann, wird noch reparieren „Je länger Betriebe mit der Einführung des EuroDFT warten, desto schwieriger wird es“, betont Stephan Kolodzinski. Und das hat einen einfachen Grund: Lassen sich viele Unfallschäden heute noch ohne das Mehrmarkengerät EuroDFT reparieren, dürfte sich das in wenigen Jahren grundlegend ändern. „Egal ob Scheinwerfereinstellung, die Programmierung von Assistenzsystemen oder Datenanalyse – schon in zwei bis drei Jahren wird kaum mehr eine Reparatur ohne EuroDFT möglich sein.“ ## Ist der Fachkräftemangel ein hausgemachtes Problem? Auch ZKF-Hauptgeschäftsführer Thomas Aukamm ist sich sicher, dass der Druck auf Betriebe weiter steigen wird. So erfordere die Digitalisierung im Fahrzeug ein Umdenken bei der Instandsetzung von Fahrzeugen. Eine weitere große Herausforderung sei es, passende Mitarbeiter zu finden.
Dieses Problem sei zum Teil hausgemacht. Denn während sich Innungen über niedrige Tarifabschlüsse für Auszubildende im Karosserie- und Fahrzeugbau-Handwerk freuen, sorge dies auf der Seite der Schulabgänger dafür, dass sie sich eben nicht für den Beruf des Karosserie- und Fahrzeugbauers entscheiden. „Die jungen Leute informieren sich heute im Internet oder bei der Agentur für Arbeit natürlich auch über die Ausbildungsvergütung. Dort stehen dann genau die Zahlen, welche bei Tarifabschlüssen im Karosserie- und Fahrzeugbau vereinbart wurden. Und gleich daneben können sie lesen, was ein Auszubildender im Kfz-Gewerbe – beispielsweise ein Kfz-Mechatroniker – im gleichen Ausbildungsjahr bekommt. Die Unterschiede sind gravierend. So erhält etwa ein Karosserie- und Fahrzeugbau-Azubi in Sachsen weniger als die Hälfe dessen, was ein Auszubildender im Kfz-Gewerbe bekommt.“ Hier sieht Thomas Aukamm dringenden Handlungsbedarf. Neben der Frage nach Auszubildenden rät der ZKF-Hauptgeschäftsführer Karosserie- und Lackierbetrieben etwas für die eigenen Mitarbeiter zu tun. Denn es kostet viel weniger, Fachkräfte im Betrieb zu halten als neue zu gewinnen. ## Intelligente Lichtsysteme auf dem Vormarsch Kostete ein Scheinwerfer vor einigen Jahren noch 250 Euro, rufen Automobilhersteller heute weit mehr als 1.000 Euro dafür auf. Damit steigen auf der einen Seite die Kosten für die Reparatur, während sich auf der anderen Seite die Gewinnmarge des Betriebes verringert. Hinzu kommt, dass die hochtechnisierten Lichtsysteme wie auch die Assistenzsysteme nach der Reparatur neu kalibriert werden müssen.
Reiner Leikert, Produktmanager bei Bosch, erklärte in seinem Vortrag: „Um einen Unfallschaden an einem Fahrzeug mit intelligenter Lichttechnik, mit Umfeld-Sensoren oder Kameras reparieren zu können, müssen Betriebe fahrzeugspezifische Anforderungen erfüllen. Hierfür werden neue Kalibrierwerkzeuge und Diagnosesoftware notwendig.“ Auf die Frage, welcher digitale Scheinwerfer mit welchem Leuchtmittel ausgerüstet sei, verwies der Experte auf Kurse vom Bosch Schulungsprogramm, in dessen Verlauf die Teilnehmer erlernen, wie moderne Scheinwerfereinheiten identifiziert und kalibriert werden. ## Zuverlässiger Karosseriecheck Was unter dem Lack steckt, wird mit Thermografie sichtbar. Michael Veith vom Thermografiezentrum Dinslaken zeigte an einigen Beispielen, welche Ergebnisse eine Thermografie liefern kann. Neben Schweißnähten, Reparaturbereichen und Lackschichten lassen sich selbst Beschädigungen an CFK-Werkstoffen visualisieren, die nach einem Crashtest in den Schichten unterhalb der Oberfläche aufgetreten sind. ## Fachausstellung und krönender Abschluss Die Vortragspausen nutzten die Teilnehmer um sich während der Fachausstellung bei Werkstattausrüstern über neue Trends und Technologien in der Unfallschadenreparatur zu informieren. Vor Ort waren unter anderem 3M, Audatex AUTOonline, Carbon, Carlofon, DAT, EUROGARANT, Farecla, Herkules, KSR, part, SATA, Spies Hecker und WOLF-Anlagentechnik. Am Ende wurden in München zwei Sieger gezogen: Hierbei ging ein Investitionsgutschein in Höhe von 750 Euro an Firma Kiesmüller und über einen Mitarbeiter-Eventgutschein von 1.000 Euro konnte sich Firma Schmerbeck freuen.
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