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2017-10-02T19:24:25+0000
# Deutscher Lackierertag: „Vom Servicewettbewerb zum Kürzungswettbewerb?“ Die Themen, die Paul Kehle und Dr. Albert Bill von der Bundesfachgruppe Fahrzeuglackierer am vergangenen Wochenende zur Diskussion stellten, trafen den Nerv der Fachbesucher beim Deutschen Lackierertag in Melle, der im Karosserie- und Lackierbetrieb Werner Steinbreder GmbH stattfand. ## Was kommt auf K&L-Betriebe zu? Rechtsanwalt Bernd Matthias Höke, Geschäftsführer ETL Kanzlei Voigt, zeigte Trends in der Schadensteuerung.[Hiernach findet derzeit in der Versicherungswirtschaft ein ruinöser Preiswettbewerb statt.](http://colornews.de/hotspots/etl-kanzlei-voigt-interview-hoeke-ansprueche-durchsetzen/) Karosserie- und Lackierbetriebe sowie Autohäuser bekämen dies unter anderem durch unberechtigte Rechnungskürzungen und Schadensteuerung zu spüren, erklärte Bernd Matthias Höke. In seinem Vortrag gab er K&L-Betrieben den Rat, gegen ungerechtfertigte Kürzungen vorzugehen. Betriebe, die klein beigeben, würden bei Versicherern in eine Schublade gesteckt. Dies erschwere es Werkstätten, sich später gegen Kürzungen zu wehren. Dennoch würden immer mehr K&L-Betriebe gegen Prüfberichte und Rechnungskürzungen vorgehen. Dies führte etwa bei der Provinzial Rheinland dazu, den Prozess zu durchleuchten. Im Ergebnis wurde „\[…\] das Produkt eingestellt, weil die Nebenwirkungen deutlich gravierender waren, als der wirtschaftliche Erfolg.“ [Ein Video-Interview zum Thema führte colornews.de mit dem Kraftfahrschadenleiter Bernd Wirtz von der Provinzial Rheinland](http://colornews.de/videos/video-interview-bernd-wirtz-provinzial-rheinland/) vor wenigen Wochen.
Als weiteren Schwerpunkt setzte Bernd Matthias Höke die Beilackierung und präsentierte in seinem Vortrag Urteile, mit denen die Erforderlichkeit der Beilackierung belegt wurde. ## Kann ein Foto die Basis für eine exakte Kalkulationsgrundlage sein? Wie die Digitalisierung den Schadenmarkt verändern wird, zeigte Henrik Lange, Vertriebsleiter Automotiv bei ControlExpert. Am Ende seines Vortrages wurde heiß diskutiert, ob es überhaupt möglich sein kann, anhand eines Fotos von einem Schaden am Fahrzeug überhaupt eine Kostenkalkulation zu erstellen. So zweifelte Michael Pinto, Werkstattbetreuer beim Bundesverband der Partnerwerkstätten BVdP, daran, dass ein Foto für die Einschätzung eines Schadens ausreichen könne. Auch andere Inhaber im Publikum sind sich sicher, dass versteckte Schäden, wie etwa verzogene Träger, auf diese Art von einer Kalkulation keinesfalls erfasst werden könnten. Henrik Lange erklärte, dass der Prozess nur für Kleinschäden anwendbar sei, die eine Schadenobergrenze von etwa 2.800 Euro einhielten. Zu diesem Schluss sei ControlExpert durch die Auswertung vieler entsprechender Unfallschäden gelangt. ## Was leistet der Kfz- und Unfallschadenmanager für den Betrieb? Als neues Berufsbild bezeichnete L. Stefan Höslinger, Geschäftsführender Gesellschafter der Hepp Unternehmensimpulse GmbH, den Kfz- und Unfallschadenmanager. Zu dessen Aufgaben zählt, den Schaden zu dokumentieren, eine Diagnose zu erstellen, den Reparaturweg festzulegen und mit dem Kunden in Kontakt zu bleiben. Die Zusatzqualifikation erfolgt über vier Module, wobei nahezu alles online abgewickelt wird. Am Ende steht eine Prüfung mit Zertifikat. Zudem bekommt der Betrieb des erfolgreich teilnehmenden Mitarbeiters schriftliche Informationen darüber, wo und wie der Unfallschadenmanager am besten eingesetzt werden kann.
Welchen Nutzen die Zusatzqualifikation dem K&L-Betrieb bringt, erklärte Frank Steinbreder, Geschäftsführer der Werner Steinbreder GmbH. Der seit 10 Jahren in dritter Generation geführte Karosserie- und Lackierbetrieb holte den Deutschen Lackierertag zu sich, und hat selbst einen Mitarbeiter zum Kfz- und Unfallschadenmanager qualifizieren lassen. Nach Ansicht des Geschäftsführers war dies ein richtiger Schritt. Darüber hinaus habe sich gezeigt, dass die Bilder der Dokumentation eines Unfallschadens möglich „drastisch“ sein sollten. Denn nur dann würde deutlich, dass der abgerechnete Arbeitsaufwand gerechtfertigt sei. Auf diesem Wege hätte in seinem Betrieb die Zahl der Rückfragen zum Schaden spürbar abgenommen. ## Die Herausforderungen bei der Karosseriereparatur werden weiter steigen. Bei der Unfallschadenreparatur würden die Materialmischungen immer anspruchsvoller, ist sich Wolfgang Schüssler, Vertrieb OEM und Export, Carbon GmbH, sicher. Die Multi-Material-Design-Karossen, kurz MMD, erfordern hochspezialisierte Werkzeuge, um überhaupt eine Reparatur nach Herstellervorgaben ausführen zu können. Als konkretes Beispiel nannte der Experte das prozesssichere Herauslösen von Stanznieten mit dem Miracle-System AluRepair Plus. Dabei sei klar, dass weitere Herausforderungen auf K&L-Betriebe zukämen. Denn schon heute werde an Stählen gearbeitet, die wiederum neue Eigenschaften mitbrächten und entsprechende Reparaturlösungen erforderten. ## Fixico – das Werkstattvergleichsportal stellt Leistungen vor [Auch Fixico arbeitet mit Fotos eines Unfallschadens.](http://colornews.de/markt/nachrichten/fixico-schadenportal-aus-den-niederlanden-kommt-nach-deutschland/) Kathy Reimann stellte das Geschäftsmodell des Unternehmens mit Sitz in Amsterdam vor. Hierbei wird der Unfallschaden fotografiert und mit Hilfe einer Smartphone-App an Fixico geschickt. Dort wird der Schaden beurteilt und an mehrere Betriebe geschickt. Am Ende bekommt der Kunde bis zu drei Angebote von Werkstätten in der Nähe mit Preisangabe und einer Beschreibung der Reparatur. Qualität und Serviceleistungen der registrierten Betriebe werden von den Nutzern bewertet. Damit sei eine hohe Reparaturqualität sichergestellt.
## Werthaltige Young- und Oldtimer Restaurierung Wie Young- und Oldtimer restauriert werden, ohne dem Wert des Fahrzeugs zu schaden, stellten Martin Stromberg, Geschäftsführer Classic Data und Jürgen Book BASF Coating Systems Glasurit, in ihrem Vortag heraus. Als Erstes sei immer der Wunsch des Kunden entscheidend. Was er wirklich will, gelte es im Vorgespräch zu klären. Dann sollte vor dem Beginn der Restaurierung unbedingt alles schriftlich festgehalten werden. Mündliche Absprachen seien keine Grundlage und könnten den K&L-Betrieb in Schwierigkeiten bringen.
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