2017-05-22T11:46:01+0000
# Wie unterstützen BFL und IFL die Betriebe? **Frage: Worin unterscheiden sich IFL und BFL in ihrem Ansatz / Ausrichtung – und wie sind deren Aktivitäten miteinander verzahnt?** Der Bundesverband Farbe Gestaltung Bautenschutz vertritt als Fachorganisation des Maler- und Lackiererhandwerks in Deutschland die Interessen der Handwerksberufe Maler und Fahrzeuglackierer. Die Bundesfachgruppe Fahrzeuglackierer (BFL) bündelt innerhalb des Bundesverbandes die Interessen der Fachbetriebe für Fahrzeuglackierung gegenüber Politik und Behörden bis hin zur Einflussnahme auf europäische Gesetzgebungs- und nationale sowie europäische Normierungsverfahren. Z. B. konnte der Bundesverband beim Gesetzgebungsverfahren zum Thema „Aus- und Einbaukosten“ in Berlin einen wichtigen Erfolg verbuchen. Zukünftig muss der Lieferant nicht nur das Material / Ersatzteil sondern auch die Kosten für den Ein- und Ausbau ersetzen. ## BFL: Fachorganisation für das deutsche Fahrzeuglackiererhandwerk Hierzu gehört auch der gesamte Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung für den Beruf Fahrzeuglackierer. Eine Kernaufgabe des Bundesverbandes besteht darin, als Tarifpartner mit dem Sozialpartner Lohn- und Rahmentarifverträge auszuhandeln. Durch die Mitgliedschaft in zahlreichen nationalen Branchenorganisationen wie der Deutschen Kommission für Lack und Karosserieinstandsetzung beim Allianz-Zentrum für Technik, dem Technischen Beirat Audatex, dem DAT-Beirat und der Mitarbeit und Einbindung in weiteren für die Branche wichtigen Institutionen und Organisationen, nimmt die Bundesfachgruppe Fahrzeuglackierer Einfluss auf das Branchengeschehen. Die Einbindung der Fahrzeuglackierer in die starke Fachorganisation des Maler- und Lackiererhandwerks ist eine gute
Grundlage für eine erfolgreiche politische Arbeit. ## Institut für Fahrzeuglackierung unterstützt Arbeit der BFL Zuarbeit für die Arbeit des Bundesverbandes und der BFL leistet das Institut für Fahrzeuglackierung, IFL, welches dem Bundesverband Farbe und damit der BFL angegliedert ist. Zu den Aufgaben des IFL gehört u. a. die Beobachtung des Marktes bezüglich neuer Produkte und daraus resultierender Veränderungen bei den Prozessschritten der Fahrzeuglackierung. Im Rahmen von Praxistests in Fachbetrieben für Fahrzeuglackierung werden neue Materialien und Produkte auf die Herstelleraussagen geprüft und mit anerkannten Refa-Untersuchungen die Verarbeitungszeiten erfasst. Dies trifft insbesondere auf die in den Kalkulationsprogrammen hinterlegten Arbeitszeit- und Materialwerte zu. ## Ausarbeitung von Merkblättern, Informationsschriften und Kalkulationsgrundlagen Die hierbei gewonnen Ergebnisse fließen in die Gesamtkommunikation des BV Farbe hin zu den Betrieben ein und werden [in Abstimmungsprozessen mit Institutionen, Verbänden, Sachverständigen und beim AZT genutzt.](http://colornews.de/markt/verbaende/bfl-neue-handlungsempfehlung-2016-beilackierung/) Weitere Aufgaben des IFL bestehen darin, die Materialpreisentwicklung im Markt zu erfassen und die Umsetzung der Veränderungen in den einschlägigen Kalkulationssystemen nachzuvollziehen. Darüber hinaus erfolgt die Erarbeitung bzw. Fortschreibung von Merkblättern und technischen Informationsschriften, die unter Einbindung verbandsinterner Gruppierungen und der Industrie erfolgen können. Eine Hauptaufgabe des IFL besteht aktuell darin, Anfragen von Mitgliedsbetrieben zu verifizieren, die sich auf die Punkte Kalkulation und Prüfung von Rechnungskürzungen beziehen. Vor allem die jüngsten
Veröffentlichungen: Stoßfänger lackieren- und kalkulieren, Farbe mischen und Farbmuster in der AZT- und DAT- Kalkulation, Kalkulation Farbmuster geben den Betrieben Hilfestellung in der täglichen Arbeit. In der aktuellen Veröffentlichung „[Stoßfänger lackieren- und kalkulieren](http://colornews.de/wp-content/uploads/2017/05/IFL_001591_Kalkulation_Stossfaenger_20170329.pdf) “ werden detailliert die verschiedenen Aspekte bei der (Nach-)Kalkulation aufgegriffen und mit vielen Beispielen hinterlegt. . Dabei sind die Themen: „Was können Kalkulationsdaten und Programmautomatik eigentlich leisten? Und warum sind Sternchenpositionen/ manuelle Ergänzungen in der Kalkulation durchaus notwendig?“ Kerninhalte, die bei jeder Kalkulation vom Betrieb zu hinterfragen sind. **Frage: Womit unterstützen Sie die K&L-Branche – technisch-fachlich als auch durch Lobbyarbeit bei Politik und Verbänden?** Wie bei Handwerksverbänden üblich, erhalten unsere Innungsbetriebe Beratungs- und Informationsdienstleistungen zu allen relevanten Themen. Insbesondere im Bereich Betriebsführung, Technik und zum Tarifgeschehen werden regelmäßig im Verband Merkblätter erstellt und veröffentlicht. Die technischen Merkblätter des Instituts für Fahrzeuglackierung sind anerkannt und spielen in der Branche eine nicht unbedeutende Rolle. Unsere Aktivitäten haben z. B. auch dazu geführt, dass wir im letzten Jahr bewirken konnten, dass die „Spotlackierung“ nicht als gleichwertiges Verfahren in der Reparaturlackierung anerkannt wird, wie dies von Seiten eines Versicherers gerne etabliert worden wäre. Im Verband werden darüber hinaus die öffentlich bestellten und vereidigten Lacksachverständigen betreut, für die regelmäßig zweitägige Fortbildungsveranstaltungen durchgeführt werden. ## Hilfestellung bei Rechnungskürzungen Die BFL hat sich von Beginn an absichtlich nicht aktiv in der Schadensteuerung engagiert. Dies bedeutet nicht, dass wir hierzu keine Meinung entwickelt haben. Unsere Einstellung zu
diesem Thema haben wir immer auch öffentlich insbesondere bei den Deutschen Lackierertagen in die Branche hinein vertreten. Als Verband haben und werden wir uns nicht in Entscheidungen einbinden, die nur der jeweilige Betrieb treffen kann. Nicht alles, was aus Verbändesicht zunächst gut erscheinen mag, ist in der Folge für den einzelnen Betrieb langfristig gesehen auch von Vorteil. Man erinnere sich dabei an den Anfang der Schadensteuerung, die Betriebe heute in starke Abhängigkeiten geführt und den Markt nachhaltig verändert hat. Ein Großteil unserer Arbeit und speziell auch der Arbeit des IFL besteht heute darin, den einzelnen Betrieben Hilfestellung und fundierte Argumente zu liefern, wenn es wieder einmal um Themen wie Materialindex oder den großen Bereich der Rechnungskürzungen geht, der unseres Erachtens immer seltsamere Blüten treibt und für Betriebe existenzbedrohend sein kann. **Frage: Was sind die großen „Aufreger“ und „Brandthemen“ der Branche und wie positionieren sich IFL und BFL dazu? Was genau sind diesbezüglich Ihre Aktivitäten?** Nach wie vor sind ungerechtfertigte Rechnungskürzungen ein Thema, dass für die Innungsbetriebe und die gesamte Branche unnötigen administrativen und unbezahlten Aufwand bedeutet und zu finanziellen Einbußen führt, sofern die Betriebe sich nicht zur Wehr setzen. Technologisierung und Automatisierung bei den Fahrzeugen, bei den Reparaturprozessen in der Werkstatt und die Digitalisierung in der Abwicklung der Versicherungsschäden zwischen Betrieb, Kunde, Versicherern sind aktuell präsent und werden künftig massiv an Bedeutung gewinnen und besondere Anforderungen an die Betriebe stellen. Wir werden dieses Thema im Rahmen des [Deutschen Lackierertages 2017](http://www.deutscher-lackierertag.de) , den wir im Lackierbetrieb Werner Steinbreder GmbH in Melle in diesem Jahr zusammen mit dem
Lackhersteller Glasurit durchführen, thematisieren. **Frage: Sie richten den Bundesleistungswettbewerb aus und engagieren sich generell stark beim Thema Ausbildung: Warum? Wie gestalten Sie das? Welche Erfolge können Sie verzeichnen?** Wie schon beschrieben, ist der BV Farbe die nach der Handwerksordnung zuständige Fachorganisation für den Beruf des Fahrzeuglackierers. Da ist es doch selbstredend, dass sich der BV-Farbe / die BFL dieser Aufgabe widmet. Wir tun dies gerne und freuen uns jedes Jahr aufs Neue, wenn wir mit unseren wechselnden Partnern auf Seiten der Lackhersteller, die uns bei der [Ausrichtung des Bundesleistungswettbewerbes (BLW)](http://colornews.de/markt/nachrichten/bfl-bundesleistungswettbewerb-2016-gewinner-sieger/) super unterstützen, tolle Wettbewerbsergebnisse präsentieren können. Die Bundesleistungswettbewerbe (in diesem Jahr vom 12.-14. November 2017 im Cromax Training Center in Bonn) sind Werbung für den Beruf des Fahrzeuglackierers und zugleich Spiegelbild für den hohen Ausbildungsstand, den wir in Deutschland mit der dualen Ausbildung erreichen. Erfolge erzielen nicht wir als Veranstalter, sondern vielmehr die jungen Gesellinnen und Gesellen, die ihr Können im Rahmen des BLW unter Beweis stellen. Auch die Ausbildungsbetriebe gewinnen in der Öffentlichkeit ein positives Image durch ihre guten Ausbildungsleistungen, wenn sie Ihren Auszubildenden die Möglichkeit geben, an dem Wettbewerb teilzunehmen. Damit profitieren die Ausbildungsbetrieb bei der eigenen Nachwuchssuche und von einer positiven Außenwirkung durch die Freistellung ihrer Mitarbeiter für den BLW gleich doppelt. Wenn dadurch junge Menschen auf den Beruf aufmerksam werden, dann dürfen wir das
auch für uns als kleinen Erfolg verbuchen. ## Vielfältige Aktivitäten zur Gewinnung von Fachkräften auf Bundes-, Landes- und Innungsebene Vielleicht sind ja der BLW und die vielen weiteren Aktivitäten, die unsere Landesinnungsverbände, Innungen, Partner aus der Lackindustrie und im Besonderen die Betriebe vor Ort unternehmen, ein Grund dafür, dass sich statistisch gesehen, der Rückgang der Auszubildenden im Vergleich zu anderen Berufen und Gewerken noch im Rahmen hält. Ob und wie lange dies noch anhält, müssen wir abwarten. Es gilt vor allem, in Zukunft gut qualifizierte und motivierte junge Menschen für den Beruf zu gewinnen. Für die Nachwuchswerbung, Aus- und Fortbildung usw. stellt der Bundesverband verschiedene Medien und Publikationen zur Verfügung, die über den Verbands-Shop unter www.farbe.de bestellt werden können. Außerdem werden bundeseinheitliche Gesellen- und Meisterprüfungen mit Aufgabenstellung und Auswertetools erarbeitet. Speziell für die Meisterprüfung haben wir Unterlagen zur „Vorbereitung auf die Meisterprüfung im Maler- und Lackiererhandwerk – Fahrzeuglackierer“ entwickelt, die über den Bundesverband abgerufen werden können. Darüber hinaus bieten wir auch im Bereich Lehrerfortbildung zusammen mit Industriepartnern attraktive Angebote an. **Frage: Wie betrachten Sie generell die Entwicklung der Unfallreparaturbranche, wie schätzen Sie die Zukunftsperspektiven ein?** Immer mehr Elektronik bedeutet nicht automatisch weniger Unfälle, wie die jüngste Statistik zeigt. Die Arbeit in den Betrieben wird aber immer anspruchsvoller. Es gilt
heute mehr denn je, dass die Betriebe nicht nur in Gebäude und Ausstattung investieren müssen, sondern dass die Investitionen in Aus,- Fort- und Weiterbildung der Mitarbeiter auch darüber entscheiden werden, ob ein Betrieb zukunftsfähig sein wird. Ob alle Betriebe diesen Weg gehen wollen oder können, werden die nächsten Jahre zeigen. Lackierfachbetriebe sind dabei nicht unbedingt nur auf das Auto fixiert und schon heute kann man feststellen, dass Betriebe sich in den Bereich der Lackierung von Industriegütern und dem Privatkundengeschäft außerhalb des Autos, zum Beispiel Möbel usw. diversifizieren und damit alternative Standbeine aufbauen. Nicht vergessen sollte man auch den stetig wachsenden Markt und das große Potenzial der Kleinschadenreparatur, einer Reparaturmethode, die schon von Beginn an in den Lackierbetrieben professionell ausgeführt wurde, heute aber speziell vermarktet werden muss. Alles Themen, für die die Lackierbetriebe beste Voraussetzungen mit sich bringen, um zukunftsfähig erfolgreich am Markt bestehen zu können. **Frage: Ihrer Experteneinschätzung zufolge: Worauf sollten K&L-Betriebe besonders achten, wenn sie sich zukunftssicher aufstellen wollen – und wie/womit leisten IFL und BFL dabei Unterstützung?** Die Betriebe sollten bzw. müssen darauf achten, dass ihre Dienstleistungen auch voll und ganz in dem Umfang vergütet werden, wie sie erbracht wurden. Nur wenn die Betriebe Gewinne erwirtschaften, steht die Liquidität zur Verfügung, die Voraussetzung ist, um den Betrieb auf die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen einzustellen. Als Fachorganisation können wir hier unseren Beitrag leisten, indem wir die richtigen Themen auswählen und in unseren Veranstaltungen, wie in diesem Jahr beim Deutschen Lackierertag 2017, thematisieren. Wir wählen hierzu regelmäßig geeignete Partner aus, die für die Betriebe als Ansprechpartner dienen und mit ihrem Know-how Lösungen bieten. Es erscheint wenig zielführend, zu dem bereits bestehenden umfangreichen Angebot zusätzliche
Alternativen zu etablieren, die im Wettbewerb zu den im Markt bewährten Playern und Prozessen stehen würden und mitunter für die Betriebe nur eine Verlegenheitslösung darstellen können. Wir leisten gerne, wo immer es geht, unseren Beitrag, für die Herausforderungen der Zukunft Lösungen anzubieten. Vom IFL werden aus den Erfahrungen der täglichen Arbeit Vorschläge für die Verbesserung bei Kalkulationsprogrammen erarbeitet oder mit Refa-Methoden Reparaturzeiten erfasst und überprüft. Solche Tätigkeiten sind in der öffentlichen Wahrnehmung nicht immer spektakulär, aber für die Betriebe von großem Vorteil. **Herzlichen Dank für das Gespräch!**