2015-06-17T08:54:34+0000
# Ein Laptop, ein Adapter für die Diagnose und Programmierung Schon vor einigen Jahren haben die Verbände ZDK und ZKF eine Erleichterung der Mehrmarken-Fehlerdiagnose angekündigt. Nach einer Machbarkeitsstudie hat ADIS Technology nun den Prototyp EuroDFT entwickelt und gemeinsam mit dem ZDK auf der Automechanika vorgestellt. Wir sprachen mit Dirk Marichal (Geschäftsleitung ADIS-Technology) über die Funktion des Systems und die Vorteile für Karosserie- und Lackierbetriebe. **Herr Marichal, Sie haben in den letzten Jahren ein System entwickelt, das den Werkstätten die Fehlerdiagnose und Programmierung erleichtern soll. Was wird sich für die Betriebe verbessern?** **Dirk Marichal:** Bisher mussten die Werkstätten für jede Marke bei jedem Fahrzeughersteller Softwarelösungen und Reparaturinformationen einzeln kaufen oder eine Mehrmarken-Diagnose einsetzen, mit der nicht jedes Steuergerät im Fahrzeug diagnostizierbar und programmierbar ist. Mit dem neu entwickelten Prototyp EuroDFT kann die Werkstatt nun über ein Gerät auf eine Mehrmarken-Diagnose, sowie auf die Software von elf Automobilherstellern zugreifen.
**Wo liegt der Unterschied zu bereits bestehenden Mehrmarken-Diagnosegeräten?** **Dirk Marichal:** Die bisher bekannte Mehrmarkendiagnose ermöglicht eine Grunddiagnose der Steuergeräte. Wird nach einem Unfall jedoch der Austausch von Steuergeräten oder eine Reprogrammierung notwendig, geht das nur mit der Originalsoftware des Fahrzeugherstellers. Das EuroDFT stellt dazu die Original-Software von Audi, BMW, Ford, Mercedes-Benz, Mini, Opel, Seat, Skoda, Smart, Vauxhall und Volkswagen zur Verfügung. Mit der neuen Lösung erreichen Sie jedes Steuergerät in der Fahrzeugelektronik bei allen Modellen der genannten Marken. **Wie funktioniert das EuroDFT?** **Dirk Marichal:** Wir bieten in dem Tool die Integration einer beliebigen Mehrmarken-Diagnose wie AVL, Bosch oder Hella-Gutmann, sodass jeder Betrieb mit dem ihm bekannten System weiter arbeiten kann. Zeigt die Mehrmarkendiagnose einen Fehler an und lässt sich dieser damit nicht beheben, kann der Betrieb mit der Software des Fahrzeugherstellers auf die originalen Reparatur- und Wartungsinformationen zugreifen und alle Fehler für Fahrzeuge ab Euro5-Norm beseitigen. Wir gehen also sehr tief in die Fahrzeugsteuerung hinein. Das ist nur mit der Original-Software des Fahrzeugherstellers möglich. Der Laptop wird dazu über einen eigens dafür entwickelten intelligenten Schnittstellenadapter (das EuroVCI) an die OBD-Buchse des Fahrzeugs angeschlossen. Der Adapter unterstützt alle gängigen Bussysteme und Protokolle.
**Wo sehen Sie den Vorteil für Karosserie- und Lackierbetriebe?** **Dirk Marichal:** Heute und in Zukunft wird der Umgang mit der Fahrzeugelektronik gerade bei der Unfallschadeninstandsetzung immer wichtiger. Die freien Karosserie- und Lackierbetriebe müssten jedoch kräftig investieren, um zahlreiche Marken abzudecken. Der Adapter eines Herstellers kostet zwischen 600 – 1.500 Euro. Das EuroDFT kommt mit nur einem Schnittstellenadapter für die Herstellersoftware aus. Darüber hinaus wird nur noch ein einziger Laptop als Zugang zu Mehrmarkendiagnose und Herstellersoftware benötigt. Dadurch sinken die Anschaffungs- und Wartungskosten. Vor allem die ständige Aktualisierung von Software und Daten kostet Zeit und somit auch Geld. Dies wird beim EuroDFT weitestgehend automatisch erfolgen. **Der freie K&L-Betrieb muss für die Diagnose und Programmierung dann auch nicht mehr ins Autohaus.** **Dirk Marichal:** Das ist richtig. Die freie Werkstatt wird unabhängiger und reduziert den Aufwand für die Verbringung. Es gibt jedoch noch einen weitaus wichtigeren Aspekt: Mit dem EuroDFT kann der Karosserie- und Lackierbetrieb nun seinen Aufwand für die Rekalibrierung oder Programmierung der Steuergeräte deutlich besser abschätzen. Damit wird die Schadenkalkulation für die Versicherer genauer und Nachkalkulationen aufgrund von später auftretenden Fehlern werden vermieden.
**Wann kommt das EuroDFT auf den Markt und wie teuer wird die Software?** **Dirk Marichal:** Wir rechnen mit einer Markteinführung ab Mitte nächsten Jahres. Zurzeit arbeiten wir an der Entwicklung unseres Supports, damit die Updates vollautomatisch laufen. Denn die Herstellerinformationen sollen den Werkstätten über das EuroDFT aktuell zur Verfügung stehen. Der Preis steht noch nicht fest. Ziel ist es jedoch, dass die Lösung deutlich günstiger wird, als der Einzelkauf von Diagnosegeräten und Herstellerinformationen für jede einzelne Marke. **Vielen Dank für das Gespräch!**
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