2023-05-24T11:34:03+0000

Allianz steuert zu Innovation Group

Branchenexperten zeigten sich in der vergangenen Woche überrascht, als bekannt wurde, dass Innovation Group schon jetzt auch die Allianz Versicherung zu seinen Kunden zählt. Erst im Oktober vergangenen Jahres hatte die Investmentgesellschaft des Münchener Versicherungskonzerns Innovation Group vollständig übernommen. Am Montagnachmittag (15.Mai) teilten die Stuttgarter ihren Kooperationsbetrieben nun in einer der Redaktion vorliegenden Information mit: „Um ihren Kunden einen gewohnt schnellen Service und eine zeitnahe Reparatur zu ermöglichen, hat sich die Allianz entschlossen, einen weiteren Netzwerkpartner zu beauftragen. Die Allianz steuert daher ab heute einen kleinen Teil der Neuschäden zusätzlich auch in das Werkstattnetz der Innovation Group.“ ## Matthew Whittall bestätigt Zusammenarbeit Auf Nachfrage von schaden.news reagierte der Vorstandsvorsitzende Matthew Whittall zunächst zurückhaltend. Er bestätigte aber gegenüber der Redaktion grundsätzlich, dass die Allianz Versicherung nun auch Unfallreparaturen bei Innovation Group einsteuert. Auf die Frage, wie groß das neue gesteuerte Reparaturvolumen ist und ob mit weiterem Auftragswachstum zu rechnen sei, antwortete Matthew Whittall: „Wir nennen grundsätzlich keine Volumenzahlen unserer Kunden. Wie in unserem Schreiben an die Werkstätten erwähnt, handelt es sich um einen überschaubaren Teil der Aufträge. Ich kann nicht sagen, ob im Laufe der Zeit noch mehr in unser Netz gesteuert wird. Als CEO der Innovation Group Deutschland, würde ich mich über Mehrumsatz freuen und setze alles daran, um die Allianz von unserer Leistung zu überzeugen.“ ## Was wird aus SPN? Innovation Group wird also versuchen, das Reparaturvolumen der Münchener im eigenen Werkstattnetz zu steigern. Bisher steuerte die Allianz Versicherung zum Schadensteuerer SPN Service Partnernetzwerk, bei dem der Kfz-Versicherer auch zu den Gesellschaftern gehört. Unklar ist, ob dort nun Reparaturvolumen abgezogen wird. Auf entsprechende Fragen von schaden.news antwortete die Allianz Versicherung nicht. [Im Oktober hatte die neue SPN-Geschäftsführerin Dimitra Theocharidou-Sohns das gesteuerte Reparaturvolumen auf 80.000 Schadenfälle im Jahr beziffert.](https://www.schaden.news/de/article/link/43128/reaktionen-auf-uebernahme-innovation-group) Branchenexperten gehen davon aus, dass der Löwenanteil von der Allianz stammt. In der Mitteilung an die Kooperationsbetriebe wird Innovation Group als „weiterer Netzwerkpartner“ bezeichnet. Somit scheint die Zusammenarbeit der Allianz mit SPN zumindest derzeit weiterzugehen. ## Bisher keine Auswirkungen für Kooperationsbetriebe durch Direktkundenregelung Unklar war zunächst, ob die Steuerung der Allianz Versicherung eines „kleinen Teils an Neuschäden“ in das Werkstattnetz von Innovation Group nicht doch einen großen Nebeneffekt haben könnte. Hintergrund ist die Direktkundenregelung der Stuttgarter. Denn im Agenturvertrag verpflichten sich die Kooperationsbetriebe beim sogenannten „Reparaturservice Direkt“, auch nicht vermittelte Unfallschäden zu vereinbarten (Steuerungs)-Konditionen von Innovation Group abzuwickeln, wenn diese bei einem Kunden des Schadensteuerers versichert sind. „Nimmt der Kooperationsbetrieb am Reparaturservice Direkt teil, dann wird der Kooperationsbetrieb diese Reparaturfälle an Innovation Group melden und diese – analog Reparaturservice Basis – abwickeln“, heißt es in dem Vertrag, der schaden.news vorliegt. Zu diesen Kunden gehören die Axa Versicherung, Baseler sowie 39 weitere Assekuranzen (Stand: 02/2022). Steht die Allianz nun auch auf dieser Direktkundenliste, müssten alle Kasko- und Haftpflichtschäden ebenfalls zu den Vertragskonditionen abgerechnet werden, auch wenn sie von Innovation Group gar nicht vermittelt wurden. Matthew Whittall stellte allerdings gegenüber schaden.news klar: „So lange wir nur einen kleinen Teil der Allianz Vermittlungen haben, gibt es keine Direktkundenregelung.“ ## Reichen die Kapazitäten für die Allianz Versicherung im Innovation Group Werkstattnetz? Sollt die Allianz Versicherung ihren Anteil am gesteuerten Reparaturvolumen von Innovation Group nach und nach erhöhen, dann könnten die Kooperationsbetriebe schnell an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Denn schon jetzt melden viele Betriebe, dass sie am Limit sind. [In der Konjunktur- und Stimmungsumfrage von schaden.news](https://www.schaden.news/de/article/link/43358/konjunkturumfrage-ergebnisse-2023-februar-maerz), die im März dieses Jahres veröffentlicht wurde, bezeichneten vor allem Partnerwerkstätten ihre Auslastung als extrem hoch. Für Matthew Whittall sind Engpässe bei Kapazitäten kein Thema. Auf entsprechende Nachfrage der Redaktion antwortete der Vorstandsvorsitzende: „Wir haben seit Herbst letzten Jahres unser Netz ausgebaut. Wichtig ist uns, dass wir die Allianz sowie alle anderen Versicherer und vor allem auch die Endkunden mit unseren Leistungen überzeugen. Aufgrund der angespannten Kapazitäten im Markt haben wir Kapazitätsmanagement und Verfügbarkeiten in Gateway integriert. Ich bin sicher, dass wir den geplanten Umfang gut stemmen können.“ Derzeit zählt das Werkstattnetz von Innovation Group nach eigenen Angaben 1.500 Kooperationsbetriebe.
Christian Simmert