2023-02-01T11:34:16+0000

Für Fachkräftebindung: 40 Jahre alter Wohnwagen als Motivationsprojekt für Azubis

„Einmal komplett neu aufbauen, bitte!“ – während dieser Satz für den gelernten und erfahrenen Fahrzeug- und Karosseriebauer bereits zum Berufsalltag gehört, ist so ein komplexer Auftrag für Auszubildende meist eher die Ausnahme. Bei Holger Hempelt, Inhaber des Fahrzeug- und Karosseriebaubetriebs im sächsischen Meißen, war der Neuaufbau eines Wohnwagens im vergangenen Herbst jedoch Teil der Ausbildung für die beiden Lehrlinge Fabian Crull und Nick Rastig. ## Scheunenfund entpuppt sich als ehemaliger Exportschlager Beim Wohnwagen handelte es sich um ein Modell Intercamp 355, Typ HP 700.83, aus dem Jahre 1979. „Der Intercamp 355 wurde in der Oberlausitz hergestellt und war von seiner Bauweise und Ausstattung her bereits zu DDR-Zeiten ein Exportschlager“, erklärt Holger Hempelt gegenüber schaden.news. Der Scheunenfund aus Brandenburg wurde vom Inhaber gekauft, mit dem Ziel, ihn als Arbeitsprojekt von seinen Auszubildenden wieder instandsetzen zu lassen. ## Vom Fahrwerk über Gfk-Aufbau bis zu passgenauen Möbeln Ein durchaus umfangreiches Projekt, hatte der Zahn der Zeit doch beträchtlich an dem Wohnwagen genagt. Die Lehrlinge nahmen den Intercamp komplett auseinander, setzten sich mit dem Fahrwerk auseinander, erneuerten teilweise den Anhängerrahmen, machten die Bremsanlage gangbar und konservierten die Leichtbauprofile. „Die weitaus anspruchsvollere Aufgabe bestand darin, den GFK-Aufbau aufzuarbeiten, die Innenausstattung zu demontieren, instand zu setzen, aufzuarbeiten und Beschläge zu restaurieren“, beschreibt Holger Hempelt die Herausforderungen, vor denen seine Azubis bei diesem besonderen Projekt standen. Nach der Lackierung modernisierten sie unter Vorgabe der Modelltreue das Interieur. Eine besondere Herausforderung war die Neuinstallierung der Elektrik: „Wir mussten Kabel komplett wieder durch den gesamten Wohnwagen ziehen“, berichtet Fabian Crull. Auch das Abdichten des Fahrzeuges, die Montage der sensiblen Scheiben stand für die beiden Azubis auf dem Plan. Und dann war da noch die Sache mit den passgenauen Möbeln: „Diese mussten wir so präzise wie möglich wieder in den Wohnwagen einbauen“, berichtet Nick Rastig. ## „Ich habe jede Menge Erfahrung gesammelt“ Rund fünf Monate benötigten die beiden jungen Männer, um den einstigen Exportschlager wieder fahr- und bewohnbar zu machen. Rückblickend betrachtet, sind sie zufrieden mit dem Ergebnis: „Zugegeben, die Arbeiten waren sehr komplex. Aber ich habe dadurch sehr viel gelernt, die Fertigkeiten beim Umgang der verschiedenen Materialien gefestigt und vor allem jede Menge Erfahrung gesammelt“, betont Fabian Crull. „Am Ende hat das Projekt viel Spaß gemacht und das Gefühl die Arbeit, mit viel Anstrengung erfolgreich beendet zu haben, ist unbeschreiblich“, pflichtet ihm Nick Rastig bei. Er steht kurz vor seiner Facharbeiterprüfung. Sein Kollege Fabian Crull hat diese Hürde bereits gemeistert und arbeitet nun als Geselle in dem Meißener Betrieb. Dort soll der Wohnwagen auch jetzt, nach seiner Fertigstellung, im Bestand bleiben. „Die Belegschaft kann ihn sich nun beispielsweise für Fahrten in den Urlaub ausleihen“, hat Holger Hempelt schon eine weitere Idee, wie er zur Mitarbeiterbindung im Betrieb beitragen kann. Der Mitteldeutsche Rundfunk hat die beiden damaligen Azubis Fabian Crull und Nick Rastig bei den letzten Handgriffen für den Aufbau des Intercamp 355 begleitet. [Den Fernsehbeitrag können Sie sich hier ansehen.](https://youtu.be/AVlF1AkHwV4)
Ina Otto