2023-01-04T10:49:10+0000

„Agilität ist auf allen Seiten gefragt“

_Im schaden.news-Gastbeitrag blicken der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes der Partnerwerkstätten (BVdP), Reinhard Beyer, und der Geschäftsführer Michael Pinto, auf die Herausforderungen und Chancen, vor denen die Branche im neuen Jahr steht. _ Die Transformation unserer Branche, die bereits lange vor 2020 begonnen hat, nimmt weiter zusehends Fahrt auf und stellt auch in 2023 alle Player im Reparaturgeschäft und in der Schadensteuerung vor immense Herausforderungen. Es bleibt also kaum Zeit zum Luft holen, vielmehr sind einerseits die Partnerbetriebe als aktive Unternehmer gefragt und andererseits ist es an den FLIs, geeignete Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, diese Herausforderungen gemeinsam zu stemmen. Die Verkaufszahlen von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben steigen kontinuierlich, Assistenzsysteme finden sich bereits im Kleinwagen, neue Materialien erfordern neue Reparaturmethoden, gewerbliche wie auch private Kunden fordern ein optimales Reparaturerlebnis, die Teilebeschaffung wird nicht einfacher und dann gibt es noch Inflation, Energiekrise und vor allem den Fachkräftemangel. Hier werden zwar auf politischer Ebene gerade Weichenstellungen getroffen, es wird aber dauern, bis sich das positiv auf die Situation der Werkstätten auswirkt. Der Partnerbetrieb muss sich heute schon im Tagesgeschäft spannenden Fragen stellen, wie „Wo kommen die Teile für neue Fahrzeuge her, wann sind die notwendigen Kalkulationsdaten und Reparaturanleitungen vorhanden oder wie schaffe ich es, mein Team entsprechend zu qualifizieren?“ Eine immer wichtigere Aufgabe ist es, sich als Arbeitgeber attraktiv zu machen. Modelle wie die vier Tage Woche oder mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten bieten große Chancen, neue Mitarbeiter zu finden und zu halten. Parallel dazu beobachten wir in der Schadenwelt aktuell Fusionen, Beteiligungen und Kooperationen, deren Auswirkungen auf die Partnerbetriebe und dem kompletten Markt wir heute noch nicht abschätzen können. Konsolidierung ist ja nicht nur bei den Partnerbetrieben angesagt. Wenn wir also die Reparaturkapazitäten vernünftig weiterentwickeln wollen, dann sind alle Beteiligten gefragt. Für die Partnerbetriebe bedeutet das, jetzt nicht den Kopf in den Sand zu stecken, sondern die zweifelsohne vorhandenen Chancen zu erkennen und aktiv wahrzunehmen. Die Betriebe haben es selbst in der Hand, denn je aktiver sie agieren und je besser sie ihre Kennzahlen professionell analysieren, desto weniger werden Andere für sie entscheiden. Ein „Weiter so“ macht keinen Sinn mehr in der Zukunft, wenn die Partnerbetriebe auf Augenhöhe mit FLIs sprechen wollen. Größeren Handlungsbedarf gibt es auf Seiten der FLIs. Hier müssen einige alte Zöpfe abgeschnitten werden, wir fordern ja schon seit einiger Zeit kürzere Zeitintervalle für Konditionengespräche, ein Überdenken von „Lackmaterial inklusive“ oder von kostenlosen Ersatzwagen. Als Verband sind wir zu diesen Themen kontinuierlich mit den Partnern in der Schadensteuerung und mit den relevanten Dienstleistern in der Branche im Dialog, um die Interessen der Partnerbetriebe engagiert zu vertreten. Wir bewerten es als positiv, dass in den letzten Monaten Bewegung in das Konditionengefüge gekommen ist und die verschiedenen Herausforderungen nicht isoliert als Einzelsymptome, sondern vollumfänglich betrachtet werden. Diese Entwicklung ist ein guter erster Schritt mit noch viel Luft nach oben. Schadensteuerer und deren Kunden profitieren sehr stark von modernen leistungsfähigen Partnerbetrieben. Voraussetzung dafür ist heute und in Zukunft, den Partnerwerkstätten die notwendige Luft in Sachen Liquidität und Investitionen zu ermöglichen. Unsere Erwartung und unser Ziel für 2023 heißt, das kooperative Schadenmanagement weiter nach vorne zu bringen, denn nur dann, wenn das Geschäft beiden Seiten Spaß macht, wird die Erfolgsstory „Schadenmanagement“ weiter fortgeschrieben werden. Das sehen wir als unseren Job, an dem wir auch in diesem Jahr kritisch, konstruktiv und effizient weiterarbeiten werden. Alle Beteiligten müssen verstehen, dass es keine Alternative zum kooperativen Schadenmanagement gibt und deshalb kooperative Lösungen schaffen.
Gastbeitrag