2022-09-21T10:51:01+0000

Betriebe und Werkstattgruppen: „Die Branche kann das nicht aussitzen“

Wie gehen Betriebsinhaber und Werkstattgruppen mit der aktuellen Marktsituation und den explodierten Energiepreisen um? In der zweiten Runde des Schadentalks in Frankfurt äußerten sich dazu der Betriebsinhaber Hans-Joachim Pankel sowie die Deutschland-Chefs der Werkstattgruppen IRS Intelligent Repairs und Fix Auto, Raphael Gilberg und Roy de Lange. Wie die Gesprächspartner ihre Standpunkte zusammenfassen, sehen Sie im Video oben. ## „Die Lage ändert sich täglich.“ Während des Talks brachte es Hans-Joachim Pankel, Inhaber des Pankel Unfall-Reparatur-Zentrums, auf den Punkt: „Die Lage ändert sich täglich.“ Allein die Gaskosten für seine sieben Standorten im Elbe-Weser-Dreieck, in denen jährlich rund 5.000 Fahrzeuge abgewickelt werden, seien seit letztem August von 4,4 Cent auf 23,26 Cent gestiegen. Diese Kosten sind nicht stemmbar, so der Unternehmer. Das gilt gleichermaßen für die Betriebe der Werkstattgruppen IRS Intelligent Repairs und Fix Auto. So rechnete IRS-Deutschlandchef Raphael Gilberg im Talk vor: „Wenn wir den heutigen Gaspreis auf dem Spotmarkt zugrunde legen und damit die Energiekosten für nächstes Jahr für unsere 31 K&L-Standorte berechnen, wäre das eine Mehrbelastung von über vier Millionen Euro für uns.“ ## Kaufmännischer Blick und Zusammenarbeit sind gefordert Einigkeit herrschte bei den Werkstattvertretern darüber, dass nur die Politik eine Lösung für die Kostenexplosionen erarbeiten könne. Um jedoch die kurz- und mittelfristigen Folgen der Preissteigerungen abzufangen, forderte Raphael Gilberg eine Zusammenarbeit aller Akteure im Unfallschadenmarkt: „Keiner kann ein Interesse daran haben, dass die Branche schrumpft.“ Mit Blick auf das Motto des Schadentalks „Schadenmarkt in der Krise – wer gewinnt und wer verliert“, betonte Roy De Lange, Deutschland-Chef von Fix Auto, zudem: „Wer die Reparatur unter rein handwerklichen Aspekten betrachtet, wird abgehängt. Betriebsinhaber müssen heute mehr denn je kaufmännisch agieren.“ So handhabt es auch Hans-Joachim Pankel, der nach eigener Aussage zuletzt sogar aller paar Monate bei seinen Auftraggebern in Preisverhandlungen ging. Mit Erfolg. ## Fachkräftesituation bleibt dramatisch Als sehr viel belastender empfindet der Unternehmer jedoch den Fachkräftemangel, der sich seit Corona noch einmal deutlich verschärft habe – vor allem durch krankheitsbedingte Ausfälle. „Corona ist bei der Fachkräftesituation nach wie vor ein Brandbeschleuniger“, ergänzte Raphael Gilberg. Während Hans-Joachim Pankel sich zuversichtlich zeigte, dass die Politik mittelfristig eine Lösung für die Energiekrise findet, betrachtet er die Fachkräftesituation mit Sorge. Denn diese sei aus seiner Sicht langfristig nicht lösbar. ## Fazit nach dem Schadentalk Das hob er auch im anschließenden Kurzinterview nach dem Schadentalk noch einmal hervor: „Die Schadensteuerer und Versicherer können ihren Beitrag leisten, in dem sie die Stundensätze erhöhen, damit wir unsere Facharbeiter besser bezahlen können.“ Andernfalls würden immer mehr qualifizierte Fachkräfte in die Industrie abwandern. Raphael Gilberg betonte auch noch dem Talk noch einmal, dass Lösungen für die aktuelle Situation nur gemeinschaftlich und im Verbund mit Kfz-Versicherern und Schadensteuerern gefunden werden könnten: „Die Branche kann die Energiekrise nicht aussitzen. Wir müssen jetzt Lösungen finden und das gemeinsam, als Partner – ohne Rückspiegel, ohne Zeigefinger.“ Und Roy de Lange appellierte noch einmal, dass Inhaberinnen und Inhaber nicht nur ihre Kennzahlen, sondern auch den Markt im Blick behalten müssten: „Jeder muss sich Gedanken machen, wie er sich im Markt positioniert und mit der Schadensteuerung umgeht.“
Carina Hedderich