2022-06-22T09:29:45+0000

„Wer aufgeschlossen ist, hat in diesem Beruf unzählige Möglichkeiten“

Ihr Weg hätte eigentlich komplett geradlinig verlaufen können: Juliane Randhahns Vater war Inhaber eines K&L-Betriebes, die Mutter Angestellte bei einem Großhändler für Werkstattausrüstung. Was hätte da näher gelegen, als von vornherein ebenfalls ins K&L-Geschäft einzusteigen? Doch so einfach stand der Entschluss für Juliane Randhahn dann doch nicht fest. Der Grund: „Es war vor 22 Jahren sehr schwer, eine Ausbildung als Fahrzeuglackiererin zu finden.“ Und zwar einzig aus dem Grund, dass sie eine Frau ist. „Die Betriebe waren, angefangen bei der Umkleidekabine, überhaupt nicht auf weibliche Mitarbeiter eingestellt“, erinnert sie sich. So hatte Juliane Randhahn zunächst tatsächlich eine Ausbildung zur Polizistin ins Auge gefasst. Doch dann wurde sie dennoch überzeugt, in die Werkstatt zu gehen – von ihrem Bauchgefühl. „Letztendlich fand ich es dann doch toller, mit den eigenen Händen zu arbeiten. Sowohl etwas künstlerisches schaffen zu können, als auch Dinge zu reparieren“, berichtet sie rückblickend. Und so erlernte sie schließlich den Fahrzeuglackierberuf zunächst im väterlichen Kleinstbetrieb, dann in einer anderen K&L-Werkstatt in der Region. Dort blieb sie auch nach der Ausbildung noch eine Zeit, dann jedoch gab es dort keine Kapazitäten mehr. ## Von der Werkstatt ins Autohaus, vom Autohaus zum Ausrüster Deshalb absolvierte Juliane Randhahn zunächst eine zweite Ausbildung als Automobilkauffrau und arbeitete in einem Autohaus als Kaufmännische Angestellte. Dann zog es sie jedoch wieder zurück ins Handwerk. Bei einer großen Autoservice-Kette war sie als Smart-Repair-Spezialistin eingesetzt und baute für den Arbeitgeber das Smart-Repair-Segment in Holland aus. „Das war eine spannende Zeit“, erinnert sie sich im schaden.news-Gespräch. Neben der Arbeit entschied sie sich dafür, ihren Meister zu machen. Teil 3 und 4 absolvierte sie in Vollzeit während der Elternzeit. Doch nach ihrer Rückkehr wollte sie sich auch beruflich noch weiterentwickeln. Zunächst beim Ausrüster Festool, dann beim Werkstattsystem Identica. Seit vergangenem Jahr ist die Fahrzeuglackierermeisterin als Key Account Managerin beim Klebespezialisten Sika. „Dort betreue ich deutschlandweit die Händler und baue die Händlerstruktur weiter aus“, erklärt sie gegenüber schaden.news. ## „Lack klebt“ Dass ihre berufliche Karriere sie in so viele verschiedene Positionen gebracht hat, sieht die 38-Jährige heute für sich als großen Vorteil: „Ich kann mich in alle Beteiligten im Schadenmarkt hineindenken: Sowohl in die Belange der Ausrüster, in die Anforderungen der Autohäuser und Händler, aber vor allem in die Prozesse, die von den Werkstattmitarbeitern tagtäglich zu durchlaufen sind“, erklärt sie. Juliane Randhahn ist der Beweis dafür, wie vielseitig der Lackierberuf sein kann und welche Wege er einem ermöglicht. „Wenn man aufgeschlossen ist, kann man in dem Job so viel erreichen“, betont sie. Und das Sprichwort „Lack klebt“ sieht sie auch im übertragenen Sinne: Unsere Branche ist klein. Aber so familiär, dass man darin gern hängenbleibt“, meint sie abschließend.
Ina Otto