2021-09-08T10:18:03+0000

Automobilbranche verabschiedet sich vom Verbrenner und dem Selbstfahren

Die IAA Mobility findet in diesem Jahr erstmals in München statt und wagt damit gleichzeitig den Schritt zur ersten internationalen Großveranstaltung in Deutschland seit Beginn der Corona-Pandemie. Seit Dienstag und noch bis Sonntag, den 12. September hat die Automobilmesse des Verbands der Deutschen Automobilindustrie (VDA) ihre Tore geöffnet. Neben der Live-Messe mit über 700 Ausstellern und einem weitläufigen Areal, das sich bis in die Müncher Innenstadt erstreckt, gibt es auch ein an die Anforderungen der Pandemie angepasstes Online-Angebot. ## Zukunftskonzepte für die E-Mobilität und das Autonome Fahren Wie sich Unternehmen aus der Zulieferindustrie und dem Aftermarket auf die Herausforderungen des Mobilitätswandels einstellen, zeigt beispielsweise der Messeauftritt von Valeo (Halle A1, B01; Königsplatz BL100; IAA Experience: BL01). Bereits am ersten Tag zog Andreas vom Bruch, Valeo Kommunikationsdirektor Deutschland, eine erste positive Zwischenbilanz. „Auch wenn der Messebetrieb in diesem Jahr noch etwas eingeschränkter stattfindet, freuen wir uns über die zahlreichen Besucher und gute Kundengespräche“, berichtet der Firmensprecher. Das französische Unternehmen präsentiert unter anderem neue E-Ladestationen (7-22kW), die für Elektrofahrzeuge unabhängig von ihrer Bordnetzspannung geeignet sind. Die Ladestationen sollen ab 2022 erhältlich sein. Gleichzeitig stellt Valeo seine Entwicklungen rund um die 48-Volt Technologie in den Fokus. [Ein Schwerpunkt, den das Unternehmen beispielsweise auch über sein Schulungsprogramm für Werkstätten erweitert.](https://schaden.news/de/article/link/42380/valeo-webinar-48-volt-system) Aber auch die Zukunft von Fahrerassistenzsystemen spielt eine wichtige Rolle für den Konzern. So informiert Valeo die Besucher über seine Konzepte auf dem Weg hin zum automatisierten Fahren. So stellt das Unternehmen etwa ein gemeinsam mit BMW entwickeltes autonomes Parksystem vor. Mit dem sogenannten „Automated Valet Parking“ parkt das Fahrzeug selbstständig ohne Hilfe des Fahrers ein. ## Bremsen bevor der Fußgänger läuft Ein weiteres Highlight: Das Unternehmen lässt während der Messe mit dem Drive4U PKW einen autonomen Prototypen auf öffentlichen Straßen im Rahmen der Blue Lane fahren. Das Fahrzeug kann laut Valeo typische Verkehrssituationen, wie Staus, Kreisverkehre und auch Baustellen eigenständig erkennen und bewältigen. Zur Ausstattung des Fahrzeugs gehört zudem eine intelligente Fußgängererkennung: Das System erkennt laut dem Unternehmen, wie sich ein Fußgänger verhalten wird und bremst noch bevor dieser sich in Bewegung setzt. Auch in puncto Beleuchtung präsentiert Valeo neue Technologien. Dazu gehören beispielsweise Scheinwerfer, die Straßenformen erkennen und Beleuchtungssysteme, die Fahrmaneuver, wie etwa Bremsen oder Abbiegen auf den Boden projizieren. Das Ziel: Die Beleuchtung soll vor allem schwächere Verkehrsteilnehmer wie Fußgänger oder Rollstuhlfahrer vor möglichen Gefahren warnen. ## Mercedes präsentiert elektrische E-Klasse Gleichzeitig bleibt sich die IAA auch bei klassischen Themen treu. So präsentieren nach wie vor zahlreiche Fahrzeughersteller neue Modelle und Konzepte. Ein Highlight in diesem Jahr dürfte der Mercedes EQE sein. Auf dem Messestand des Stuttgarter Autobauers wird unter anderem die neue elektrische E-Klasse zu sehen sein. Besucher können erstmals den EQE live in Augenschein nehmen und sich über die Ausrichtung der elektrifizierten Modellpalette informieren. Bei Volkswagen steht ebenfalls die Elektromobilität im Fokus, und zwar unter anderem mit der Präsentation des ID4 GTX. Die Wolfsburger erweitern damit ihr E-Portfolio in das SUV-Segment und zeigen, wie sich ein elektrischer Allradantrieb umsetzen lässt. Eine sportliche Interpretation zum Thema Elektromobilität präsentiert Ford mit dem Mustang Mach-E. Die Brücke zum Verbrenner wiederum schlägt Kia mit der Präsentation des neuen Sportage als Plug-In-Hybrid. BMW hingegen stellt mit seinem Konzeptfahrzeug "Circular" neben der Elektromobilität den Aspekt der Nachhaltigkeit in den MIttelpunkt. So besteht das Fahrzeug zu 100 Prozent aus recyclebaren Materialien. Und anstatt einer Werkslackierung setzen die Münchner bei dem kleinen E-Konzeptfahrzeug auf eloxierte Karosserieoberflächen. Die Gegenwart seht allerdings noch im Zeichen vom Ausbau der bekannten Fahrzeugplattformen. Dazu gehört auch der iX xDrive40. Es ist das erste vollelektrische SUV-Modell von BMW und soll noch in diesem Jahr erhältlich sein. ## Mehr als Autos Um die Bandbreite an Konzepten rund um die Mobilität auch auf der IAA sichtbar zu machen, öffnet der VDA das Event auch anderen Branchen. So nehmen in diesem Jahr neben Autoherstellern und Unternehmen der Zulieferindustrie laut dem Veranstalter auch über 70 Marken aus der Fahrradbranche teil. Die ehemalige reine Automobilmesse hat reelle Chancen, sich als Mobilitätsmesse zu etablieren. ## Events auch in der Münchner Innenstadt Eine weitere Besonderheit des Münchner IAA-Mobility-Konzepts ist der sogenannte „Open Space“. Anstatt das Messegeschehen ausschließlich auf dem Gelände der Münchner Messe stattfinden zu lassen, dehnt der Veranstalter, der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA), die Messe auf verschiedene Bereiche der Münchner Innenstadt aus. Auf dem Königsplatz präsentieren beispielsweise unter anderem Ford, IBM und Polestar ihre Produkte. Weitere Stationen befinden sich in der Brienner Straße, dem Kaiserhof sowie dem Apothekenhof. Open Space und Messegelände sind durch die sogenannte Blue Lane verbunden. Gemeinsam mit der Stadt München und dem Umweltministerium hat der Veranstalter eine etwa fünf Kilometer lange Strecke als funktionale Umweltspur ausgewiesen. Besucher können auf Ihr Testfahrten absolvieren oder sie als Transferroute nutzen.
Holger Schweitzer