2021-07-21T12:31:28+0000

Juni-Unwetter verursachen hohes Reparaturvolumen

Die Unwetter, die im vergangenen Monat im Süden Deutschlands wüteten, verursachten Schäden in Milliardenhöhe. Nach Angaben des Gesamtverbands der deutschen Versicherer (GDV) beziffern sich die Schäden der zweiten Junihälfte auf eine Summe von rund 1,7 Milliarden Euro. Der Anteil an Kfz-Schäden liegt laut GDV bei etwa 700 Millionen Euro mit etwa 275.000 gemeldeten Schäden. Damit handelt es sich dem Verband zufolge um das zweitgrößte Hagel- und Starkregenereignis seit 2002. Lediglich 2013 sei mit Schäden in Höhe von rund zwei Milliarden Euro verheerender ausgefallen. ## Reutlingen besonders stark betroffen Die enormen Schäden an Fahrzeugen schlagen sich demnach auch entsprechend stark in der Auftragslage von Werkstätten, Versicherern und Schadensteuerern nieder. So führt beispielsweise die Innovation Group rund 30 Prozent ihrer Vermittlungen im Juni auf Hagelschäden zurück. Die HUK Coburg rechnet insgesamt mit mindestens 35.000 Kfz-Hagelschäden ihrer Kunden. Allerdings würden nach wie vor Schäden gemeldet. Vor allem Tübingen, Reutlingen, die Region um Starnberg sowie in geringerem Umfang das Emsland waren nach Angaben der Innovation Group von den Unwettern betroffen gewesen. Besonders stark sei Reutlingen betroffen. Hier geht laut Innovation Group über das übliche Maß an Ausdellarbeiten hinaus, bis hin zu Totalschäden. Der Coburger Versicherer nennt zusätzlich die südbayerischen Gebiete von Augsburg bis Bad Füssing als besonders stark von den Unwettern betroffen. ## Reparaturarbeiten bis 2022 Während die Innovation Group damit rechnet in den meisten Gebieten bis zum Ende des Sommers die Reparaturen abschließen zu können, geht das Unternehmen davon aus hier bis 2022 beschäftigt zu sein. Südlich von München seien zudem viele Scheiben beschädigt worden. Wie der Schadensteuerer mitteilt, sei die Auslastung der Partnerwerkstätten dementsprechend hoch. Ein Umstand, der zusätzlich durch den Ferienstart in einigen Bundesländern verstärkt werde. Laut Innovation Group gibt es hier saisonal bedingt mehr Schadenfälle. Zur Unterstützung der Werkstätten kooperiere man daher mit spezialisierten Dienstleistern, die die Werkstätten beim Reparieren von Unwetterschäden unterstützen. Auch die HUK Coburg setzt bei der Instandsetzung der Schäden auf zusätzliches Fachpersonal. Beispielsweise würden Partnerwerkstätten vor allem bei Lackierarbeiten oder Schäden in die Reparatur eingebunden, wenn es über das Drücken von Dellen hinaus geht. ## Bearbeitung im 30-Minuten-Takt Die Hagelunwetter beschäftigen auch den in Schwaben ansässigen Hageldienstleister HPI Zentrum GmbH. Wie HPI-Geschäftsführer Frank Schmidt im Gespräch mit schaden.news erklärte, ist sein Unternehmen vor allem mit Hagelschäden aus den Unwettern aus den Regionen um Reutlingen, Tübingen, Rottenburg, Nürtingen und Kirchheim unter Teck beschäftigt. Hier kam es an zwei aufeinanderfolgenden Tagen zu Hagelunwetter, wobei laut Schmidt das erste sehr heftig ausfiel. Um die beschädigten Fahrzeuge zu begutachten, hat HPI im Juli einen Besichtigungsstandort in Metzingen mit 25 Besichtigungsboxen eingerichtet. Hier bearbeitet das Unternehmen Hagelschäden für drei Versicherer. Der Geschäftsführer geht davon aus, dort bis Ende September mindestens 6.000 begutachtet werden. Allerdings kämen noch immer neue Fahrzeuge hinzu. Gleichzeitig hat HPI in Reutlingen einen Reparaturstandort aufgebaut. „Die hohe Menge an Hagelschäden ist auch für uns eine positive logistische Herausforderung. Aktuell arbeiten wir mit einer Taktung von 30 Minuten pro Kunde und Fahrzeug, bei der auch unmittelbar das Gutachten überreicht wird. Gleichzeitig muss das alles Corona-konform geschehen“, berichtet Frank Schmidt. Vor allem das erste Unwetter habe zu einem sehr hohen Anteil schwerer Schadensbilder bis hin zu Totalschäden geführt, den der Unternehmer auf etwa 30 bis 40 Prozent schätzt, darunter seien auch sehr viele Lackschäden und zerschlagene Windschutzscheiben. Genaue Auswertungen gebe es jedoch noch nicht. Gleichzeitig besichtigen die HPI-Experten auch Hagelschäden bei Partner-Autohäusern, wo auch sie auch anschließend repariert würden.
Holger Schweitzer