2021-05-26T11:48:37+0000

DEKRA Energiemanagement: „Der neutrale Expertenblick hilft, Fehlinvestitionen zu vermeiden“

2021 hat die Bundesregierung die CO2-Steuer auf fossile Energieträger eingeführt. Allein in den kommenden fünf Jahren wird sich damit der Preis pro ausgestoßener Tonne des Treibhausgases verdoppeln. Brennstoffe wie Öl, Erdgas oder Diesel dürften sich entsprechend verteuern. ## Sparsamer Einsatz von Energie wird immer wichtiger „Die Einsparung klimaschädlicher Emissionen und Möglichkeiten, wie K&L-Betriebe durch effizientere Formen der Energienutzung ihre wirtschaftliche Situation verbessern können, rücken damit auch in der Reparaturbranche immer stärker in den Fokus“, erklärt Michael Heinrich, der bei der DEKRA Automobil GmbH als Produktmanager den Bereich Energieeffizienz verantwortet. Dort koordiniert der studierte Ingenieur für Technische Gebäudeausrüstung deutschlandweit ein etwa 20-köpfiges Expertenteam, das Betrieben dabei hilft, innovative Energiekonzepte in Neubauprojekte zu integrieren und Einsparpotenziale bei Bestandsgebäuden zu identifizieren. ## Herausfinden, wie der Betrieb energetisch „tickt“ „Aufgrund der komplexen Zusammenhänge versuche ich immer, mir ein Gesamtbild zu verschaffen“, beschreibt Michael Heinrich seine Herangehensweise bei der Beratungsleistung. Das Ziel sei dabei stets, eine „ungeschönte energetische Beschreibung“ des Betriebs zu geben. Im ersten Schritt analysieren die Experten dazu die Verbrauchsrechnungen der letzten zwei bis drei Jahre: „So erhalten wir nicht nur eine punktuelle Abbildung, sondern eine gewisse Historie des Verbrauchs.“ Bei Betrieben, die eine registrierte Leistungsmessung ab einem Stromverbrauch von 100.000 kWh haben, wird zudem der Lastgang analysiert: „Anhand dieser Fakten kann ich dann vor Ort mit dem Kunden bestimmte Aspekte durchsprechen, z.B. ob der Betrieb aus energetischer Sicht über Feiertage oder an Wochenenden ein kostspieliges Eigenleben entwickelt.“ Dieses Phänomen trete vor allem dann auf, wenn Zeitschaltuhren stur ihre Programme abspulen, weiß Michael Heinrich: „Die Lastgangauswertung ist für viele Kunden ein Aha-Erlebnis und sie bekommen ein Gefühl dafür vermittelt, wie ihr Betrieb energetisch tickt.“ In der Regel könne ein solcher energetischer Check-up vor Ort innerhalb eines Tages durchgeführt werden. Darüber hinaus empfiehlt der Experte den Einbau fest verbauter Zähler, etwa bei der Druckluft oder zur langfristigen Nachverfolgung des Strom- und Wärmeverbrauchs der Lackierkabine: „Die Messinstrumente müssen nicht einmal geeicht sein, weil es eher darum geht, Trends zu erfassen.“ ## Wo liegen die größten Optimierungspotenziale? Michael Heinrich weiß, bei welchen Verbrauchern im Betrieb sich Sparmaßnahmen am ehesten lohnen: „Im Gegensatz zum produzierenden Gewerbe geht im Kfz-Bereich ein Großteil der Energiekosten auf fixe Positionen zurück.“ Großes Potenzial biete daher etwa ein Leuchtmitteltausch in Werkstatt, Teilelager sowie Ausstellungs- und Außenbereich, über den sich sehr schnell Erfolge erzielen ließen. Mit dem Kauf von LED-Leuchten allein sei es allerdings häufig nicht getan, erklärt der Spezialist: „Wenn wir die Empfehlung für LEDs geben, stellen wir sicher, dass auch die Vorschaltgeräte dazu kompatibel sind, damit keine Fehlinvestitionen getätigt werden.“ Dem ganzheitlichen Expertenblick der DEKRA Berater entgehe auch nicht, ob die Beleuchtung noch zu den aktuellen Arbeitsschritten passt: „Über die Jahre können sich einzelne Arbeitsplätze verlagern. Nach einem Umbau im Teilelager kann es schon einmal vorkommen, dass die Lampen nicht mehr die Gänge ausleuchten, sondern direkt über dem Regal hängen.“ Ein wesentlicher Aspekt sei das Thema Raumwärme, wobei Investitionen in Heizung oder Gebäudehülle wesentlich tiefgreifender seien. Da sich die Amortisationszeiten hier zwischen 15 und 20 Jahren bewegten, sei es ratsam abzuwägen, ob man selbst Eigentümer des Objekts ist und – abhängig vom eigenen Alter – ein Nachfolger bestimmt ist, der den Betrieb weiterführen kann. Lohnenswerte Stellschrauben, durch die sich Verbesserungen erzielen lassen, gebe es dennoch reichlich, versichert der Experte. Nicht immer gehe es um dabei den Heizkessel selbst, sondern wie dieser eingestellt sei: „Die Parameter von Heizkurve, Absenktemperaturen, Steuerungen für Nachtmodus und Warmwassertemperatur werden oft beim Einbau optimiert. Wenn diese jedoch zu einem späteren Zeitpunkt unsachgemäß verändert wurden, setzt dies eine Fehlerspirale in Gang, die auf Dauer ins Geld gehen kann.“ Ein großes Problem sei nach wie vor das Entweichen von Warmluft durch geöffnete Hallentore bei Fahrzeugbewegungen. Am effizientesten sei es daher, die Heizungswärme über Dunkelstrahler zu erzeugen, da hierdurch nicht die Lufttemperatur angehoben werde, sondern die langwellige Infrarotstrahlung direkt am Körper in Wärme umgewandelt wird. ## Das Interesse an innovativen Energiekonzepten steigt Auch bei Themen wie Photovoltaik (PV) und Blockheizkraftwerk (BHKW) wissen die DEKRA Experten Rat: „Das Interesse an einem möglichst hohen Autarkiegrad bei der Energieversorgung für K&L-Betriebe ist heute sehr viel größer als noch vor fünf Jahren. Module für PV und Solarthermie sind heute deutlich preiswerter als noch vor zehn oder fünfzehn Jahren und die Vorteile innovativer Energiekonzepte lassen sich wirtschaftlich darstellen“, bestätigt Michael Heinrich die Trendwende. Auch Themen wie Batteriespeicher und Möglichkeiten zum Laden von Elektrofahrzeugen würden immer häufiger nachgefragt. Unter Annahme einer bestimmten Anzahl von PV-Modulen erstellen er und seine Kollegen eine Kalkulation der zu erwartenden Kosten, in die auch Wartung und Instandhaltung einfließen. „Wir empfehlen eine auf den Eigenbedarf ausgerichtete Anlage und geben dem Betrieb einen Impuls, den er weiterverfolgen kann. In einem nächsten Schritt kann der Unternehmer dann die Statik prüfen lassen und weiterführende Gespräche mit einem Elektrobetrieb führen.“ Auch bei der Entscheidung über den Einbau eines Blockheizkraftwerks (BHKW) erarbeiten die DEKRA Spezialisten eine solche Entscheidungsgrundlage: „Auf Basis des Lastgangs und der Abnahmestruktur können wir dem Kunden eine Empfehlung geben, wie groß die Anlage sein sollte und ihm einen Horizont liefern, wann sich die Investitionen dafür amortisiert haben werden.“ ## Begleitung von Projekten durch Experten ist auch nach bewilligter Förderung sinnvoll Bei der Veranschlagung der Investitionskosten werden auch verschiedene Förderprogramme berücksichtigt: „Unsere Sachverständigen verfügen über umfassende Informationen, welche Zuschüsse bei Energieprojekten geltend gemacht werden können“, erklärt Michael Heinrich. Abhängig vom Stand der Planung werde neben der Beratung zu den bundesweit verfügbaren Programmen auch eine Recherche zu spezifischen Angeboten einzelner Städte und Kommunen durchgeführt. Dass das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) mittlerweile teilweise die Zahlung von Geldern an die Bedingung knüpft, dass die zu fördernden Maßnahmen durch einen erfahrenen Berater begleitet werden, begrüßt der Experte: „Auch wenn immer noch viele Unternehmen der Ansicht sind, dass sie die weiteren Schritte allein gehen können, empfehlen wir trotzdem diese zusätzliche Absicherung.“ Sollten im Zuge der weiteren Planung Probleme oder Fragen auftauchen, könne so zeitnah gegengesteuert werden. „Wenn es zu Komplikationen kommt, verlassen sich die Unternehmen meist darauf, dass der Heizungsbauer oder Elektriker eine passende Lösung liefert. Doch nicht immer können diese solche Abweichungen im energetischen Gesamtkontext erfassen.“ Trotz der Möglichkeiten, die die Internetrecherche biete, könne gerade der neutrale Expertenblick von außen entscheidend dazu beitragen, Planungsfehler zu verhindern. Michael Heinrich rät Betrieben daher, das Geld für eine Beratung in die Hand zu nehmen: „Bevor man den Prozess anstößt und bereits Fördergelder in Anspruch nimmt, lohnt sich diese Investition – selbst bei einzelnen Fragen oder einer Standortbestimmung, wo der Betrieb energetisch steht, helfen wir gerne weiter!“
Christoph Hendel