2021-03-17T11:32:29+0000

„Ich habe das Handtuch noch lange nicht geworfen!“

Schaut man auf die Fotos vom Deutschen Lackierertag Anfang vergangenen Jahres, erscheinen sie einem fast unwirklich: Mehr als 300 Besucher waren [zur ersten und nahezu einzigen Branchenveranstaltung im vergangenen Jahr nach Ludwigsfelde gekommen](https://schaden.news/de/article/link/41452/deutscher-lackierertag-2020-themen). Betriebsinhaber Hasan Hüseyin Eren begrüßte und bewirtete seine Gäste im EHH Autozentrum damals höchstselbst. Heute sagt er: „Nach diesem grandiosen Auftakt war ich wirklich überzeugt, das wird ein tolles Jahr für die Branche und auch für mich als Unternehmer.“ Die Voraussetzungen waren gegeben: Der ehemalige Baumarkt, in dem der Unternehmer das Autozentrum erst vor wenigen Jahren eingerichtet hat, bietet auf 12.600 Quadratmetern Platz. Vier Lackierkabinen, 24 Hebebühnen, 150 Stellplätze, 60 potenzielle Arbeitsplätze. Doch die Aufträge fehlten pandemiebedingt mit Beginn des ersten Lockdowns auch in Ludwigsfelde. ## Bis zu 60 Prozent weniger Aufträge im ersten Lockdown Der Stillstand auf den Straßen ab Mitte März 2020 führte nach Angaben von Hasan Hüseyin Eren zu einem massiven Auftragseinbruch im Ludwigsfelder Betrieb und dem Annahmezentrum in Berlin-Marienfelde. „In der Spitze fehlten 60 Prozent Auftragsvolumen“, erinnert er sich. Vor der Krise habe der Betrieb monatlich rund 280 Fahrzeuge repariert. Inzwischen habe sich die Lage trotz erneutem Lockdown ein wenig entspannt. Dennoch fehlen nach wie vor Aufträge. Hasan Hüseyin Eren beziffert die Differenz mit bis zu minus 40 Prozent gegenüber dem Vorkrisen-Niveau. ## „Ich lasse meine Mitarbeiter nicht im Stich“ 38 Mitarbeiter hat der Betrieb in Ludwigsfelde momentan. Diese musste der Geschäftsführer zeitweise in Kurzarbeit schicken. Dass sie dadurch auch weniger Lohn erhalten, kam für den Unternehmer jedoch nicht in Frage. „Ich bin selbst Handwerker. Ich weiß, meine Mitarbeiter leben von ihrem Beruf, müssen Miete und Raten zahlen und ihre Familien versorgen. Ich lasse sie nicht im Stich.“ Also verkaufte der Unternehmer nach eigenen Angaben sein Haus, um seine Mitarbeiter weiter bezahlen zu können. Nun lebt er mit seiner Frau in einer Mietwohnung. 1,3 Millionen Euro Ausgaben habe die Pandemie ihn inzwischen gekostet. Das Ringen um Zusatzgeschäft und Neukunden kennt der Unternehmer selbst zu gut. „Dennoch, es hat nicht viel gebracht. Wenn kein Verkehr da ist, passieren auch keine Unfälle“, meint er. Dennoch lässt sich Hasan Hüseyin Eren nicht unterkriegen und hat nun die Gebrauchtwagen-Aufbereitung als weiteres Geschäftsfeld im Betrieb ausgebaut. Das Team habe das vergangene Jahr noch enger zusammengeschweißt. Besonders die Motivation seiner Mitarbeiter liegt dem Geschäftsführer am Herzen. Denn er ist sich sicher: „Es wird bald wieder aufwärts gehen.“ Aufgeben will er nicht und bleibt zuversichtlich: „Wir schauen nach vorn und bleiben auf den Beinen. Das Handtuch habe ich noch lange nicht geworfen.“
Ina Otto