2021-01-06T13:33:11+0000

Stickstofflackierung: Darum arbeiten diese Betriebe mit dem Verfahren

Mehr Fahrzeugdurchsatz, weniger Lackverbrauch, erhöhte Prozessqualität: Es gibt viele Motive, sich mit dem Thema Stickstofflackierung auseinanderzusetzen. schaden.news hat bei drei Betrieben nachgefragt, was sie zum Wechsel auf das Nitrotherm-Spray System bewogen hat und welche Erfahrungen sie damit in der täglichen Praxis gesammelt haben. ## Michaela Müller, BMK Müller Karosserie und Lack Der Karosseriebaufachbetrieb in Marbach am Neckar hat in seiner Lackierabteilung seit Mitte März 2019 ein Nitrotherm-Spray Gerät im Einsatz. In der damit verbundenen Kombi-Lackierkabine werden laut Geschäftsführerin Michaela Müller hauptsächlich Pkw-Arbeiten durchgeführt. Das Lackierer-Team unter der Leitung von Corina Müller bringt es im Schnitt auf 25 bis 35 Durchgänge pro Woche. Der Wechsel zur Stickstofflackierung war ein wohlüberlegter Schritt: „Durch den Einsatz der Kombikabine sind wir sehr davon abhängig, wie lange die Lackierung dauert. Die durch das Nitrotherm-Spray System in Aussicht gestellte Reduzierung der Prozesszeit war neben den Materialeinsparungen der Hauptgrund, warum wir mit KAMATEC einen Vorführtermin vereinbart haben“ erinnert sich die Karosseriebaumeisterin. Die Installation selbst wurde innerhalb weniger Stunden umgesetzt, anschließend begleiteten die Techniker des Ausrüsters aus dem nordbadischen Aglasterhausen den Wechsel eine Woche lang vor Ort. Motivation zur Veränderung habe dabei eine große Rolle gespielt: „Unsere Lackierer hatten richtig Lust darauf, sich mit der neuen Technologie zu befassen und sich an die in Aussicht gestellten Einsparpotentiale heranzutasten. Mittlerweile benötigen wir etwa 20 Prozent weniger Material und meine Lackierer berichten, dass sich die Ablüftzeiten verkürzt haben“, erklärt Michaela Müller. Der geringere Pistolendruck habe zudem weitere Vorteile mit sich gebracht. So sei der Geräuschpegel während des Lackiervorgangs nun niedriger und das geringere Overspray führe zu längeren Intervallen zwischen den Filterwechseln und der Kabinenreinigung. Aufgrund des deutlich reduzierten Farbnebels ist Michaela Müller daher der Ansicht, dass sich die Technologie wohl auch in der Vorbereitung positiv auswirken würde. Auch beim Thema Farbgenauigkeit zieht sie ein positives Fazit: „Anfänglich stand die Frage im Raum, ob das System die Farbtongenauigkeit beeinflusst. Diese hat sich nicht verbessert, es gibt weiterhin Farbtöne, die auch mal mehrere Musterkarten notwendig machen, so wie dies auch schon vor dem Wechsel war. “ Inzwischen habe man sich an die veränderten Rahmenbedingungen angepasst und mische auch von vornherein weniger Lackmaterial an. „Das System kann nur so gut sein wie der Anwender“, betont die Geschäftsführerin abschließend. ## Manfred Zech, Autolackierung Zech GbR Im Hauptgeschäft in Kiel führt das familiäre Unternehmen seit 1990 Pkw- und Lkw-Lackierungen durch. Die Arbeiten werden von sechs der insgesamt neun Mitarbeiter an diesem Standort durchgeführt. Inklusive Teile-Lackierungen durchlaufen den Betrieb etwa 30 Fahrzeuge pro Woche. Das ausschließlich für die Pkw-Lackierung genutzte Nitrotherm-Spray System ist hier bereits seit etwa zwei Jahren im Einsatz. Manfred Zech, entschied sich sofort nach der Vorführung durch die KAMATEC Experten zur Installation des Geräts: „Für uns stehen umweltschonendes und innovatives Arbeiten hoch im Kurs und die Aussicht, mit der Technologie kürzere und effizientere Prozesse zu realisieren, gab dafür den Ausschlag“, erinnert sich der Inhaber und fügt hinzu: „Tatsächlich arbeiten wir seitdem deutlich schneller und unser Materialverbrauch hat sich reduziert.“ Die Umstellung auf das neue System sei ohne Probleme verlaufen: „Wir haben hier Spitzenlackierer im Einsatz, die mit solchen Veränderungen sehr gut umgehen können“, betont Manfred Zech. Bedenken habe man anfangs wegen der Farbtongenauigkeits-Vorgaben des Lacklieferanten gehabt, etwa bei Metallictönen oder Dreischichtverfahren: „Trotz der Reduzierung des Drucks konnten wir hier keine Veränderungen feststellen. Wir haben nun auch viel weniger Nacharbeit und konnten dadurch auch Finish-Material einsparen“, stellt der Fachmann fest und ergänzt: „Das System zu mieten, lohnt sich aus unserer Sicht, denn aufgrund der Einsparmöglichkeiten hat man die Kosten dafür schnell wieder drin. Wenn jemand Interesse hat, kann er gerne vorbeikommen und auch selbst mal damit arbeiten.“ ## Benedikt Müller, Ostermeier GmbH Noch ganz frisch sind die Erfahrungen mit der Stickstofflackierung im Unternehmen von Benedikt Müller, wo die Umstellung im Frühsommer 2020 erfolgte. Knapp 40 Mitarbeiter arbeiten in dem im Münchener Osten gelegenen Betrieb, 13 davon in der Lackiererei. Mit etwa 60 Prozent kommen die meisten Aufträge von Flottenkunden. Rund 50 Fahrzeuge durchlaufen die Lackierabteilung der Bayern in der Woche, die daher mit zwei Kombikabinen betrieben wird, in denen jeweils ein Nitrotherm-Spray System installiert ist: „Die Umstellung auf die Technologie folgte in relativ kurzem zeitlichen Abstand zu unserem Wechsel des Lackherstellers im Oktober 2019, wo wir auch direkt erste Tests mit der Stickstofflackierung durchgeführt und vielversprechende Resultate erzielt haben“, erinnert sich Benedikt Müller und fügt hinzu: „Ich lege großen Wert auf Prozesssicherheit. Um in allen Kabinen die gleichen Voraussetzungen zu schaffen und den Lackierern das Umdenken zu ersparen, haben wir von KAMATEC gleich zwei Geräte geordert.“ Die tatsächlich erzielten Verbesserungen im Bereich der Prozessgenauigkeit spielten dem Betriebsinhaber zufolge auch eine größere Rolle als eine etwaige Zeitersparnis. Schon jetzt zeige sich, dass durch den Einsatz des Systems wesentlich weniger Nacharbeiten erforderlich sind und die Qualität stimmt: „Unser Lacksystem verträgt sich sehr gut mit dem Nitrotherm-System. Hier haben wir keine signifikanten Abweichungen festgestellt. Gerade bei komplizierten Aufträgen, wie zum Beispiel Mattlackierungen, sind die Ergebnisse ausgesprochen sauber und ordentlich. Ich habe allerdings auch sehr gute Lackierer, die ebenfalls großen Anteil an diesen Resultaten haben.“ Einsparungen beim Lack konnte Benedikt Müller ebenfalls feststellen, aufgrund der kurzen Zeitspanne seit der Inbetriebnahme lägen hier jedoch noch keine exakten Zahlen vor. Inhabern, die sich für die Technologie interessieren, rät er, darauf zu achten, dass diese auch genutzt und die Innovation entsprechend ‚gelebt‘ werde: „Mitarbeiter tun sich oft schwer mit Neuerungen. Erst durch die konsequente Nutzung erschließt sich dann das volle Potential dieser Technologien.“
Christoph Hendel