2020-11-04T13:48:36+0000

Mobilität in der Krise

Binnen kürzester Zeit hatte sich ab Mitte März der Alltag in Deutschland radikal verändert – und damit das Mobilitätsverhalten. Überraschend schnell erholten sich die Werte ab Mai wieder, bleiben jedoch auf einem insgesamt niedrigeren Niveau. Die Auswirkungen der im November beschlossenen Corona-Maßnahmen sind schon jetzt erkennbar. ## Apple und Google registrieren weniger Mobilität Bereits im September setzte vor allem in den Ballungsräumen und Großstädten der Bundesrepublik ein abermaliger Rückgang der Alltagsmobilität ein. Verzeichneten die [Bewegungsdaten von Apple Maps](https://covid19.apple.com/mobility) in den Monaten Juli und August noch deutlich mehr Autofahrten als zu Jahresbeginn, liegen die Werte im Vergleich zum Basiswert (13. Januar 2020) derzeit bei durchschnittlich minus zehn Prozent. Regional variieren diese Werte teils erheblich. So wurde Anfang der Woche in Köln ein Rückgang der Autofahrten um 28 Prozent registriert, in Stuttgart -24%, in München -17%. In Berlin (-7%), Hamburg (-4%) fiel der Rückgang weitaus geringer aus. Kaum Änderungen gibt es in den neuen Bundesländern, die jedoch nur sporadisch von der Apple-Statistik erfasst werden. Dresden verzeichnet hier sogar ein leichtes Plus (1%). Auch der Technologieriese Google erstellt regionale Bewegungstrends für eine Reihe von Ortskategorien. Ausgehend von einem Mittelwert der fünf Wochen vom 3. Januar bis 6. Februar 2020 lässt sich auch hier ein deutlicher Rückgang im Mobilitätsverhalten erkennen. Zum Stichtag am 30. Oktober gab es in der Kategorie „Einzelhandel und Freizeit“ zehn Prozent weniger Besuche in Restaurants, Cafés, Einkaufszentren, Freizeitparks, Museen, Bibliotheken und Kinos. Knotenpunkte des öffentlichen Verkehrssystems wie U-Bahn-Stationen, Bushaltestellen und Bahnhöfe suchten 24 Prozent weniger Nutzer auf. Die Arbeitsstätten wurden zu 17 Prozent weniger angesteuert. Wie sich diese Entwicklung auf die kommenden Unfallstatistiken auswirken werden, bleibt abzuwarten. Die mit jeweils zweimonatigem Abstand veröffentlichten [Blechschaden-Zahlen des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden](https://schaden.news/de/article/link/41966/blechschaeden-august-2020) lagen im August erstmals seit der Krise wieder annähernd auf Vorjahresniveau. ## Lkw-Fahrleistungsindex bleibt relativ stabil Relativ unbeeindruckt von den derzeitigen negativen Entwicklungen blieb der Lkw-Fahrleistungsindex, der ermittelt, welche Strecken große Lkw mit mindestens vier Achsen auf Deutschlands Autobahnen zurücklegen. Der vom Bundesamt für Güterverkehr (BAG) und dem Statistischen Bundesamt (Destatis) eingeführte Konjunkturindikator war im September den fünften Monat in Folge angestiegen, und zwar um 0,8 Prozent gegenüber dem Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sind es sogar 1,3 Prozent mehr. Bereinigt um die tagesaktuellen Spitzenwerte zeigt sich allerdings, dass sich der Maut-Index bereits seit Februar in einer Phase des Abschwungs befindet und die zwischenzeitliche Erholung nach wie vor unter diesem Trend liegt. ## Konjunktureller Abschwung durch zweiten Lockdown wahrscheinlich Auch wenn sich der massive und umfassende Wirtschaftseinbruch vom Frühjahr wohl nicht wiederholen dürfte, gehen die Experten im [Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)](https://www.iab-forum.de/einschaetzung-des-iab-zur-wirtschaftlichen-lage-oktober-2020/) aufgrund dieser und weiterer Indikatoren davon aus, dass die Konjunktur kurzfristig einen Rückschlag erleiden wird. Aufgrund der zeitlichen Begrenzung des Lockdowns sei jedoch mit einer relativ zügigen Erholung zu rechnen. Sorge bereitet indessen auch die Situation in den Betrieben. Hier seien die Ressourcen vielerorts bereits aufgebraucht und eine Ausweitung der staatlichen Hilfsmaßnahmen dringend erforderlich, heißt es in dem Bericht der Experten. Das trifft vor allem auch auf die Reparaturbranche zu, denn einen Vorlauf an Reparaturaufträgen wie beim ersten Lockdown gibt es diesmal nicht.
Christoph Hendel