2020-03-31T14:34:09+0000

Corona-Krise: BVdP fordert ab sofort DEKRA-Stundensatz

Die Lage ist für viele Karosserie- und Lackierbetriebe ernst, sehr ernst. In zahlreichen Gesprächen, die schaden.news gestern und heute (30./31. März) mit Betriebsinhabern geführt hat, zeigt sich: Die Coronakriste trifft die Werkstätten jetzt mit voller Härte. Denn nach und nach kommen gerade in vielen Partnerwerkstätten nun keine oder kaum noch vermittelte Unfallreparaturen an. ## Blanke Existenzangst im Nacken [Der Bundesverband der Partnerwerkstätten (BVdP) hat nun einen Appell veröffentlicht](https://schaden.news/download/link/jGZM), in dem der Vorstandsvorsitzende Reinhard Beyer die Situation mit dramatischen Worten beschreibt: „Ich habe auch Angst um unser aller wirtschaftliches Wohlergehen. Denn, als sei die Bedrohung unserer Gesundheit und unseres Lebens nicht schrecklich genug, sitzt vielen unserer Betriebsinhaber auch noch die blanke Existenzangst im Nacken.“ Viele Fragen beschäftigen die inhabergeführten K&L-Werkstätten und den Bundesverband: Wie lange gibt es noch Ersatzteile? Wann trifft uns der Virus und wir müssen in Quarantäne? Wann kommt der finanzielle Kollaps? Wie lange können wir unsere Existenz halten? „Nicht wenige fragen sich, warum sie diesen Job eigentlich noch machen sollen. Pulvere ich meine Ersparnisse jetzt in einen Betrieb, den es in einem halben Jahr nicht mehr gibt?“, fragt Reinhard Beyer in seinem Appell. ## Die Hilfe der Kfz-Versicherer und Schadensteuerer reicht nicht aus Die Schadensteuerungsbetriebe, die zum größten Teil im BVdP organisiert seien, würden schon lange in den Markt rufen, dass ihre Investitionsfähigkeit erhalten bleiben müsse, schreibt Reinhard Beyer. Weiter heißt es: „Dass es Facharbeitermangel gibt. Dass Mitarbeiter besser bezahlt werden müssen. Dass Ersatzteilmargen erhalten bleiben müssen.“ Die Steuerer und angeschlossene Versicherer zeigen im Moment durchaus Verständnis und schieben einiges an, ist Reinhard Beyer in dem Appell überzeugt. Er fragt allerdings auch: „Können wir Betriebe uns damit schon zufriedengeben?“ Seine Antwort lautet „Nein!“ Nach seinen Worten seien die [angekündigten Hilfsmaßnahmen von Schadensteuerern und Kfz-Versicherern](https://www.schaden.news/de/article/link/41558/corona-krise-schadenbranche-startet-hilfsmassnahmen) nicht ausreichend. ## Verrechnungssätze auf das Niveau der mittleren ortsüblichen DEKRA-Stundensatzes anheben „Wenn unsere großen Work-Provider es wirklich ernst damit meinen, dass sie gemeinsam mit uns durch die Krise gehen wollen, dann dürfen sie es jetzt nicht bei oberflächlichen Maßnahmen belassen“, betont der Vorstandsvorsitzende. „Dann müssen sie die Verrechnungssätze jetzt sofort mindestens auf das Niveau der mittleren ortsüblichen Verrechnungssätze laut Dekra anheben und mindestens bis zum Ende der Coronakrise bezahlen.“ Des Weiteren sollten Schadensteuerer und Kfz-Versicherer den Partnerwerkstätten sofort jegliche Marge aus dem Ersatzteilgeschäft lassen und die „jetzt offensichtlich sogar noch dazu kommenden Logistikkosten ohne Wenn und Aber übernehmen.“ Darüber hinaus fordert Reinhard Beyer: „Dann müssen wir endlich von jedem Steuerer unser Lackmaterial vollständig bezahlt bekommen.“ ## Leistung muss wieder im Vordergrund stehen In dem Statement steht zudem, dass das „Geschachere darum, wer es geschafft hat, uns am meisten im Preis zu drücken – und nichts anderes bedeutet es, wenn ein Workprovider sich gegenüber seinen Kunden mit dem niedrigsten verhandelten Stundenverrechnungssatz brüstet – endlich aufhören.“ Leistung und Leistungsfähigkeit müssten wieder im Vordergrund stehen und nicht, wer am billigsten arbeiten könne. ## Betriebe müssen jetzt dringend zusammenstehen! „Ich spreche im Namen des gesamten BVdP, wenn ich den Betrieben dringend zurufe: Ihr müsst jetzt endlich zusammenstehen. Gerade in der Krise müsst ihr zusammenhalten! Wir dürfen uns nicht mehr in Gruppen, Grüppchen und Einzelbetriebe aufspalten lassen“, appelliert Reinhard Beyer mit dramatischen Worten an die Partnerwerkstätten. Gleichzeitig signalisiert der Vorstandsvorsitzende an die Kfz-Versicherer und Schadensteuerer: „Ich spreche aber auch für den BVdP, wenn ich unseren Volumenkunden das Versprechen gebe, dass wir auch weiterhin alles tun werden, um ihr eigenes Geschäftsmodell mit unserem ganzen Engagement zum Erfolg zu tragen. Ohne unseren Beitrag gäbe es in Deutschland nicht die extrem hohe Qualität in der Unfallreparatur und damit viel weniger Sicherheit.“
Christian Simmert