2020-02-05T08:25:00+0000

Hella Gutmann Solutions: Alternative für freie Betriebe bei der Fahrzeugdiagnose

Für Mehrmarkenbetriebe werden Aufgaben wie Systemdiagnose, Komponentenfreischaltungen, Flashen, Justieren und Kalibrieren von Fahrerassistenzsystemen an modernen Fahrzeugmodellen nach Herstellervorgaben künftig noch komplexer. Dabei haben Karosserie- und Lackierbetriebe in der Unfallschadenreparatur bisher zwei Optionen: „Entweder sie investieren in die entsprechende IT-Infrastruktur, Hard- und Softwareausrüstung sowie das Know-how ihrer Mitarbeiter oder sie beauftragen eine Vertragswerkstatt mit besonders schwieriger Diagnose und Kalibrierung“, erklärt Jürgen Hofmann, Head of Aftermarket Services bei Hella Gutmann Solutions. Oftmals hadern Betriebe jedoch aufgrund der geringen Rendite mit der Investition in Hightech-Diagnosegeräte, IT und Vorrichtungen, etwa für Kalibrierungen. Der zunehmende Wettbewerbsdruck erschwert die Kooperation mit Vertragshändlern und Markenwerkstätten. „Hier setzen wir an. Wir wollen freie Werkstätten noch stärker mit Services unterstützen und ihnen eine neue Alternative aufzeigen“, betont Geschäftsführer Rolf Kunold von Hella Gutmann Solutions. ## Alles in einem System Eine Lösung stellte der Diagnosespezialist aus Ihringen Ende Januar in Nürnberg vor: ein Kalibrier- und Diagnose-Center, mit dem Namen „Check Point powered by Hella Gutmann Solutions“. „Der Check Point ist standardmäßig mit allen aktuellen Hella-Gutmann-Geräten ausgestattet und für alle Leistungen im Rahmen der Diagnose und Kalibrierung – auch an sehr jungen Fahrzeugmodellen -ausgelegt: von der Multimarkendiagnose über die Kalibrierung von Kamera-, Lidar- und Radargestützten Fahrerassistenzsystemen bis hin zur Einstellung adaptiver Lichtsysteme“, heißt es von Unternehmensseite. ## Digitale Kalibriertafeln In diesem Rahmen bringt das Ihringer Unternehmen unter anderem digitale Kalibriertafeln für Frontkameras zum Einsatz. Diese können noch schneller zur Verfügung gestellt werden, als die gedruckten Kalibriertafeln, mit denen die vor sechs Jahren im Markt eingeführte Standardausführung des Camera & Sensor Calibration Tool, kurz CSC-Tool, arbeitet. Um Radarsensoren und Kameras an allen gängigen Fahrzeugmarken kalibrieren zu können, müssen Werkstätten eine Vielzahl markenspezifischer Targets vorhalten. In einem Check Point hingegen wird künftig nur eine einzige Projektionswand benötigt: Die Targets werden online zur Verfügung gestellt und auf die Kalibriertafel aufgespielt, sie lassen sich jederzeit problemlos austauschen und ergänzen. „Das CSC-Tool Digital ist so noch nicht auf dem Markt, jedoch bereits in den Check Point integriert, um auch jüngste Fahrzeugmodelle einstellen zu können“, erklärt Jürgen Hofmann. ## Hella Gutmann schaltet sich zur Unterstützung auf das Gerät Ebenfalls neu: der sogenannte macs Remote Service. Über dieses Verfahren kann ein Werkstattmitarbeiter bei Problemen einen Hella-Gutmann-Spezialisten per Chatfunktion oder Telefonat in den Kalibrier- und Diagnoseprozess einschalten. Für die externe Unterstützung sitzen insgesamt 60 Mitarbeiter im Technikcenter in Ihringen. Der Spezialist kann die Daten per „Fernwartung“ live auslesen, Fahrzeugsteuergeräte ansteuern und Diagnose sowie Kalibrierungsarbeiten durchführen. „Das ist die digitale Zukunft: Die Werkstätten holen sich einen Spezialisten ins Auto, der hunderte Kilometer entfernt sitzt“, betont Jürgen Hofmann. Auch dieser Service steht zunächst nur exklusiv für Check Points zur Verfügung. ## Auch freie Werkstätten können Check Point nutzen Doch welchen Nutzen hat der Check Point powered by Hella Gutmann Solutions nun für kleinere Mehrmarkenbetriebe, die nicht über die finanziellen oder räumlichen Möglichkeiten verfügen, um einen eigenen Check Point zu betreiben? „Der Check Point ist ein Konzept zur Selbsthilfe unter dem Motto „Werkstatt hilft Werkstatt“, erklärt der Geschäftsführer. Ziel sei es, mit Hilfe verschiedener Partner wie IRS ein flächendeckendes Netz an Check Points in Deutschland zu schaffen, welches ebenso freien Werkstätten zur Verfügung steht. Statt zum OE-Vertragspartner könnten freie Werkstätten künftig die Dienstleistungen eines Check Points in ihrer Nähe nutzen. Die Arbeiten werden vor Ort ausschließlich von einem eigens dafür qualifizierten Techniker durchgeführt. ## Hohe Standards für Check Points Natürlich können auch freie Werkstätten einen Check Point auf ihrem Gelände errichten. Dafür müssen jedoch bestimmte Standards erfüllt werden. Unter anderem definiert Hella Gutmann eine Mindestgröße sowie besondere Lichtverhältnisse und thermische Bedingungen. Außerdem müssen eine nivellierte Aufstandsfläche für Fahrzeuge und spezifische IT-Voraussetzungen vorhanden sein. „Um zu verhindern, dass während der Diagnose die Verbindung zusammenbricht, ist eine stabile Datenleitung notwendig. Deswegen kooperieren wir mit einem IT-Spezialunternehmen, das die Leitungen vor Ort testet und gegebenenfalls nachbessert“, erklärt Jürgen Hofmann.
Carina Hedderich