2019-11-27T13:58:11+0000

Werkstattnetzwerk Acoat Selected stellt sich auf Marktveränderungen ein

Die Veränderung der Mobilität von Morgen ist das beherrschende Thema der Branche. Auch die Acoat Selected Management-Konferenz vom 22. bis 24. November stellte die Auswirkungen der E-Mobilität und des (teil)autonomen Fahrens für K&L-Betriebe in den Mittelpunkt. In Frankfurt wurde deutlich: Der Wandel trifft den Unfallschadenmarkt wohl härter als bisher angenommen. ## BMW: Sensortechnik erfordert andere Serien- und Reparaturlacksysteme Der steigende Verbau von Radar- und Sensortechnik für Fahrerassistenzsysteme hat offenbar gravierende Auswirkungen auf die Unfallinstandsetzung. Bisher diskutieren Branchenexperten bei der Reparatur von Stoßfängern vor allem über die Einhaltung der Herstellervorgaben. Auch bei der Kameratechnik in der Frontscheibe stand vor allem die Herausforderung der Rekalibrierung für freie Betriebe im Mittelpunk der Betrachtung. BMW stellte nun beim Treffen in Frankfurt klar: das teilautonome Fahren wird auch die Lacksysteme verändern. Dr. Ingo Weber, Gruppenleiter Radarsysteme, und Claudia Stephan, Leiterin Prozesslabor, von der BMW AG machten deutlich, dass Serien- und Reparaturlacke künftig die Funktion von Radar und Lidar sicherstellen müssten und nehmen die Lackhersteller in die Pflicht. Denn sowohl die chemische Zusammensetzung der Lacke als auch die Farbe haben Einfluss auf die Funktion der Fahrerassistenzsysteme. Leitfähige Pigmente mit Alu- oder Titan-Flakes haben nach Meinung von BMW negativen Einfluss auf die Sensorik. Schon heute ist deshalb nach Herstellervorgabe keine Reparatur bei Beschädigungen in den Bereichen der Sensoren an Stoßfängern möglich. ## „Farbtöne müssen im Zweifelsfall ausgeschlossen werden“ Was bedeutet dies für die Zukunft? Neben Farbdesign und Anmutung „müssen künftig im Rahmen der Farbentwicklung auch Radar- und Lidartests sowie -messungen integriert werden“, betonte Claudia Stephan. Die Herausforderung dabei: Radar und Lidar stellen aufgrund ihrer Funktionsweise teils konträre Anforderungen an die Lacke. Während für den Radar die Dämpfung minimiert werden muss, benötigt der Lidar eine möglichst hohe Reflektivität. „Im Zweifelsfall müssen Farbtöne, die die Assistenzsysteme beeinträchtigen, ausgeschlossen werden“, betonte Dr. Ingo Weber. ## Kfz-Versicherer: Sind K&L-Betriebe fit für die E-Mobilität? Die Herausforderungen hinsichtlich der E-Mobilität für die Branche wurden aus Sicht des TÜV Rheinland und der Sparkassen-Versicherung Sachsen erläutert. Auch wenn Deutschland laut Benjamin Burkard, Vertriebsleiter AkzoNobel für Deutschland, Österreich und die Schweiz, bei der E-Mobilität eher noch als „Entwicklungsland“ einzustufen sei, sei die Entwicklung nicht mehr aufzuhalten. Entsprechend müsse sich die Branche bereits heute auf die Veränderungen einstellen. Versicherungsrechtlich gibt es aktuell keine besonderen Regeln hinsichtlich elektrobetriebener Fahrzeuge, erklärte Rajko Groeger von der Sparkassen-Versicherung Sachsen. Allerdings warnte er: „Die zentrale Frage für die Versicherer stellt sich im Bereich Schadenmanagement. Wie können wir sicherstellen, dass die Werkstätten beschädigte E-Fahrzeuge fachgerecht instandsetzen können?“ Aus Sicht der Versicherer sei ein Nachweis über den qualifizierten Umgang mit Hochvoltanlagen künftig unumgänglich. ## 2035: Rückgang der Schadenhäufigkeit um 15 Prozent erwartet Die Sparkassen-Versicherung Sachsen rechnet nicht damit, dass sich das Schadenvolumen gravierend auf die Reparaturaufträge für Karosserie- und Lackierbetriebe auswirken wird. „Assistenzsysteme und automatisierte Fahrfunktionen vermeiden einen Teil der Schäden und wirken sich auf Kfz-Haftpflichtschäden stärker aus als auf Kaskoschäden“, lautet die Einschätzung von Rajko Groeger. Er fügte hinzu: „Die Systeme verhindern in der Praxis weniger Schäden als in der Theorie.“ Klar sei jedoch, dass Assistenzsysteme und automatisiertes Fahren Reparaturen teurer machen würden. Eine Studie der Sparkassen-Versicherung kommt zu dem Schluss, dass sich die Anzahl der Unfälle nur bis um maximal 15 Prozent verringern würden. ## Netzwerkpartner weiter stärken AkzoNobel bereitet die Betriebe seines Partnernetzwerkes Acoat Selected im nächsten Jahr auf die Veränderungen der Zukunft vor. Dabei steht nicht nur die Bewältigung der kommenden Herausforderungen im Rahmen der E-Mobilität im Mittelpunkt, sondern auch das Erschließen neuer Geschäftsfelder. Gemeinsam mit Global Automotive Service (G.A.S.) sollen die K&L-Betriebe im Umgang mit Hochvoltanlagen in Fahrzeugen geschult werden. Auch beim Einstieg in den Reifenservice unterstützt G.A.S. mit Qualifizierung, um vor allem im Flottengeschäft besser Fuß zu fassen. Betriebe des speziell zertifizierten Acoat Selected Intense Netzwerkes sollen darüber hinaus auch Partnerwerkstätten des neu gegründeten Schadensteuerers Global Automotive Repair (G.A.R.) werden. Kai Gräper, Manager Acoat Selected für Deutschland, Österreich und die Schweiz, zeigte sich bei der Management-Konferenz zuversichtlich, dass die Partner die Herausforderungen der Zukunft meistern. „Wenn Sie sich frühzeitig auf die Veränderungen einstellen.“ ## Nachhaltigkeit spielt in Zukunft eine stärkere Rolle Einen besonderen Fokus legte Vertriebsleiter Benjamin Burkhard in Frankfurt auf die aktuelle gesellschaftliche Diskussion zum Umwelt- und Klimaschutz. „Die gesellschaftliche Diskussion um den Klimawandel hat auch unsere Branche erreicht. Nachhaltigkeit muss künftig als Geschäftsmodell in den Betrieben gelebt werden.“ Er appellierte in der Mainmetropole dafür, Nachhaltigkeit nicht als Einschränkung, sondern als Chance zur Kundenbindung zu verstehen. Auch AkzoNobel will sich dahingehend verändern. Schon jetzt verzichte man auf Gebinde aus Plastik. Künftig wolle der Lackhersteller seine Kunden auch überzeugen, die Taktung der Materiallieferung zu ändern, um den CO2-Ausstoß zu verringern. „Denken wir gemeinsam darüber nach, ob die Lieferung einmal in der Woche nicht vielleicht doch ausreichend ist.“ Während der Management-Konferenz sprach auch die Initiative „Plant for the Planet“ über die Auswirkungen der globalen Klimaveränderungen auf die Gesellschaft. Die Kinder und Jugendlichen forderten die rund 750 Teilnehmer in einem bewegenden Vortrag auf, schnell zu handeln, um die Klimakrise zu entschärfen. AkzoNobel unterstützt fortan die Initiative „Plant for the Planet“ und will gemeinsam mit dieser im nächsten Jahr 40.000 Bäume pflanzen, um einen Beitrag zur CO2-Reduktion zu leisten.
Carina Hedderich