2019-04-30T14:20:42+0000

Heiße Diskussion über Azubi-Mindestlohn

Als Frage der Wertschätzung hatte Bundesbildungsministerin Anja Karliczek kürzlich die Einführung eines gesetzlichen Azubi-Mindestlohns bezeichnet und einen breiten Konsens vorausgesetzt: „Auszubildende packen schon im ersten Ausbildungsjahr in den Betrieben mit an. Sie tragen zur Wertschöpfung bei, während sie gleichzeitig noch lernen. Deshalb ist eine Mindestvergütung auch eine Frage der Anerkennung dieser Leistung. Da sind wir uns sicher einig.“ Doch zumindest im Handwerk scheint man sich keineswegs so einig über die für Januar 2020 geplante Maßnahme zu sein. Das zeigen die zahlreichen Facebook-Kommentare zu unserem jüngst veröffentlichten Beitrag zum Mindestlohn, die wir hier kurz zusammenfassen. ## Leistungsgerechte Bezahlung vs. Kostenexplosion In einigen der Beiträge wird der Azubi-Mindestlohn als geeignete Maßnahme begrüßt, eine Ausbildung im Handwerk attraktiver zu machen. Besonders wenn ein Auszubildender „eine gewisse ansteigende Leistung bringt, soll er oder sie auch dementsprechend bezahlt werden“, heißt es beispielsweise in den Kommentaren. Auch aufgrund gestiegener Lebenshaltungskosten wird die Mindestausbildungsvergütung begrüßt. Demgegenüber stehen viele Stimmen, die einen weiteren Rückgang der Ausbildungsbereitschaft bei kleinen und mittelständischen Unternehmen und weiteren Fachkräftemangel befürchten. Teilweise wird daher der Standpunkt vertreten, dass diese Betriebe eine entsprechende Förderung erhalten sollen. ## „Lehrlinge verursachen nur Kosten“ Deutlich vertreten ist in vielen der Kommentare eine stark pessimistisch gefärbte Einstellung gegenüber dem Ausbildungsprinzip an sich. Zum einen fehle es dem Auszubildenden der „Generation Doof“ an Lernbereitschaft und Disziplin. Gerne wird in diesem Zusammenhang darauf verwiesen, dass es sich aus Betriebsinhabersicht nicht rechne, jemanden anzulernen, der „Geld kostet, der überwacht werden muss, dem man auf gut deutsch alles hinterhertragen muss“. Bemängelt wird auch die Konsumentenhaltung vieler Azubis und das mangelnde Bewusstsein dafür, dass die Vermittlung von Wissen an sich einen Wert darstelle. Als Gegenargument wird hierzu angeführt, dass es freilich die Ausbilder selbst in der Hand haben, die Lehrlinge so anzuleiten, dass diese zugleich etwas lernen und zur Wertschöpfung beitragen. ## „Die Löhne der Gesellen müssen hoch“ Breite Zustimmung erhalten Beiträge, die sich für eine finanzielle Besserstellung der bereits ausgelernten Beschäftigten aussprechen. Die Attraktivität einer Ausbildung könne demzufolge auch durch die Signalwirkung attraktiver Gesellengehälter erhöht werden. „Wenn der Beruf geil bezahlt wird, dann wollen die das auch lernen. Die Löhne der Gesellen müssen hoch“, resümiert einer der Kommentierenden. Diese Argumentation wird auch von jenen geteilt, die am liebsten ganz auf eine Ausbildungsvergütung verzichten würden, solange „der Job später ordentliches Geld bringt“.
Christoph Hendel